Thema des Tages

12-12-2023 14:20


Wetter aktuell

Schneehöhen in Europa ? ein kurzer Rück- und Ausblick


Da heutige Thema des Tages beschäftigt sich mit der aktuell recht
spannenden Trilogie aus Tauwetter, Hochwasser und Schneehöhe.

Die Milderung in den vergangenen Tagen hat sich nicht nur in
Deutschland bemerkbar gemacht. Vielmehr kam die feucht-warme Luft mit
viel Schwung (und entsprechend starken Böen) auch bis ins östliche
Mitteleuropa voran.


Die Null-Grad-Grenze bei den Höchsttemperaturen am Samstag verlief
etwa entlang der Weichsel. Während es das westpolnische Posen mit
zwei Grad bis in den leichten Plusbereich schaffte, präsentierte sich
das belarussische Minsk mit -5 Grad frostig. Und auch in Warschau
verlief der Samstag noch dauerfrostig. Die entsprechende
Temperaturkurve zeigt Abbildung 1. Zusätzlich sind in der Grafik auch
die zwölfstündigen Minima und Maxima von 06 bis 18 UTC (Koordinierte
Weltzeit) und 18 bis 06 UTC angegeben. Es fällt auf, dass am
Samstagabend kein Temperaturrückgang zu beobachten war. Vielmehr
stieg die Temperatur bis in die Frühstunden des Sonntags an, um erst
dann zurückzugehen. Der Grund dafür lag in der auflockernden
Wolkendecke, die zu einer verstärkten Ausstrahlung führte. Ab
Sonntagmorgen gab es für die Temperaturen dann nur eine Richtung:
bergauf. Bis in den heutigen Dienstag hinein stiegen die Temperaturen
praktisch ununterbrochen an, bis sie am heutigen Dienstagmorgen gut 5
Grad erreichten.

Diese Milderung ließ im östlichen Mitteleuropa, wie auch in
Deutschland, die Schneedecke abschmelzen. Von den 8 cm Schnee in
Warschau am Samstagmorgen ist heute nichts mehr übrig. Weiter
südöstlich, im ostpolnischen Zamo?? (roter Kreis), sind von ehemals
18 cm Schnee immerhin noch 10 cm vorhanden.

Dort, so kann man es recht grob formulieren, beginnt nach Osten hin
eine geschlossene Schneedecke, die sich nach Norden bis zum Nordkap
erstreckt (Abbildung 2). Weiter östlich liegen keine Meldungen vor,
weil zum in der Grafik ausgewählten Zeitpunkt die weiter östlich
gelegenen Stationen keine Meldungen zur Gesamtschneehöhe absetzen.
Was den größten Teil Mittel, Süd- und Südosteuropas angeht, so hat
sich der Schnee in die Hochlagen zurückgezogen. Dies erkennt man auch
daran, dass die entsprechenden Stationen einen doppelten Rahmen
haben, womit es sich um Bergstationen oberhalb von 800 m handelt. Bis
zu 1,5 m Schnee liegen noch auf den Gipfeln der Hohen Tatra, die
Schneekoppe im Riesengebirge (nicht in der Abbildung dargestellt)
präsentiert sich bei 1,05 m Schnee ebenfalls wintersporttauglich.

Wäre der Schnee nun einfach so (also durch die milden Temperaturen)
weggetaut, so wäre dies für viele zwar schade, aber es würde kein
großes Problem darstellen. Tatsächlich hat es die Schneedecke aber in
Verbindung mit kräftigen Regenfällen dahingerafft. Das Regen- und
Schmelzwasser sorgen in der Summe für hohe Abflussmengen, die die
Flüsse vor größere Probleme stellen. In Abbildung 3 ist die aktuelle
Hochwassersituation dargestellt. Aktuell präsentiert sich die Lage
noch recht entspannt. In den kommenden Tagen dürften die Pegel,
zumindest regional, aber nochmal deutlich ansteigen.

In der zweiten Wochenhälfte reduziert sich der Wassereintrag dann
deutlich. Einerseits, weil sich Hochdruck breitmacht und damit der
Niederschlag nachlässt. Andererseits, weil die Schneefallgrenze sinkt
und die erwarteten Niederschläge zunehmend in Schnee übergehen. Die
Abbildung 4 zeigt den über 72 Stunden akkumulierten Schnee (bzw. das
entsprechende Wasseräquivalent). Man kann dabei sehr grob annehmen,
dass ein l/qm an Wasser einem cm Schnee entspricht. Entsprechend
lässt sich aus der Grafik ablesen, dass in den Deutschen Alpen
durchaus 10 bis 30 cm Neuschnee zu erwarten sind. Und auch bei
unseren polnischen Nachbarn kann sich zumindest gebietsweise wieder
eine dünne Schneedecke ausbilden (wenn der Schnee denn komplett
liegenbleibt).


Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.12.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst