Thema des Tages

06-12-2023 13:20


Wetter aktuell
Die Gefahr von gefrierendem Regen

Nach dem Wintereinbruch in der letzten Novemberdekade war in den
letzten Tagen immer wieder davon die Rede: Gefrierender Regen! Doch
wie entsteht dieser eigentlich und was macht ihn so gefährlich?

In den letzten Tagen hatte das Wetter bei uns in Deutschland einiges
zu bieten. Enorme Schneemassen mit teils neuen Rekorden und sehr
kalte Nächte prägten das Geschehen. Am Wochenende herrschte dann
verbreitet Dauerfrost, lediglich entlang des Rheins sowie direkt an
der Nordsee zeigte das Thermometer stellenweise zarte Plusgrade an.
Am Montag erreichten dann erste Tiefausläufer mit ihren
Frontensystemen den Westen Deutschlands. Dabei wurde allmählich
wärmere Luft nach Deutschland geführt, sodass die Temperaturen in
etwa ein Kilometer Höhe teils in den positiven Bereich gingen.
Gleichzeitig hielt sich bodennah noch die wesentlich schwerere
Polarluft. Durch den Hebungsantrieb in Verbindung mit einem
heranziehenden Höhentrog kam es im Vorfeld zu Schneefall, der mit der
Zeit durch die einfließende Warmluft oberhalb der atmosphärischen
Grenzschicht (ein Kilometer Höhe) teils in Regen überging. Da die
bodennahe Kaltluftschicht nur eine geringe vertikale Erstreckung
hatte, reichte die Zeit nicht aus, dass der Regen bereits vor dem
Auftreffen auf den Erdboden gefror. Somit fiel der Regen auf die
kalten Böden und sorgte schlagartig für gefährliches Glatteis.
Örtlich war die Kaltluftschicht aber auch stärker ausgeprägt, sodass
der Regen bereits vor dem Auftreffen auf den Erdboden zu Eiskörnern
gefror. In diesem Fall spricht man dann von Eisregen.

Die Wetterlage der letzten Tage ist dagegen typisch für markante
Glättelagen. Nach einer winterlichen Periode mit Dauerfrost greifen
allmählich Tiefausläufer vom Atlantik auf Mitteleuropa über, die
häufig von einem kräftigen Hoch über Nordwestrussland blockiert
werden und sich somit über Mitteleuropa allmählich auflösen. Trotzdem
führen diese Tiefs mit ihren Frontensystemen vom Atlantik mildere
Luftmassen heran, die sich allerdings aufgrund recht schwacher Winde
und damit fehlender Durchmischung nur sehr schwer bis zum Erdboden
durchsetzen können. Die Folge ist je nach Ort eine Mischung aus
Regen, Schneeregen, Schnee, Eisregen und gefrierendem Regen!

Wie sieht die Lage in den nächsten Tagen aus?
Nach vorübergehendem Zwischenhocheinfluss am Donnerstag nehmen die
Atlantiktiefs einen neuen Anlauf. Die Warmfront eines kräftigen
Sturmtiefs über Irland verursacht im Westen am Freitagfrüh
Aufgleitniederschläge. Diese fallen im äußersten Westen
voraussichtlich als Regen. In Richtung Osten ist anfangs allerdings
nochmals eine Mischung aus Schnee und gefrierendem Regen dabei, was
am Freitagvormittag zu gefährlicher Glätte auf den Straßen führen
kann. Der simulierte Radiosondenaufstieg für Freitagmorgen zeigt für
den Süden Hessens eine markante Temperaturinversion bei etwa 900
Hektopascal (siehe Abbildung 1). Dies entspricht einer Höhe von etwa
ein Kilometer. Fällt nun Niederschlag beginnt der Schnee in der Höhe
zu schmelzen und geht in Regen über. Da die unterste Schicht
allerdings noch Temperaturen unter 0 Grad aufweist, ist davon
auszugehen, dass örtlich Regen auf die gefrorenen Böden fallen wird
und dabei sofort gefriert. Dies kann vor allem am Freitagvormittag zu
gefährlichem Glatteis führen. Aktuelle Informationen zur aktuellen
Warnsituation finden Sie in der Warn-Wetter App oder auf unserer
Webseite.

(Das Bild zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im
Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)


M.Sc.-Met. Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.12.2023

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