Thema des Tages

07-11-2016 14:40

Auf Brücken und in ungünstigen Lagen örtlich Glättebildung

Der erste Wintereinbruch spielt sich derzeit hauptsächlich auf den
Bergen ab. Aber auch in den Niederungen stellen sich in "ungünstigen
Lagen" teilweise überraschend winterliche Verkehrsverhältnisse ein.

Warum aber werden ausgerechnet Brücken in unseren Wetterberichten und
in den Warnungen erwähnt?

Oberflächen kühlen in klaren Nächten unter die Lufttemperatur, die in
2 Metern Höhe gemessen wird, ab. Bei weniger als etwa 2 Grad
Lufttemperatur kann daher die Oberflächentemperatur null Grad oder
weniger betragen.
Die Oberflächentemperatur hängt vom Material und der Farbe ab. Bei
den Farben reagiert schwarz, also die übliche Farbe des Straßenbelags
am stärksten.
Auf den Oberflächen kann sich der immer in der Luft vorhandene
Wasserdampf daher auch bei Lufttemperaturen über 0 Grad als Eis oder
Reif niederschlagen.
Im Herbst ist allerdings der Untergrund oft noch relativ warm. Er
kann daher im Allgemeinen die abgekühlte Erd- oder Straßenoberfläche
etwas "aufheizen", sodass sich Luft- und Oberflächentemperatur in
etwa entsprechen. Das verzögert oder unterbindet sogar in manchen
Fällen die Bildung von Glätte.
Brücken aber haben keinen wärmenden Untergrund und der Straßenbelag
kühlt daher vor der Umgebung auf Werte von null Grad oder weniger ab.
Damit kann auf Brücken Eis- oder Reifansatz erfolgen, auch wenn die
Straße sonst noch eisfrei ist und das Autothermometer noch Werte über
null Grad anzeigt.

Was sind denn nun die anderen ungünstigen Lagen?

Eine kennt jeder, nämlich die "Laternengarage", also das Parken am
Straßenrand:
Da wirkt der gleiche Effekt wie bei der Brücke - es fehlt ein
wärmender Untergrund - und führt zum Eiskratzen schon bei
Lufttemperaturen über null Grad, wobei vor allem das Material Glas
der begünstigende Faktor ist.

Geografisch ungünstige Lagen sind normalerweise Mulden und feuchte
Auen.
In Mulden sammelt sich die abfließende Kaltluft aus der Umgebung,
sodass die dort weiter auskühlende Luft bereits Eisbildung möglich
machen kann, während es außerhalb der Mulden noch wärmer als 0 Grad
ist.

Feuchte Auen begünstigen die Reif- bzw. Eisbildung auf nahegelegenen
Straßen und Wegen durch das große Angebot an Wasserdampf in der Luft,
die unabdingbare Voraussetzung für Glättebildung.

Der Wetterdienst warnt im Internet auf seiner Warnseite, aber auch in
seiner WarnWetterAPP vor Reif- und Eisglätte, wenn es sich
abzeichnet, dass dies verbreitet auftritt. Ist nur in den ungünstigen
Lagen mit Glätte zu rechnen, erhalten nur die Straßenmeistereien
einen separaten Hinweis. Sie machen dann in den Frühstunden ihre
Kontrollfahrten, um rechtzeitig vor Beginn des Berufsverkehrs mit
Streueinsätzen die Glättegefahr zu minimieren.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.11.2016

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