Thema des Tages

14-12-2023 16:20


Wetter aktuell
Jahresrückblick 2023 | Teil 1


Im heutigen Tagesthema gibt es Teil 1 eines Jahresrückblicks der
anderen Sorte. Anhand von Nutzermeldungen aus der Warnwetter App
lassen wir das Jahr Revue passieren und schauen auf ein paar
interessante Ereignisse.


Das Jahr 2023 ist fast vorüber und viel ist passiert, auch beim
Wetter. Es ist also an der Zeit für einen Jahreswetterrückblick zu
wagen, auf die Wettereignisse des Jahres 2023. Natürlich kann es in
diesem Tagesthema nur eine kleine Auswahl an interessanten
Wetterlagen geben, die subjektiv ausgewählt wurden. Sicherlich gibt
es für Sie persönlich und Ihren Ort auch andere Wettertage, die Ihnen
im Gedächtnis geblieben sind. Schreiben sie uns gerne Ihre
Highlights!

Nutzermeldungen aus der Warnwetter-App

Eine gute Möglichkeit, um das Wetterjahr einmal Revue passieren zu
lassen, sind die Nutzermeldungen, die Sie uns tagtäglich über die
Warnwetter App zusenden. Viele Nutzer:innen unterstützen uns damit
bei unserer Arbeit. Die Meldungen helfen uns im Sommer um die
Intensität und Begleiterscheinungen von Gewittern einschätzen zu
können. Mit angehängten Fotos können wir direkt sehen, wie groß
beispielsweise die Hagelkörner sind. Im Winter sind die
Nutzermeldungen eine gute Unterstützung, um bei Grenzwetterlagen zu
sehen, wo es noch schneit und wo vielleicht schon gefrierender Regen
fällt. Neben den Beobachtungsdaten (Wetterstationen, Radiosonden) und
Fernerkundungsdaten (Wetterradar, Satellit, Blitze) sind die
Nutzermeldungen für uns ein weiterer wichtiger und unverzichtbarer
Baustein geworden.

Zwischen dem 01.01.2023 und dem 12.12.2023 haben uns sage und
schreibe 1.250.414 Nutzermeldungen erreicht. 2022 waren es bis zum
Jahresende 1.271.966, 2021: 1.545.970. Die tägliche Anzahl an
Zumeldungen hängt natürlich stark von der Wetterlage ab. Im Schnitt
haben uns über den gesamten Zeitraum 2023 3.635 Meldungen täglich
erreicht, wobei es bei ruhigen Hochdrucklagen oft nur 1.000 bis 2.000
waren. Die meisten Nachrichten erreichen uns bei sommerlichen
Gewitterlagen bzw. bei kräftigen Wind- oder Schneeereignissen im
Winter. In den Übergangsjahreszeiten wird tendenziell weniger
gemeldet.

Nun aber genug zu Statistik und rein in den Jahresüberblick. Die
folgende Grafik fasst den Jahresverlauf schön zusammen. Abgetragen
sind die täglich abgegebenen Meldezahlen bis zum 12.12.2022. Zu sehen
sind verschiedene Peaks in einem sonst vorhanden Grundrauschen. Alle
diese Peaks haben ihre Ursache in spannenden Wetterereignissen. Ein
paar dieser Ereignisse wurden in der Grafik markiert und finden auch
Eingang in dem nun folgenden Jahresrückblick.

Monat Januar

Der erste Monat des Jahres landete in den Top 10 der wärmsten
Januarmonate seit Aufzeichnungsbeginn und man kann die Bezeichnung
Eismonat getrost in die Schublade wandern lassen. Ganz im Gegenteil
begann das Jahr rekordwarm mit Höchstwerten, die man eher im März
oder April erwarten würde. In Freiburg wurde ein Höchstwert von 19.5
Grad gemessen. Erst in der zweiten Januarhälfte kam dann zumindest im
Bergland etwas Winterfeeling auf. Rund um den 21.01. zeigt ein Peak
bei den Nutzermeldungen, dass es auch in tiefen Lagen im Osten und
Südosten vorübergehend mal nennenswert schneite.
Zudem war der Januar bevorzugt in der Westhälfte ein sehr nasser und
trüber Monat. Markante Dauerregenfälle brachten den zentralen und
westlichen Mittelgebirge besonders am 12./13.01. reichlich Regen, im
Bergischen Land bis in den Unwetterbereich. Ein weiteres Ereignis mit
Peaks bei den Nutzermeldungen war das Orkantief Frederic am 15.01.,
das vor allem dem Norden und Nordwesten viel Wind brachte.

Monat Februar

Der letzte Monat des meteorologischen Winters startete an den Alpen
und im ostbayerischen Bergland gleich mit einem richtigen
Ausrufezeichen. Dort kam es zu intensiven Dauerschneefällen und in
Verbindung mit dem stürmischen Wind, auch zu Schneeverwehungen.
Innerhalb von 24 h fiel in manchen Regionen fast ein halber Meter
Neuschnee. Nicht überraschend bildet der Beginn des Monats auch das
höchste Aufkommen an Nutzermeldungen.
Sonst verlief der Februar vergleichsweise ruhig und nur mit kurzen
Winterepisoden im Tiefland. An den Karnevalstagen kamen mit
Höchstwerten bis 18 Grad schon erste Frühlingsgefühle auf. Damit lag
das Monatsmittel erneut deutlich über den vieljährigen Mittelwerten.

Niederschlag viel in einigen Regionen fast gar nicht. So kamen im
Saarland im Flächenmittel gerade einmal 5 Liter pro Quadratmeter
herunter. Die Sonne verwöhnte die meisten hingegen
überdurchschnittlich.

Monat März

Während der März 2022 noch ein Rekordsonnenmonat gewesen ist, war der
erste Frühlingsmonat in diesem Jahr eher grau. Schien die Sonne im
Schnitt über ganz Deutschland 2022 noch sage und schreibe 235
Stunden, gab es 2023 gerade einmal 100 Sonnenstunden.
Geprägt war der März durch häufige Temperatursprünge und einem
regelrechten Kaltstart. So startete der meteorologische Frühling mit
teils strengen Nachfrösten und - dank einer Luftmassengrenze - mit
einer norddeutschen Winterlandschaft mit Schneehöhen von 10 bis 20 cm
zwischen dem Emsland und der Mecklenburgischen Seenplatte (11.03.).
Dieser winterliche Witterungsabschnitt spiegelt sich auch mit
mehreren Peaks in den Nutzermeldungen wieder, die die
Schneefallereignisse zeigen.
Lange blieb der Winter aber nicht. Schon am 13. März gab es die erste
ausgewachsene Schwergewitterlage, die sich von Südwesten bis nach
Sachsen erstreckte und neben schweren Sturmböen und heftigem
Starkregen, auch Hagel bis 3 cm Durchmesser brachte.
Zum Monatsende gab es weitere Gewitterlagen (siehe Anstieg der
Meldezahlen) und schließlich am 26.03. auch noch zwei medienwirksame
Tornados im hessischen Annerod und Wetzlar.
Damit endete ein ereignisreicher und insgesamt milder März (+2,2 K im
Vergleich zu 1961-90), der sich mit einem Niederschlagsplus von 60 %
als nassester März seit 20 Jahren einen Namen macht.

Monat April

Der April ist klimatologisch gesehen bisher derjenige Monat, der sich
mit Blick auf das Gesamtjahr am stärksten verändert hat. Beim
Vergleich der Klimareferenzperioden 1991 bis 2020 zu 1961 bis 1990
zeigt der April die stärkste Abnahme der Niederschlagsmenge, die
größte Zunahme der Sonnenscheindauer und den höchsten Anstieg der
Mitteltemperatur.
In diesem Jahr folgt der April diesem Trend allerdings ganz und gar
nicht. Mit 24.6 Grad als höchste gemessene Temperatur in Deutschland,
gab es das erste Mal seit 2008 keinen einzigen Sommertag. Stattdessen
fiel deutlich mehr Niederschlag und es schien weniger Sonne, als im
Vergleich zum vieljährigen Mittelwert. Im Süden gab es an jedem
zweiten Apriltag Regen und zum ersten Mal seit 15 Jahren fiel ein
Aprilmonat wieder zu nass aus.
Als ?Trostpflaster? konnte man am 24. April in einigen Landesteilen
intensive Polarlichter beobachten.
Die höchste Anzahl an täglichen Nutzermeldungen wurden am 21.April
verzeichnet, als Gewitter mit Starkregen vor allem den Westen im
Griff hatten.

Monat Mai

Auch der Mai legte einen Kaltstart hin, der in Barth in
Mecklenburg-Vorpommern am 4. sogar nochmal leichten Nachtfrost
brachte. Im weiteren Verlauf konnte sich der zweite Frühlingsmonat
dann aber auf sommerliches Niveau steigern. Bevor es auch zu
Pfingsten wieder Frühsommer gab, brachte der Abschnitt vom 14.-17.
Mai nochmal einem Dämpfer mit gemittelten Maxima bei 15 Grad. Damit
reichte es am Ende auch nur für ein leichtes Plus im Vergleich zu den
vieljährigen Mittelwerten.
Während es im Nordosten eine große Niederschlagsarmut gab (teils <5
Liter pro Quadratmeter in der Altmark, Mecklenburger Seenplatte und
Vorpommern), sah es nach Westen und Süden auch aufgrund mehrerer
Schwergewitterlagen ganz anders aus.
Besonders hervorzuheben sind die Gewitterlagen am 05.05. und 22.05.,
die dem Süden und Westen vor allem heftigen Starkregen brachten und
auch bei den Nutzermeldungen die meldungsstärksten Tage waren.
Die westlichen Mittelgebirge und Alpen schafften es am Ende auf 20
Niederschlagstage, während im Nordosten ein deutliches Sonnenplus
registriert wurde.

Monat Juni

Der Juni lief als erster Sommermonat gleich zur Hochform auf und
schaffte es mit einem Plus von mehr als 3 K auf Platz 5 der Liste mit
den wärmsten Junimonaten. Besonders ausgeprägt war die Hitze im
Südwesten. Entlang des Oberrheins wurde an 29 Tagen die 25 Grad Marke
überschritten (Sommertag) und in Waghäusel-Kirrlach gab es ganze 13
Hitzetage (>30 Grad).
Beim Niederschlag lassen sich ganz unterschiedliche Regionen
ausmachen. Während man im Südwesten unter extremer Trockenheit litt,
gab es über der nördlichen Mitte von NRW bis nach Berlin kein
Defizit. Ganz im Gegenteil, am 22.06. wurde ein neuer Rekord an
täglichen Nutzermeldungen aufgestellt. Den neuen Rekord von 46.464
Meldungen innerhalb von 24 h (bisher 36.542 aus 2021) hatte Tief
Lambert zu verantworten. Diese Extremwetterlage brachte neben teils
extremen Starkregen auch Orkanböen. Ein Beispiel: An der Kläranlage
in Jülich (NRW) fielen innerhalb von nur 15 Minuten sage und schreibe
40,5 l/qm. In Kassel wurden schwere Schäden durch Hagel und
Überflutungen verzeichnet.
Davon unbeeindruckt schien die Sonne zum Teil tagelang und schaffte
es klar auf den zweiten Platz der sonnenreichsten Junimonate seit
Aufzeichnungsbeginn, mit einem Plus von 50 %. Im Südwesten wurde am
Ende sogar ein neuer Rekord aufgestellt und die mittlere
Sonnenscheindauer war bereits zur Monatsmitte übertroffen.



Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.12.2023

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