Thema des Tages

15-12-2023 14:20


Wetter aktuell
Jahresrückblick 2023 | Teil 2

Im heutigen Tagesthema gibt es Teil 2 eines Jahresrückblicks der
anderen Sorte. Anhand von Nutzermeldungen aus der Warnwetter-App
lassen wir das Jahr Revue passieren und schauen auf ein paar
interessante Ereignisse.

Schon im gestrigen Tagesthema wurde die Statistik der Nutzermeldungen
vorgestellt, die uns über die Warnwetter-App tagtäglich erreichen.
3.635 Meldungen waren es im Schnitt zwischen dem 01.01.2023 und dem
12.12.2023 pro Tag. Der Spitzenwert mit 46.464 Meldungen wurde in
diesem Jahr am 22.06. erreicht. Im heutigen zweiten Teil des
Jahresrückblicks wird die zweite Jahreshälfte ab Juli näher unter die
Lupe genommen. Zum besseren Überblick gibt es zunächst noch einmal
die Übersichtsgrafik über das gesamte Jahr.


Monat Juli

Der zweite Sommermonat brachte uns die höchste Monatssumme an
Nutzermeldungen. Ganze 217.530 Reports erreichten uns bis Monatsende.
Verantwortlich dafür waren zahlreiche Gewitterlagen, die die
Trockenheit in einigen Regionen lindern konnten. Besonders stößt der
11.Juli mit rund 22.000 Meldungen ins Auge. Betroffen davon war vor
allem der Süden mit heftigem Starkregen und Orkanböen am Bodensee und
in Teilen des Voralpengebiets.
Schlussendlich war es ein nasser Juli mit einem satten Plus von 30 %
und nur durchschnittlicher Sonnenscheindauer. Die größte Hitze gab es
in der ersten Monatshälfte mit dem Höhepunkt von 38,8 Grad in
Möhrendorf-Kleinseebach nördlich von Nürnberg am 15.07..
Das letzte Monatsdrittel war hingegen bestimmt von einer
unbeständigen Westwetterlage und Maxima die teils nur unter 20 Grad
lagen.
Erwähnenswert ist noch der ungewöhnlich starke Sommersturm "Poly",
der zu Monatsbeginn (05.07.) dem Nordwesten vielfach orkanartige Böen
und einzelne Orkanböen brachte. Neben umgestürzten Bäumen und
Einschränkungen bei der Bahn, gab es auch Todesopfer zu beklagen.


Monat August

Auch im letzten Sommermonat gab es wieder einiges zu tun für uns
Warnmeteorologen und Schuld daran waren wie so häufig
Schwergewitterlagen. Vom 12. bis zum 18.08. musste quasi täglich in
Deutschland die rote Unwetterkarte gezogen werden. Diese Ballung
lässt sich auch gut in den Nutzermeldungen wiederfinden.
Die Meldungen aus der Warnwetter App zeigen nochmal ein Maximum zum
Monatsende. Dieses fällt mit der Schwergewitterlage am 24.08.
zusammen, die vor allem den Süden fest im Griff hatte. Dort wurden
häufig orkanartige Böen und Orkanböen gemessen. In Lindau am Bodensee
zeigte der Windmesser enorme 144 km/h.
Insgesamt hatte der August ganz unterschiedlicher Gesichter. Er
startete mit Herbstkühle und kaum 20 Grad, ehe tropische Luftmassen
Einzug hielten. Zum Monatsende drückte eine signifikante Abkühlung
das Monatsmittel nochmal nach unten (+1,8 K im Vergleich zu 1961-90).

Bei den Unwetterlagen im August 2023 finden sich auch ein paar
Dauerregenlagen (z.B.: 05./06.08.). Mit einem Plus von +60 % war es
der nasseste Augustmonat seit 2010.


Monat September

Eine ausgeprägte Omegawetterlage bescherte dem September Rekordwärme.
Der erste Herbstmonat hatte eher den Charakter eines Hochsommermonats
und brachte es auf ein Plus von 3,9 K (im Vergleich zu 1961-90). Vor
allem im höheren Bergland und auf den Nordseeinseln war der September
der wärmste Monat des Jahres, also wärmer als die eigentlichen
Sommermonate Juni, Juli und August.
Beeindruckend war die hohe Anzahl an Sommer- und auch Hitzetagen. Am
Oberrhein gab es ganze 10 Hitzetage in Waghäusel-Kirrlach und ein
Maximum von 33,3 Grad (12.09.). Auch in Magdeburg wurde mit sieben
Hitzetagen ein neuer Rekord für September registriert.
Der 12.09 war es auch, der die höchste tägliche Meldezahl in diesem
Monat brachte. Die Ursache lag abermals in einer ausgeprägten
Schwergewitterlage, die besonders den Westen und die Mitte traf.
Zu erwähnen ist noch der medienwirksame Eifeltornado in Nusbaum, der
es dort am 21.09. auf die Stärke F2 (von 5) brachte.
Sonst war es der zweitsonnigste Septembermonat seit
Aufzeichnungsbeginn und im Deutschlandflächenmittel mit nur 50 %
Niederschlag (im Vergleich zu 1961-90) außergewöhnlich trocken.

