Thema des Tages

21-09-2023 12:50


Wetter aktuell
Tagundnachtgleiche läutet (kalendarischen) Herbstbeginn ein

Mit der unmittelbar bevorstehenden Tagundnachtgleiche geht der Sommer
auf der Nordhalbkugel zu Ende und am kommenden Samstag beginnt der
kalendarische Herbst. Was eine Tagundnachtgleiche ist und wie sie die
Jahreszeiten verursacht, klären wir im heutigen Thema des Tages.

In den vergangenen Wochen war es deutlich spürbar: Die Tage wurden
merklich kürzer und die Nächte länger. Besonders in den Abendstunden
ist es am ehesten wahrnehmbar, dass die Sonne zeitiger untergeht.
Aber auch den morgendlichen Arbeitsweg beginnen viele nun schon im
Dunkeln oder zumindest in der Dämmerung. Ein untrügliches Zeichen,
dass das Jahr fortgeschritten ist und wir uns dem kalendarischen
Herbstbeginn nähern.
Am kommenden Samstag, den 23. September 2023, ganz genau um 08:50 Uhr
Mitteleuropäische Sommerzeit beginnt der Herbst. Zu diesem Zeitpunkt
zieht die Sonne direkt über den Erdäquator hinweg. Die Sonne geht an
diesem Tag überall auf der Erde fast genau im Osten auf und im Westen
unter. Man spricht dabei von der Tagundnachtgleiche oder dem
Äquinoktium (von lat. aequus ? gleich und nox ? Nacht). Während bei
uns auf der Nordhalbkugel also die dritte Jahreszeit beginnt,
markiert das Äquinoktium auf der Südhalbkugel den Beginn des
Frühlings. Am Tag des Äquinoktiums dauern somit lichter Tag und Nacht
überall auf der Erde zumindest theoretisch gleich lang.
Jedem ist bekannt, dass Jahreszeiten existieren. Aber wodurch
entstehen sie? Das ist eine Frage, bei deren Beantwortung viele
Menschen regelmäßig in eine kleine Falle tappen. Oft hört man, dass
es auf der Erde kälter wird, wenn sie sich weiter von der Sonne
entfernt, und wärmer, wenn sie näher an unsere Wärmequelle
herankommt. Schließlich reist unser Planet auf einer Umlaufbahn um
die Sonne, die kein perfekter Kreis, sondern eher eine Ellipse ist.
Die Schlussfolgerung aus dieser Tatsache ist jedoch falsch. Unser
Erdorbit weicht nur zu drei Prozent von einem Kreis ab. Im nördlichen
Winter ist die Sonne der Erde eigentlich am nächsten und im Sommer am
weitesten entfernt. An der unterschiedlichen Entfernung zur Sonne
liegt es also nicht. Was beschert uns dann die Jahreszeiten?
Die Antwort ist schlicht gesagt: die Neigung! Die Erdachse ist
relativ zur Sonne gesehen nicht senkrecht ausgerichtet, sondern steht
in einem leicht schrägen Winkel von etwa 23,5 Grad. Während sich die
Erde um die Sonne dreht, bleibt dieser Winkel erhalten, weshalb das
Licht der Sonne nicht direkt auf die komplette Erdoberfläche trifft.
Wenn die Nordhemisphäre der Sonne weggeneigt ist, werden deren
Lichtstrahlen nur in einem schrägen Winkel aufgefangen. Während
dieser Phase herrschen kürzere und somit in der Regel auch kühlere
Tage. Gleichzeitig ist die südliche Hemisphäre der Sonne zugeneigt,
weshalb ihre Strahlen in einem steileren Winkel eintreffen und für
längere Tage sorgen. Nur zweimal im Jahr wird die Erde gleichmäßig in
das Licht der Sonne getaucht - nämlich zu den Tagundnachtgleichen.
Das zweite Äquinoktium findet um den 21. März statt, wenn sich die
eben beschriebenen Gegebenheiten auf der nördlichen und südlichen
Hemisphäre umkehren. Die Äquinoktien selbst definieren nur den
Zeitpunkt eines Ereignisses. Sie finden nicht wirklich statt, wenn
der Tag und die Nacht gleich lang sind, obwohl man das vielleicht
annehmen würde. Eigentlich ist es der Zeitpunkt, zu dem die Sonne am
Äquator genau im Zenit und die Sonnenstrahlen dort im 90 Grad Winkel
auf die Erdoberfläche treffen. Dann sind Tag und Nacht überall auf
der Erde nahezu gleich lang.
In unseren Breiten allerdings sind zum Äquinoktium Tag und Nacht
nicht exakt gleich lang und es ergibt sich ein Unterschied von
einigen Minuten. Der Tag erscheint tatsächlich etwas länger als die
Nacht. Zum einen erklärt sich diese Diskrepanz durch die Ausdehnung
der Sonnenscheibe. Während der Äquinoktien wird der geometrische
Mittelpunkt der Sonnenscheibe betrachtet, der an diesen Tagen etwa 12
Stunden oberhalb des Horizontes steht. Da allerdings die ersten und
letzten Sonnenstrahlen eines Tages vom oberen Rand der Sonnenscheibe
ausgehen, dauert der Tag also etwas länger. Zum anderen spielt die
Brechung des Sonnenlichts durch die Atmosphäre eine Rolle. Die
Erdatmosphäre beugt das Licht, weshalb es aussieht, als befände sich
die Sonne noch über dem Horizont, obwohl sie bereits untergegangen
ist. Der Kalendertag, an dem tatsächlich zwölf Stunden lichter Tag
und zwölf Stunden Nacht herrschen, ist somit um ein paar Tage in
Richtung Wintersonnenwende verschoben. Dieser Tag wird als Equilux
bezeichnet und liegt für den 50. Breitengrad (geografische Breite von
Frankfurt am Main) um den 25 September.
Zur diesjährigen Tagundnachtgleiche hält sich das Wetter zumindest
ein wenig an die Vorgaben. Der Samstag gestaltet sich vor allem in
der Nordwesthälfte mit einzelnen Schauern leicht wechselhaft.
Insbesondere an der See kann auch mal ein kurzes Gewitter dabei sein.
Südlich der Donau muss man sich bei dichter Bewölkung mit zeitweisem
Regen begnügen. In den Regionen vom Südwesten bis in den Nordosten
hingegen zeigt sich neben einigen Quellwolken häufiger die Sonne bei
nur geringer Schauerneigung. Während in Alpennähe die Höchstwerte
unter 15 Grad verharren, klettert das Quecksilber in den übrigen
Regionen auf 16 bis 21 Grad.




M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.09.2023

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