Thema des Tages

21-08-2023 13:50


Wetter aktuell

Erhöhte Aktivität auf dem Atlantik!

In den letzten Tagen machte der Hurrikan Hilary Schlagzeilen, der als
erster Hurrikan der Kategorie 1 im Nordwesten Mexikos an Land ging
und für Schäden sorgte. Aktuell befinden sich gleich mehrere
Wirbelstürme über dem Atlantik. Wie sieht deren weitere Entwicklung
aus?
Franklin, Gert und Emily, sowie zwei weitere tropische
Gewittersysteme befinden sich aktuell über dem Atlantik. Momentan
befinden wir uns noch am Beginn der Hurrikansaison und es wurden
schon acht Stürme registriert. Damit sich solche Stürme überhaupt
bilden können, sind verschiedene Voraussetzungen förderlich. Zum
einen muss ein ausreichendes Energiereservoir dem Sturm zur Verfügung
stehen. Dabei sollten die Meeresoberflächentemperaturen mindestens 26
Grad betragen, damit sich der Sturm optimal entwickeln kann. Ein
Blick auf den Atlantik zeigt, dass dies momentan in einem Gebiet,
dass teils sogar bis 40 Grad Nord reicht, der Fall ist. Örtlich
liegen die Werte wie zum Beispiel in der Karibik oder im Golf von
Mexiko bei 30 oder sogar darüber. Zudem werden diese hohen
Temperaturen auch bis in tiefere Schichten beobachtet.


Außerdem werden als Vorläufer große Gewittersysteme (mesoskalige
konvektive Systeme) benötigt, die als Brutstätte für tropische
Wirbelstürme dienen. Diese Systeme verlagern sich häufig von
Westafrika auf den Atlantik und können sich dort teilweise deutlich
verstärken. Ob diese Verstärkung stattfindet, hängt maßgeblich von
zwei Bedingungen ab. Ein wichtiger Faktor ist die Feuchte in der
mittleren Troposphäre. Bei ungünstigen Bedingungen kommt es häufig
über der Westsahara zu Staubausbrüchen, die trockene Luft in
mittleren Schichten nach Westen tragen. Gleichzeitig sorgt die
Wechselwirkung der Sonnenstrahlung mit den Aerosolen für eine
Stabilisierung der Schicht, wodurch die Konvektion gehemmt wird.
Somit ist die Entwicklung von Hurrikans während intensiver
Staubausbrüche stark eingeschränkt.


Ein weiterer wichtiger Faktor, der gerade bei der Intensivierung von
tropischen Wirbelstürmen eine Rolle spielt, ist die vertikale
Windscherung. Hohe Werte in Verbindung mit trockener Luft in der
mittleren Troposphäre sind häufig das Todesurteil für diese Stürme.
Die Scherung sorgt nämlich dafür, dass trockene Luft in das Zentrum
der Stürme eingeführt werden kann und somit die Energiezufuhr vom
Ozean abgeschnürt wird. Aktuell ist die Windscherung von Westafrika
bis nach Florida häufig erhöht, sodass sich die aktuellen
Wirbelstürme trotz der sehr hohen Meerestemperaturen schwertun sich
weiter zu verstärken.


So wird von den drei tropischen Wirbelstürmen nur Franklin weiterhin
seine Stärke aufrechterhalten können. Dieser Sturm verlagert sich
nach Norden und wird zum Mittwoch in der Dominikanischen Republik an
Land gehen. Dort werden intensive Regenfälle und orkanartige Böen
erwartet. Ansonsten sind die Bedingungen im Atlantik aktuell
zumindest für starke Hurrikane trotz der hohen
Meeresoberflächentemperaturen eher hinderlich. Dafür spricht auch das
Klimaphänomen El Niño, das zurzeit auftritt und im Atlantik generell
für eine geringe Aktivität starker Hurrikane sorgt.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.08.2023

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