Monat Oktober

Auch der zweite Herbstmonat startete zunächst sommerlich und wurde
nur kurz von einer knackigen Kaltfrontpassage mit schweren Sturmböen
und einzelnen orkanartigen Böen unterbrochen (03.10.). Diese Lage
brache am Ende auch den Tagesrekord an Nutzermeldungen in diesem
Monat.
Der Oktobersommer brachte den spätesten Hitzetag seit
Aufzeichnungsbeginn in Rheinfelden und Müllheim am 13.10. mit 30,1
Grad. Auch die Minima gingen in manchen Nächten kaum unter die 20
Grad Marke zurück. Dass der Oktober nicht erneut ein Rekordmonat
wurde, hat er einem saftigen Temperatursturz von über 15 Grad zur
Monatsmitte zu verdanken. Als Folge gab es die ersten Nachtfröste,
die zum Beispiel für die Rhein-Main Region verhältnismäßig früh im
Jahr verzeichnet wurden.
Zudem gab es im Gegensatz zum September viel Regen. An der Nordsee
war nahezu jeder Tag ein Regentag und es wurden rekordverdächtige 200
l/qm als Monatssumme gemessen. Dort blieb es entsprechend auch häufig
grau, während im Süden recht häufig die Sonne schien.
In Erinnerung geblieben ist sicher auch noch die extreme Sturmflut an
der Ostseeküste am 20.10. Böen bis Orkanstärke aus östlichen
Richtungen brachten der schleswig-holsteinischen Ostseeküste
rekordverdächtige Pegelstände mit mehr als 2 m über dem mittleren
Wasserstand. Im Gegenzug mussten aufgrund von extremen Niedrigwasser
an der Nordseeküste Fährverbindungen zu den Inseln eingestellt
werden.


Monat November

Der letzte Monat des meteorologischen Herbstes war geprägt von
atlantischen Tiefausläufern. Diese aktive Westwetterlage bescherte
dem November im Mittel fast doppelt so viel Niederschlag wie üblich.
Im Süden wurde teils die dreifache Menge erreicht. Zuletzt
vergleichbar nass war der November 1944. Die Niederschläge mündeten
auch in mehreren Dauerregenunwetterlagen, die mal den Schwarzwald und
die Alpen betrafen (12.11. und 16.11.), mal auch den Norden (20.11.).

Ein Sonnenplus gab es nur im Südosten und Osten des Landes, sonst war
es vielerorts eine trübe Angelegenheit.
Zum Monatesende schlug dann erstmals der Winter mit kräftigen
Schneefällen bis ins Tiefland zu. In den westlichen Mittelgebirgen
waren Gegenden durch unwetterartige Neuschneemengen vorübergehend von
der Außenwelt abgeschnitten. Im Norden wurden sogar die ersten
strengen Nachtfröste gemessen. In Itzehoe gab es in der Nacht auf den
29.11. mit -16,6 Grad, einen neuen Monatsrekord für die seit 1988
aufzeichnende Wetterstation.
Der Wintereinbruch zeigt sich auch gut in den Nutzermeldungen, die es
zum Monatsende an mehreren Tagen über die 5.000er Marke an täglichen
Meldungen schafften.


Was bringt der letzte Monat des Jahres - Dezember

"So Einiges", mag man sagen. Der letzte Monat des Jahres startete
bereits sehr ereignisreich mit Rekordschneefällen im Voralpengebiet,
die auch vorläufig die höchsten Meldezahlen des bisherigen Monats
brachten. In München wurde am Flughafen die höchste Neuschneesumme
innerhalb 24 h in einem Dezembermonat seit Aufzeichnungsbeginn
gemessen.
Nachdem es in weiterer Folge in einigen Regionen die erste richtige
Glatteislage des noch jungen Winters gab, folgten Dauerniederschläge
und starkes Tauwetter vor allem in den süddeutschen Mittelgebirgen
und Alpen.
Nun beruhigt sich das Wetter dank eines massiven Hochdruckgebiets mit
dem Namen "Fiona", aber schon ab Mitte kommender Woche wird es wieder
spannend, auch mit Blick auf das Weihnachtsfest. Es besteht durchaus
das Potential für eine ausgeprägte Sturmlage. Auch dann sind wir
wieder auf Ihre Nutzermeldungen angewiesen und bedanken uns schon
einmal im Voraus dafür!


Ganz wichtig sind für uns auch immer an die Meldungen angehängte
Bilder. Als Schlussbild daher jetzt noch eine Zusammenfassung der Top
3 Wetterbilder für jede Jahreszeit. Die Bewertungen stammen dabei von
den Nutzern der Warnwetter App.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.12.2023

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