Thema des Tages

14-10-2023 14:20


Wetter aktuell
Vom Oktobersommer mit Vollgas in den Vollherbst


Die Wetterlage stellt sich um und zwar grundlegend. Die sehr warmen,
teils sommerlichen Tage sind gezählt und der Herbst hält krachend und
stürmisch Einzug. Wie es zur Umstellung kommt und was uns erwartet,
ist im heutigen Thema des Tages nachzulesen.


Die T-Shirts und kurzen Hosen können eingemottet werden. Dafür müssen
nur warme Klamotten und eventuell sogar Schal und Mütze aus dem
Schrank gekramt werden. Schuld daran ist eine markante
Wetterumstellung. Während seit Wochen fast ununterbrochen
ungewöhnlich warme Luftmassen in weiten Teilen des Landes
vorherrschend waren, erfolgt nun eine 180-Grad-Wende. Schuld daran
ist eine markante Kaltfront, zugehörig zu einem Tief über der
nördlichen Ostsee, die die sehr warme Luftmasse subtropischen
Ursprungs verdrängen konnte. Auf der Rückseite der Kaltfront fließt
Meeresluft polaren Ursprungs ein. Die einfließende Luftmasse ist
dabei etwa 15 Grad kälter als die Luftmasse der vergangenen Tage.

Dies zeigt sich auch deutlich bei den Höchstwerten. Während am
Freitag im Süden des Landes der späteste heiße Tag (Höchstwert über
der 30-Grad-Marke) der in Deutschland seit Messbeginn jemals
registriert wurde, auftrat, reicht es dort am Sonntag maximal noch
für Höchsttemperaturen um 15 Grad. Die Spitzenreiter des gestrigen
Freitags waren nach derzeitigem Stand Rheinfelden und Müllheim
(jeweils Baden-Württemberg) mit 30,1 Grad. In einigen Orten des
Südens wurde sogar ein neuer Monatsrekord verzeichnet und das Mitte
Oktober, was doch recht ungewöhnlich ist. Der Allzeitoktoberrekord
mit 30,9 Grad in Müllheim vom 07.10.2009 wurde dabei nur knapp
verfehlt.

Fast noch eindrucksvoller waren die Tiefstwerte der vergangenen
Nächte. In der Nacht zum heutigen Samstag lagen die vorläufigen
Minima lokal nicht unter der 20-Grad-Marke, was einer Tropennacht
entspricht. Beispielsweise war dies in Cottbus (Brandenburg) mit 20,8
Grad, Schipkau-Klettwitz (Brandenburg) mit 20,7 Grad und
Dresden-Klotzsche (Sachsen) mit 20,5 Grad der Fall. Dabei ist der
Wert aus Cottbus nach derzeitigem Stand das höchste Minimum, das
jemals in Deutschland im Oktober gemessen wurde.

Dass der Temperatursturz mit ordentlich Wind einherging, erklärt sich
fast von selbst, denn irgendwie müssen die immensen
Temperaturunterschiede ja ausgeglichen werden. An und vor der
Kaltfront kam es verbreitet zu stürmischen Böen und Sturmböen. An der
Küste traten teils auch schwere Sturmböen auf. Die Station Darßer Ort
(Mecklenburg-Vorpommern) meldete in der Nacht zum Samstag sogar eine
orkanartige Böe mit 112 km/h, Bft 11. Im Küstenumfeld bleibt der Wind
auch in den kommenden Tagen noch stürmisch und weht aus West bis
Nordwest. Auch sonst lebt er am Sonntag im Nordosten nochmals
deutlich auf. In den anderen Landesteilen bleibt der Wind zwar
spürbar, aber bei weitem nicht so kräftig wie in der vergangenen
Nacht und heute tagsüber.

Am Sonntag zieht über die Nordosthälfte des Landes ein Höhentief
hinweg und sorgt dort für sehr wechselhaftes Wetter samt Regen- und
Graupelschauern, die im Umfeld der Küsten mitunter gewittrig sein
können. In den anderen Landesteilen macht sich bereits eine schwache
Hochdruckbrücke bemerkbar, die von den Britischen Inseln über
Mitteleuropa bis in den Balkan reicht. Dabei gibt es einen
freundlichen Mix aus Sonne und Wolken, Schauer sind eher selten. Nur
am Alpenrand regnet es noch etwas häufiger. Mit 8 bis 15 Grad wird es
herbstlich kühl. In der Nacht zum Montag droht dann gebietsweise
Luftfrost, weshalb empfindliche Pflanzen nun definitiv ins Warme
gebracht werden müssen!

Zum Beginn der neuen Woche beruhigt sich das Wettergeschehen dann
verbreitet, denn das Höhentief verabschiedet sich nach Nordosteuropa
und Deutschland liegt dann fast vollständig unter der
Hochdruckbrücke. Nur im Küstenumfeld bleibt es leicht wechselhaft.
Insgesamt bleibt die Luftmasse kühl, sodass die Höchstwerte meist
unter 15 Grad liegen werden. Exemplarisch dafür ist im nachfolgenden
Bild der Temperaturverlauf für die Städte Frankfurt am Main, Berlin
und München dargestellt.

Der herbstliche Wettercharakter wird außerdem dadurch unterstrichen,
dass sich Nebel- und Hochnebelfelder mitunter nur sehr zögerlich
auflösen. Inwiefern zur Wochenmitte wieder Tiefdruckeinfluss die
Oberhand gewinnt, muss noch abgewartet werden. Zum jetzigen Zeitpunkt
deuten sich allerdings von Südwesten teils länger anhaltende
Regenfälle an. Eins ist auf jeden Fall gewiss, der Sommer 2023 ist
Geschichte.



Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.10.2023

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