Thema des Tages

24-11-2023 12:50


Wetter aktuell
Winterräder schon montiert?


Die Wetterlage hat sind grundlegend umgestellt ? mit allerlei
winterlichen Begleiterscheinungen.


Für fleißige Leserinnen und Leser unserer Themen des Tages dürfte es
keine Überraschung mehr sein: Die Großwetterlage vollführt aktuell
einen deutlichen Wechsel ihres Regimes. In unseren Wetterberichten
tauchen nun immer häufiger winterliche Begriffe wie Frost und Glätte
sowie Schneefall auf. Besonders Autofahrer sind gefordert, sich auf
die anderen Rahmenbedingungen einzustellen. Einige dieser
Herausforderungen im Zusammenspiel mit den Spezifika der aktuellen
Wetterlage sollen heute an dieser Stelle näher beleuchtet werden.

Die Kaltfront von Tief NIKLAS IV mit Kern über dem Baltikum
überquerte Deutschland in der Nacht zum heutigen Freitag von Nord
nach Süd und befand sich heute Vormittag bereits zwischen der Donau
und dem Alpenrand. Wahrscheinlich haben den Kaltfrontdurchgang heute
Nacht einige bemerkt, denn dieser war gut ausgeprägt und verbunden
mit schauerartig verstärktem Regen sowie deutlich auffrischendem Wind
(siehe Abbildung 1). Die Schneephase spielte allerdings bis dahin
meist nur in den etwas höheren Mittelgebirgslagen eine Rolle,
verbunden mit einer dünnen Neuschneeauflage. Die dortigen Bewohner
werden aber wahrscheinlich keine Probleme mit der ?Besohlung? ihrer
Autos bekommen haben, denn in diesen Lagen muss zu dieser Jahreszeit
jedenfalls mit erstem Schnee gerechnet werden. Ähnliches gilt wohl
für die Bewohner am höheren Alpenrand: Dort sinkt die
Schneefallgrenze erst im Laufe des Nachmittags langsam die höheren
Täler ab, in der Nacht zum Samstag schneit es dort bis in die tiefen
Lagen. Außerdem wird der Schneefall dort staubedingt längere Zeit
anhalten. Aber insgesamt ist dies eine Situation, die für die
Autofahrer allgemein gut einschätzbar ist.

Etwas diffiziler wird die Einschätzung der winterlichen
Fahrbahnverhältnisse aber in den anderen Regionen, besonders ab der
Nacht zum Samstag. Die Wetterlage bringt charakteristisch mit sich,
dass die Niederschläge in den meisten Regionen nicht längere Zeit
anhalten, sondern schauerartigen Charakter annehmen und damit
räumlich und zeitlich begrenzt sind. Dies bedeutet, dass es zu
kürzeren, aber dann teils stärkeren Niederschlagsepisoden kommen
kann. Da die Luftmasse von Norden her weiter kälter wird, sinkt auch
die Schneefallgrenze im Laufe der Nacht weiter ab. Bei kräftigen
Schauern kann es dann durchaus auch bis in Höhenlagen zwischen 300
und 500 m einige Zentimeter Neuschnee geben. Autofahrer müssen sich
daher auf eine sich schnell veränderliche Fahrbahnsituation
einstellen. Dies gilt nebenbei auch für heute tagsüber, wenn ein paar
Graupelschauer oder -gewitter über das Land hinwegziehen. Auch dabei
ist kurzzeitige Glättebildung möglich.

Doch nicht nur der Schnee könnte Problem machen. Ziehen schauerartige
Niederschläge durch, egal ob in flüssiger oder zunächst fester Phase,
ist die Fahrbahn natürlich nass. Dazu kommt, dass es bei einem
solchen Niederschlagscharakter auch zu schnellem Aufklaren nach Abzug
der Schauer kommen kann. Dabei sinkt dann die Fahrbahntemperatur
rasch ab und kann durchaus den negativen Bereich erreichen. Ist der
Bodenwärmestrom nicht mehr im Stande das Gefrieren zu verhindern,
kommt es zu Glätte durch überfrierende Nässe. Die prognostizierten
Temperaturen in 5 cm Höhe sind in Abbildung 2 zu sehen. Mit Ausnahme
des Westens und Nordwestens werden durchaus Werte erreicht, die für
Glätte ausreichen können.

Auch am Samstag und in der Nacht zum Sonntag setzt sich diese
Wetterlage mit schauerartigen Niederschlägen fort, dabei wird die
Luftmasse aber weiter kälter. Damit kann es passieren, dass selbst in
tiefen Lagen sich ein paar Schneeflocken dazugesellen können. Auch
dabei ist wieder zu beachten, dass sich bei rascher nächtlicher
Auskühlung schnell glatte Straßen einstellen können.

Mittlerweile ist die Mehrzahl der auf den Straßen befindlichen
Personenkraftwagen mit Systemen ausgestattet, die automatische
Glättehinweise erzeugen. Doch man sollte sich nicht nur auf diese,
die meist bei einer Außentemperatur von 4 Grad anspringen, verlassen.
Besonders wenn man in starke Schneeschauer hineinfährt kann das
Thermometer aufgrund seiner Trägheit durchaus noch höhere Werte als 4
Grad anzeigen, aber es fällt bereits Schnee. Dies gilt insbesondere
auch bei möglichen Graupelschauern, die schon oft Unfälle mit
mehreren beteiligten Fahrzeugen ausgelöst haben. Außerdem ist zu
beachten, dass das Thermometer nach der Ausfahrt aus der Garage
einige Zeit braucht, um sich auf die Außentemperatur einzustellen.
Wird dies nicht beachtet, kann es sehr schnell passieren, dass beim
Ertönen des ersten Warntons das Auto bereits im Straßengraben
eingeparkt wurde.



Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.11.2023

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