Thema des Tages

27-10-2023 13:20


Wissenschaft kompakt
Gruseliges zum Reformationstag


In vier Tagen, also am 31. Oktober, ist neben dem Reformationstag
auch Halloween. Als kleiner Vorgeschmack ist das heutige Thema des
Tages ein klein bisschen gruselig.


Am 31. Oktober wird in vielen Teilen Deutschlands der Reformationstag
begangen. Evangelische Christen erinnern an diesem Tag an den Beginn
der Reformation der Kirche durch Martin Luther im Jahr 1517. In
Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen
und Bremen ist der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag.

Auf den Reformationstag folgt am 01. November Allerheiligen. An
diesem Tag wird seit dem 9. Jahrhundert aller Heiligen gedacht, auch
wenn das Fest selbst noch viel älter ist und zuvor an wechselnden
Tagen im Jahr begangen wurde. In den mehrheitlich katholisch
geprägten Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern,
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland ist Allerheiligen
ein gesetzlicher Feiertag. Im Englischen ergibt sich aus dem Abend
vor Allerheiligen "All Hallow?s Eve", was im Laufe der Zeit zu
"Halloween" wurde. Der Halloween-Brauch stammt ursprünglich aus dem
katholisch geprägten Irland und gelangte durch irische Einwanderer in
die USA. Die Ursprünge dieses Brauchs sind aber noch älter als das
Christentum und basieren eher auf keltischen Traditionen. Die vielen
irischen Einwanderer pflegten diesen Brauch auch in der neuen Heimat
und bauten ihn weiter aus. Inzwischen ist Halloween in Nordamerika
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Auch in Europa und Deutschland wird
seit einigen Jahren Halloween gefeiert. So ziehen immer häufiger
verkleidete Kindergruppen umher, klingeln an den Türen und erbitten
Süßes, denn ansonsten würde es Saures geben. Dabei ergeben sich aber
auch regionale Unterschiede und bereits vorhandene regionale Bräuche
wie das "Rübengeistern" vermischen sich zunehmend mit dem kommerziell
gut zu vermarktenden Halloween.

An Halloween verkleiden sich viele gerne beispielsweise als Hexe.
Hexentreffpunkt Nummer eins in Deutschland ist der Brocken, der in
den Geschichten und Sagen den Namen "Blocksberg" trägt. Auch wenn
sich die Hexen dort in der Walpurgisnacht, also am 30. April,
treffen, so kann es dort im Oktober nicht weniger gruselig sein, wenn
man plötzlich dem "Brockengespenst" begegnet. Trotz seines Namens
kann das Brockengespenst aber auch auf anderen Bergen oder bei Nebel
im Licht der Autoscheinwerfer gesichtet werden. Wenn der Schatten des
Beobachters nicht auf eine feste Fläche, sondern auf eine Nebel- oder
Wolkenschicht fällt, wird der Schatten durch jeden Wassertropfen
einzeln erzeugt. Das Gehirn überschätzt die Größe deutlich, zudem
erscheint der Schatten stark verzerrt. Selbst wenn der Beobachter
stillsteht, so sorgen doch leichte Luftbewegungen dafür, dass sich
der Schatten bewegt. Außerdem wirkt es, als könne der Schatten
schweben. Der gespenstische Eindruck wird durch die vorherrschende
kühle und feuchte Luft, Stille sowie die fehlende Orientierung
aufgrund mangelnden Weitblicks noch verstärkt.

Eine wirkliche Sagengestalt bezüglich Nebel, aber ohne zugrunde
liegendes meteorologisches Phänomen, ist das "Nebelmännle". Dieses
kommt vor allem in der Bodenseeregion vor. Beispielhaft soll an
dieser Stelle die Sagenversion vom Federseegebiet erzählt werden.
Darin spielt der Graf von Stadion eine zentrale Rolle. Dieser war mit
zwei Knechten bereits sieben Jahre lang unterwegs, um das irdische
Paradies zu suchen. Nun kamen sie in einen großen Wald und verirrten
sich. Auf einmal tauchte vor ihnen eine mächtige Mauer auf. Der Graf
befahl seinen Knechten, nachzusehen, was denn auf der anderen Seite
sei. Per Räuberleiter gelangten beide auf die Mauer, sahen auf die
andere Seite, lächelten und sprangen jenseits der Mauer hinunter. Nun
wollte auch der Graf auf die andere Seite gelangen, aber er konnte
die Mauer allein nicht erklimmen. Da sah er auf einmal ein Licht im
Wald auftauchen, ging darauf zu, fand ein Häuschen vor und klopfte an
die Tür. Ein altes Waldweiblein öffnete ihm und riet ihm, schnell
wegzulaufen, denn schon bald würde ihr Mann heimkommen und der wäre
ein Menschenfresser. Der Graf bat aber so inständig um Herberge, dass
sie ihn einließ und vor ihrem Mann versteckte. Als dieser nach Hause
kam, roch er das Menschenfleisch und fand schließlich auch den
Grafen. Das Waldmännlein erkannte den Grafen und versprach ihm, dass
er ihn nicht fressen würde, wenn der Graf sein verbeintes
Nebelglöcklein in den Federsee werfen würde. Zudem würde er ihn am
nächsten Morgen bis acht Uhr nach Stadion bringen, denn um neun Uhr
wolle die Frau des Grafen mit einem Anderen Hochzeit halten. Das
Waldmännlein offenbarte sich dem Grafen als Nebelmännle. Er könne das
Nebelglöcklein nicht leiden, weil es ihm immer gegen den Kopf
schlagen würde, wenn er dort Nebel machen wolle. Beide hielten Wort
und das Glöcklein wurde im Federsee versenkt, von wo man es auch
heute noch manchmal läuten hört.

Und wovor fürchtete sich Luther? Luther geriet am 02. Juli 1505 bei
Stotternheim nahe Erfurt in ein schweres Gewitter, welches ihn in
solche Todesangst versetzte, dass er gelobte, er wolle Mönch werden,
wenn er lebendig herauskommen würde. Ob er sein ungeliebtes
Jurastudium tatsächlich abgeschlossen hätte, ist spekulativ, aber das
Gewitter war Anlass und Ausgangspunkt für seinen weiteren Lebensweg
als Mönch und seinem umfassenden Beschäftigen mit der Kirche an sich.
Dies mündete im Anbringen der 95 Thesen an der Tür der Schlosskirche
in Wittenberg und schließlich in der Reformation.



M.Sc. Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.10.2023

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