Thema des Tages

31-08-2023 10:50


Wetter aktuell
Auf einen herbstlichen Wettercharakter zum meteorologischen
Herbstanfang folgt der Spätsommer


Der Herbst lässt vorübergehend die Muskeln spielen, kann aber den
Spätsommer noch nicht aufhalten. Zahlreiche Tiefs gestalten das
Wetter derzeit unbeständig, teils windig und recht kühl. Nachts rückt
das Herbstphänomen Nebel in den Fokus. Ab Sonntag schlägt die Stunde
des Spätsommers!

Am morgigen 1. September beginnt nach meteorologischer Zeitrechnung
der Herbst. Damit das die Meteorologen in diesem Jahr nicht
vergessen, zeigt sich das Wetter schon zum Sommerende entsprechend
herbstlich. Denn derzeit treiben noch zahlreiche kleine Tiefs und
deren Ausläufer Ihr Unwesen über Nord-, West- und Teilen
Mitteleuropas. Einhergehend beeinflussen sie zunächst auch weiter das
Wetter in Deutschland. Nachdem Tief FRANZ bei Dänemark mit seinem
Frontenzug abgezogen ist, liegt Tief GÜNTER nordwestlich von Irland
in Lauerstellung und schickt seine Ausläufer schon von Frankreich her
gen Benelux und Deutschland. Nachfolgend soll es sich dann eine
Luftmassengrenze über Deutschland bequem machen. Somit löst zum
Freitag ein regnerischer Wettercharakter das heutige Schauerwetter
ab.

Dabei gelangt zunächst weiter nur mäßig warme Atlantikluft ins Land,
sodass die heutigen Höchstwerte von 16 bis 22 Grad wenig sommerlich
daherkommen. Nachts können die Temperaturen bei größeren
Auflockerungen schon deutlich in den einstelligen Temperaturbereich
absinken. Zudem kann sich in der feuchten, auskühlenden Luft schon
häufiger Nebel bilden.

Besonders der sogenannte Strahlungsnebel hüllt die Landschaften in
bodennahen Schichten zunehmend in einen weiß-grauen Schleier. Der
Strahlungsnebel beruht dabei im Wesentlichen auf bodennahes
Auskühlen. Bei klarem Himmel gibt der Boden viel Wärme an die Luft ab
und kühlt somit stark aus. Umso länger die Nacht dauert, desto
stärker kann der Boden bei wolkenlosen Verhältnissen auskühlen.
Zeitlich verzögert kühlt der Boden schließlich auch die bodennahen
Luftschichten ab. Verfügt die Luftschicht über eine ausreichende
Menge an Feuchte, kann diese ab einer bestimmten Temperatur
(Sättigung der Luft mit Wasserdampf) zu kleinen Tröpfchen
kondensieren. Nachfolgend bilden sich bodennahe Wolken, die wir als
Nebel wahrnehmen. Für Autofahrer können diese Nebelfelder aufgrund
einer raschen Verschlechterung der Sichtverhältnisse sehr tückisch
sein.

In den kommenden Tagen kann vor allem in der Mitte im Umfeld der
Luftmassengrenze durchaus auch der Mischungsnebel örtlich zum Thema
werden. Diese Nebelart entsteht durch Abkühlung der Luft in der Nacht
bei gleichzeitiger Zufuhr von Wasserdampf. Er tritt häufig im Bereich
von Warmfronten auf, wo relativ warme feuchte Luft aus höherliegenden
Luftschichten der kalten bodennahen Schicht Feuchtigkeit zuführen.
Kühlt sich das entstehende Luftgemisch bis zur Kondensation ab,
entstehen Nebeltröpfchen.

Egal welcher Nebel nun die Sicht einschränken mag, wenn die Sonne am
Himmel höher steigt und die Luft wieder erwärmt, löst sich der Nebel
auf. Der Grund dafür ist, dass wärmere Luft eine größere Menge an
Feuchte aufnehmen kann, sodass die kleinen Nebeltröpfchen verdunsten
und der Luft wieder als Wasserdampf erhalten bleiben.
Je nach Bedeckung kann die Luft im Vergleich zu den Sommermonaten
nachts nun schon deutlich stärker auskühlen. Dies liegt im
abnehmenden Tageslicht. Während zum Sommeranfang am 21. Juni die
Sonne knapp 16,5 Stunden am Himmel steht, müssen sich die Menschen in
Deutschland in dieser Woche schon mit etwas über 13 Stunden begnügen.
Zum kalendarischen Herbstanfang am 23. September werden es dann
schon keine 12,5 Stunden mehr sein. Die geringste Dosis an Tageslicht
erwarten wir dann zum Winteranfang am 21. Dezember.
Das herbstliche Intermezzo zum meteorologischen Jahreszeitenwechsel
wird aber rasch wieder vom Spätsommer abgelöst. Ab Sonntag kann sich
vom Atlantik eine Hochdruckzone ostwärts über weitere Teile des
Landes bis nach Osteuropa ausbreiten. Einhergehend sinkt die Luft aus
größeren Höhen zum Boden und trocknet dabei ab. Entsprechend weichen
die Wolken dem Sonnenschein, der auch die Temperaturen wieder in die
Höhe schiebt. Verbreitet sollen demnach sommerliche Werte zwischen 25
und 31 Grad an der Tagesordnung sein. Nur im Norden bleibt es mit
Werten von 20 bis 25 etwas kühler, aber durchaus angenehm.

Wie lange sich der Spätsommer über Deutschland festsetzt ist derzeit
schwer zu sagen, da ab Montag die Unsicherheiten stark zunehmen. Es
gibt aber durchaus Potential für eine spätsommerliche erste
Septemberwoche.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.08.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst