Thema des Tages

20-02-2024 15:50


Wetter aktuell
Nasser Winter


Das heutige Tagesthema beschäftigt sich mit dem nassen Winter 2023/24
und schaut, wo wir derzeit im Vergleich zu den Mittelwerten und
Rekorden stehen.


Einleitung ? Grauer und nasser Winter

In diesem Winter ist es nicht nur häufig grau gewesen, es ist auch
einiges an Regen gefallen. Die Folge war wiederholt Hochwasser:
Sicher ist den meisten auch noch das Hochwasser in vielen Landsteilen
von Ende Dezember bis in den Januar in Erinnerung. Auch kürzlich sind
die Pegel nach einer neuerlichen Dauerregenlage nochmal vielerorts
über die Hochwassermarken geklettert.

Veränderung der Niederschläge in den vergangenen Jahrzehnten

Höchste Zeit mal einen kurzen Blick auf den aktuellen Stand des
Niederschlags zu werfen. Seit Beginn des meteorologischen Winters hat
es im Mittel über ganz Deutschland an 54 von 82 möglichen Tagen
geregnet oder in anderen Worten: An zwei von drei Tagen gab es
Niederschlag. Interessant sind aber besonders die
Niederschlagsmengen.

In der folgenden Grafik sieht man die durchschnittlichen
Niederschlagsmengen der Monate Dezember, Januar und Februar und den
Gesamtwinter für die zwei Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis
2020. Man erkennt, dass die Winterniederschläge im Zeitraum 1991 bis
2020 im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 zugenommen haben. Die
Winter sind also im Mittel nasser geworden.

Aktueller Winterniederschlag im Vergleich zu Rekorden und den
Referenzperioden

Für den aktuellen Winter sind die Niederschläge in Form von roten
Linien und die jeweilige Abweichung dazu in Prozent vom Mittel
1991-2020 eingetragen. Für Februar und den Gesamtwinter sind die
Mengen nur vorläufig, den auch in den verbleibenden neun Tagen kann
noch einiges an Niederschlag fallen.

Man erkennt, dass alle Wintermonate zum Teil deutlich nasser
ausgefallen sind, als im vieljährigen Mittel. Das gilt ganz besonders
für den Dezember 2023. Im Mittel über ganz Deutschland sind 72 % mehr
Niederschlag gefallen als üblich. Dabei waren die Abweichungen im
Norden und Osten am höchsten (hier nicht gezeigt). In Brandenburg
fiel die doppelte Menge (+100 %), in Sachsen-Anhalt (+125 %) und
Niedersachsen (+133 %) war es sogar mehr als die doppelte Monatsmenge
im Vergleich zu 1961-1990.

Schaut man auf die Gesamtbilanz des Winters, dann sticht ganz klar
das Jahr 1948 (Winter 1947/48) mit 304 l/qm als Flächenmittel über
ganz Deutschland hervor. Das war direkt nach dem ?Hungerwinter
1946/47?, einem der kältesten Winter in Deutschland seit
Aufzeichnungsbeginn. Im Winter 1947/48 war es hingegen deutlich
milder und vor allem niederschlagsreich. Ganze 66 % mehr Niederschlag
gab es in jener Saison, wobei die größten positiven Anomalien im
Süden und Südosten anzutreffen waren. Die Folge war häufiges
Hochwasser. Das vor allem den Süden und Südwesten des Landes betraf.
So liest man beispielsweise an der Saar von einer
?Jahrhunderthochwasser? zum Jahreswechsel 1947/48. Damals wurde zur
Hilfe der Flutopfer sogar eine Briefmarkenserie aufgesetzt.

Auch im Osten gab es im März als Folge des nassen Winters ein
schweres Hochwasser, an der Oder war es eines der folgenreichsten der
Neuzeit. Neben dem Niederschlag war aber auch Treibeis für das
Hochwasser verantwortlich.

In jedem Fall ist der Winter 1947/48 mit Abstand auf Platz 1, gefolgt
von 1993/94 und 1994/95 mit jeweils 278.6 l/qm im Deutschlandmittel.
Der derzeitige Winter 2023/24 ordnet sich derzeit auf Platz 6 ein. Es
ist aber mit Blick auf die noch zu erwartenden Niederschläge gut
möglich, dass er am Ende auf Platz 5 oder 4 ins Ziel läuft.

Räumliche Verteilung der Niederschläge

Schauen wir nun noch auf die räumliche Verteilung. In der Grafik
wurde Deutschland dafür nach Bundesländern unterteilt. Es wurde
jeweils das Rekordjahr mit der Rekordmenge sowie der aktuelle Stand
eingetragen. Man sieht, dass in der Südosthälfte der Winter 1947/1948
das Maß aller Dinge war, während nach Westen und Nordwesten die
Winter 1993/1994 bzw. 1994/95 zu Buche schlagen. Daneben tauchen noch
die Winter 1986/87 (Sachsen-Anhalt) und 1959/50
(Mecklenburg-Vorpommern) auf.

Setzt man den aktuellen Winter im Vergleich hinzu, so ist zu
erkennen, dass dieser im Süden und Südwesten weit weg von den
Rekordwerten entfernt ist. Je weiter man nach Norden und Osten kommt,
desto näher rücken die Rekordwerte in Reichweite. In einigen Regionen
sind schon jetzt neue Niederschlagsrekorde für den Winterniederschlag
zu verzeichnen. In Brandenburg und Niedersachsen wurden die
bisherigen Rekorde bereits im Flächenmittel übertroffen. Dort ist es
also der nasseste Winter seit Aufzeichnungsbeginn. In Sachsen-Anhalt
steht man kurz davor den Rekord zu knacken. In Mecklenburg-Vorpommern
wird es knapp.

Entwicklung der Bodenfeuchte

Die großen Niederschlagsmengen haben natürlich dazu geführt, dass
sich die Bodenfeuchte deutlich erholt hat. In einigen Regionen stehen
aufgrund übersättigter Böden noch immer große Flächen unter Wasser.
Auch in tieferen Schichten hat die Dürre in großen Landesteilen ein
Ende. Kritisch sieht es allenfalls noch in der Mitte des Landes aus.

Ausblick

Schauen wir noch kurz auf die Aussichten. Auch in den nächsten Tagen
bleibt es unbeständig. Die Prognose der Niederschlagssumme bis
Monatsende zeigt, dass in einigen Regionen noch so einige Liter pro
Quadratmeter zu den bisherigen gezeigten Mengen noch hinzukommen. Die
endgültigen Zahlen folgen dann zum Monatsende.



Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.02.2024

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