Thema des Tages

09-11-2016 14:40

Lichtverschmutzung

Waren Sie kürzlich im Urlaub, sind eventuell durch einsame Bergwelten
gewandert und haben unter freiem Himmel übernachtet? In der Dämmerung
konnten Sie zunächst nur einige helle Sterne am Nachthimmel sehen.
Nach und nach gesellten sich aber immer mehr Himmelskörper dazu und
bald erblickten Sie die Milchstraße über Ihrem Kopf? Zurück in der
Heimat - nahe einer Großstadt - wollten Sie den Zuhausegebliebenen
Ihre neue Eroberung am Nachthimmel zeigen, doch dann war es deutlich
schwerer, die Milchstraße in der lichtdurchfluteten Nacht
auszumachen. Dabei schien kein Vollmond, der üblicherweise die
meisten ihn umgebenen Sterne überstrahlt. Allein die
Lichtverschmutzung ist dafür verantwortlich, dass der Sternenhimmel
in einer klaren Nacht nicht mehr ohne Einschränkungen betrachtet
werden kann.

Dass unser Licht verdreckt, ist mit Lichtverschmutzung nicht gemeint.
Vielmehr wird darunter die Aufhellung der Nacht durch künstliche
Lichtquellen verstanden und ebenso, dass Licht im Übermaß verbraucht
wird sowie störend auf die Natur wirkt. Lichtverschmutzung kann somit
als eine Form der Umweltverschmutzung betrachtet werden.

Als Thomas Edison die Glühbirne erfand, rechnete er sicher nicht
damit, dass elektrisches Licht wie in der heutigen Dimension
eingesetzt wird. Selbst nachts brennt vielerorts Licht, wo es doch
gar keine Verwendung hat. Natürlich stellt niemand die Notwendigkeit
einer Straßenlaterne, durch die ein Gefühl von Sicherheit vermittelt
wird, in Frage. Aber wie Straßenbeleuchtung eingesetzt wird, steht
auf einem anderen Blatt. Licht breitet sich in der Luft aus und wird
an vielen kleinen Teilchen gestreut. Das können Wolkentröpfchen,
Aerosole (bspw. Staub- oder Rußpartikel) oder Luftmoleküle sein. Eine
Straßenlaterne, die ihr Licht auch nach oben absendet, sorgt dafür,
dass ein Teil des Lichts ungenutzt bleibt und die Nacht ausleuchtet.
So entstehen sogenannte "Lichtglocken" über Städten und auch die
Umgebung wird in einem Umkreis mehrerer Kilometer erhellt.

Mit Satellitendaten aus den USA lassen sich Weltkarten erstellen,
welche die permanente Beleuchtung auf der Erde zeigen (siehe Bild
unter http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/11/9.html).
Die hellsten Flecken sind die städtischen Gebiete, wobei diese nicht
unbedingt auch die Gebiete mit der meisten Bevölkerung sein müssen.
Ein Vergleich zwischen China und Mitteleuropa zeigt dies gut.
Gleichfalls sind Städte mit ihrer nächtlichen Beleuchtung entlang von
Flüssen wie dem Nil, Küstenlinien oder Transportwegen auf der Karte
auszumachen. Es bilden sich Ländergrenzen ab, teilweise auch die
schachbrettmusterartige Anordnung der Straßen in einigen Regionen der
USA oder ebenso die Strecke der Transsibirischen Eisenbahn. Trotz
alledem können noch Flecken mit nächtlicher Finsternis auf der Erde
ausfindig gemacht werden: Die Antarktis, Grönland, Nordkanada,
Sibirien, weite Teile Asiens, die Wüsten in Afrika, Australien,
Arabien, der Mongolei und den USA, auch die Dschungel in Afrika und
Südamerika. Selbst in Deutschland gibt es noch dunkle Gegenden. So
ist zum Beispiel der Naturpark Westhavelland in Brandenburg nachts
eine der finstersten Ecken Deutschlands. So wurde dieser Landstrich
von der "Internationalen Gesellschaft zum Schutz des dunklen
Nachthimmels" (engl.: "International Dark Sky Association") als
Sternenpark anerkannt. Als Besucher kann man hier noch einen
natürlich dunklen Nachthimmel erleben. "Mit der Anerkennung als
Sternenpark wird das Engagement des Naturparks und der Kommunen
gewürdigt, dafür zu sorgen, dass künftig verantwortungsvoll und
bewusst mit künstlichem Licht zum Schutz der Nacht, der Gesundheit
des Menschen und des Lebensraumes nachtaktiver Tiere umgegangen
wird." (Quelle: http://sternenpark-westhavelland.eu/sternenpark)

So wie das natürliche Licht unsere innere Uhr stellt, hat
Lichtverschmutzung für einige Lebewesen fatale Folgen. Nachtaktive
Tiere sind mitunter erheblich von dem künstlich geschaffenen Licht
beeinträchtigt. Brauchen sie doch die Dunkelheit für die
Nahrungssuche oder unter Umständen für die Fortpflanzung (z.B.
Glühwürmchen). Aufgrund der Beleuchtung weisen sie jedoch häufig ein
Fehlverhalten wie Desorientiertheit auf. Straßenbeleuchtung ist
nachts regelrecht eine Todesfalle für Insekten. Tagaktive Tiere
hingegen, genau wie wir Menschen auch, benötigen die dunkle Nacht zur
Entspannung, Regeneration und für einen gesunden Schlaf. Ferner ist
der Hell-Dunkel-Rhythmus bei den Pflanzen für die Photosynthese
notwendig.

Nicht nur wir Lebewesen können durch die permanente Helligkeit
beeinträchtigt sein und Schäden davontragen. Die gesamte Umwelt ist
davon betroffen. Bedenkt man, wie viel Energie beispielsweise in
einer Nacht durch die Außenbeleuchtung vieler Gebäudekomplexe
verbraucht wird, ist auch verständlich, dass Lichtverschmutzung eine
Art der Umweltverschmutzung ist. Der effiziente Einsatz von Licht
kann dazu beitragen, dass Strom gespart wird und CO2-Emissionen
reduziert werden.

Wenn wir Ihr Interesse am Thema geweckt haben, erhalten Sie unter
www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/Skript_336.pdf weitere
Informationen.

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.11.2016

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