Thema des Tages

03-11-2016 14:40

Wintereinbruch

In den Medien ist in den vergangenen Tagen hier und da über die
Möglichkeit eines Wintereinbruchs zu Beginn der kommenden Woche
berichtet worden. Eines der Schlagworte dabei war "Schnee bis ins
Flachland".

Inzwischen simulieren die Wettervorhersagemodelle die Abläufe etwas
einheitlicher als noch vor einigen Tagen. Auch die sogenannten
Ensemblevorhersagen, bei denen man mit ein und demselben Modell
mehrere potentielle Abläufe simuliert, zeigen inzwischen, zumindest
bis in die kommende Woche hinein, ein recht klares Bild. Und nach
diesem Bild können wir zumindest ein bisschen am Winter schnuppern.

In der Grafik sieht man flächig dargestellt die Temperaturen in 850
hPa, also in etwa 1,5 km Höhe, sowie die Linien gleichen Luftdrucks
(Isobaren). Dabei stammen die Werte im linken Teil der Grafik aus dem
Modell des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage,
die Werte rechts sind dem DWD-Modell ICON entnommen. Bedenkt man,
dass der Vorhersagezeitpunkt doch noch recht weit in der Zukunft
liegt, so ist zumindest die ähnliche Lage des Tiefs bei Sardinien
bemerkenswert.

Natürlich zeigen sich zwischen den Modellen auch Unterschiede. Neben
der Form des vorhergesagten Mittelmeertiefs oder dem kräftigen Tief,
das EZMW über dem Baltikum (rote Isobaren) simuliert, sind
Unterschiede auch bei den Temperaturen zu erkennen. Diese sollen im
Norden Deutschlands je nach Modell bei -7 oder -9 Grad liegen. Das
diesbezüglich etwas kältere ICON lässt die Kaltluft auch deutlich
weiter nach Benelux und Frankreich ausgreifen (dunklere Blautöne). Da
aber die prognostizierten Temperaturen beider Modelle durchaus
"winterkompatibel" sind, ist ein Schnuppern am Winter recht sicher
möglich (Vorsicht: Rote-Nasen-Gefahr!).

Und was ist mit dem Schnee? Nun, von den Temperaturen her könnte es
insbesondere nachts mit dem Schnee bis in tiefe Lagen klappen. Ob er
zumindest vorübergehend liegen bleibt? Selbst da bestehen Zweifel, z.
B. im Oberrheingraben. Und es ist auch noch nicht ausgemacht, ob, wo
und wieviel Schnee fällt. Während nämlich das EZMW-Modell recht
feuchte und damit schneeträchtige Luft vorhersagt, soll die Luft nach
unserem Modell ICON deutlich trockener sein, was natürlich auch die
Chancen auf eine erste Rodelpartie in den Mittelgebirgen drückt.

Wie winterlich der Wintereinbruch wird, da bleiben also noch ein paar
Fragen offen. Aber warm anziehen müssen wir uns auf jeden Fall.


Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.11.2016