Thema des Tages

09-04-2024 13:50


Wetter aktuell
Kaltfront leitet markanten Luftmassenwechsel ein


Ein deutlich spürbarer Luftmassenwechsel vollzieht sich derzeit über
Deutschland. Wie das Ganze über die Bühne abläuft und was für
Wettererscheinungen damit einhergehen wird im heutigen Thema des
Tages beschrieben.


Die warmen Tage sind in fast ganz Deutschland nun vorerst gezählt.
Eine Kaltfront sorgt dafür, dass die aus Nordafrika eingeflossene
Warmluft der vergangenen Tage nach Osteuropa abgedrängt wird.
Postfrontal kann sich dann maritime Polarluft durchsetzen. Um 06 UTC
befand sich die Kaltfront, die zum Tief VANESSA mit Kern über
Mittelengland gehört, in etwa auf einer Linie
Emsmündung-Siegerland-Vorderpfalz-Klettgau.


Nun stellen sich sicherlich einige von Ihnen die Frage, warum es
nicht ordentlich rumst und kracht an der Kaltfront? Der
Temperaturkontrast über Deutschland ist doch sehr ausgeprägt, was
sich aktuell beispielsweise in den um 14 Uhr MESZ gemessenen
Temperaturen deutlich widerspiegelt. 7 bis 9 Grad in den westlichen
Mittelgebirgen stehen 26 bis 28 Grad im äußersten Osten gegenüber.
Immerhin eine Temperaturdifferenz von etwa 20 Grad.


Eine Erklärung für ausbleibende konvektive Umlagerungen liegt darin,
dass der Wind im Zusammenhang mit einer mäßig bis stark ausgeprägten
Druckanstiegswelle bereits vor der Kaltfront auf West gedreht und
deutlich aufgefrischt hat. Somit wird die vorgelagerte und potenziell
instabil geschichtete Warmluft quasi von unten stabilisiert. Im
Zusammenhang damit, dass im höheren Niveau dynamische Antriebe
fehlen, um die Warmluft zu "triggern" und diese Warmluft auch nicht
sonderbar feucht ist, da sie durch die Überströmung der Alpen durch
den Föhn zusätzlich abgetrocknet wurde, können sich wahrscheinlich
keine kräftigen Gewitter entwickeln. Ein geringes Gewitterrisiko
bleibt aber trotzdem bestehen.

Die Kaltfront geht vor allem mit einem schauerartigen Regenband
einher, das sich am Nachmittag von Schleswig-Holstein bis zu den
Alpen erstreckt und am Abend dann auch den äußersten Osten und
Südosten erreicht. In den Alpen kann die Schneefallgrenze durch die
einfließende maritime Polarluft auf etwa 1000 m absinken und bis
morgen Mittag kommen oberhalb von 1000 m 1 bis 5, in Staulagen bis 10
cm zusammen. Der Südwest- bis Westwind bläst vor allem im Norden in
der Nacht noch kräftig, an der Nordsee mitunter stürmisch.

Morgen kommt es mit Übergreifen eines Hochkeils von Westen und
Südwesten her zu einer deutlichen Wetterberuhigung, wobei die
Höchstwerte, die zwischen 11 und 17 Grad liegen, dem entsprechen, was
man zu dieser Jahreszeit normalerweise erwartet.


Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.04.2024

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