Thema des Tages

23-11-2023 15:20


Wetter aktuell
Der Winter kommt, aber auch mit Schnee?

Das milde Wetter der vergangenen Wochen findet nun sein Ende und die
Großwetterlage stellt sich nachhaltig um. Doch wie kalt wird es und
fällt vielleicht sogar Schnee bis ins Flachland? Mehr dazu im
heutigen Thema des Tages.

Die Wetterlage stellt sich ab der kommenden Nacht grundlegend um.
Nachdem in den letzten Wochen Tiefdruckgebiete über Nordwest- und
Westeuropa milde und feuchte Luftmassen atlantischen Ursprungs nach
Deutschland geschaufelt haben, ändert sich die Strömung bzw. die
Großwetterlage zum Wochenende grundlegend. Seither lag der Jetstream
zonal von West nach Ost gerichtet über Mitteleuropa und infolgedessen
war es kalten Luftmassen nicht gewährt nach Deutschland einfließen zu
können. Doch die Konfiguration des Jets ändert sich nun. Zwischen
einem ausgedehnten Rücken, der sich von der Iberischen Halbinsel bis
nach Grönland erstreckt und einem Trog über Nordeuropa, kann die
Strömung meridionalisieren, d.h. die Strömungsrichtung ändert sich
auf Nord-Süd. Somit wird also der Weg frei für maritime Polarluft
arktischen Ursprungs.


Genau diese Luftmasse kann ab der kommenden Nacht rückseitig einer
nach Süden durchschwenkenden Kaltfront, die zum Tiefdruckkomplex
NIKLAS über Nordeuropa gehört, einfließen. Mit Ankunft der kälteren
Luftmasse sinkt die Schneefallgrenze sukzessive ab. Am Freitagmorgen
liegt sie in der Nordhälfte bei 700-900 m und im Süden zunächst noch
bei über 1200 m.


In den Alpen stellt sich ab Freitagfrüh, bei einer im Tagesverlauf
bis in die Täler absinkenden Schneefallgrenze, eine
Dauerschneefalllage ein. Bis Sonntagabend sind dann 30 bis 50 cm, in
exponierten Staulagen um 80 cm möglich. Aufgrund des stürmischen
Windes kann der Schnee erheblich verweht werden und sich mitunter an
manchen Stellen hoch auftürmen und Straßen unpassierbar machen. Auch
die Lawinengefahr wird deutlich ansteigen. In den Mittelgebirgen kann
sich oberhalb von etwa 400-600 m in den nächsten Tagen eine
Neuschneedecke zwischen 5 und 15 cm ausbilden. Im Schwarzwald und im
Erzgebirge sind etwas höhere Neuschneemengen denkbar. In tieferen
Lagen ist zwar vor allem in den Frühstunden eine weiße Überraschung
nicht auszuschließen, aber lange hält sich der Schnee meistens nicht,
da die Höchstwerte oftmals über dem Gefrierpunkt liegen und die Böden
noch warm sind.


Etwas anders verhält es sich nordöstlich der Elbe. Dort fließt noch
etwas kältere Luft ein, als im Westen und oftmals werden auch
tagsüber nur Höchstwerte um den Gefrierpunkt erreicht. Somit kann
sich dort bis Sonntagmittag eventuell eine dünne Neuschneeauflage
ausbilden. Allerdings ist dort die Niederschlagsneigung etwas
geringer, da sich wahrscheinlich der Skandenföhn bis in den Nordosten
Deutschlands auswirkt.

Der Wettercharakter für Freitag und das Wochenende ist schnell
zusammengefasst. Immer wieder kommt es zu Schnee-, Schneeregen- und
Regenschauern. Größere Niederschlagspausen und sonnige Lücken in der
Wolkendecke stellen sich zeitweise im Nordosten und Norden ein. Der
Wind weht insbesondere am Freitag noch stürmisch aus West bis
Nordwest und lässt im Laufe des Wochenendes nach.

Ein erster Trend für die nächste Woche zeigt, dass es in den
Mittelgebirgen und wohl auch in der Osthälfte des Landes winterlich
weitergeht. Oftmals kommt es zu Dauerfrost.


Inwiefern noch weiterer Schnee fällt und ob es auch in der Westhälfte
für eine Schneedecke bis ins Tiefland reicht, muss abgewartet werden.
Die Chancen dafür standen schon schlechter und es gibt durchaus
einige Modellberechnungen, die zumindest zeitweise Schneefälle für
weite Teile des Landes auf der Agenda haben. Der kommende Winter
zeigt also schon mal seine Zähne.


Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.11.2023

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