Thema des Tages

19-04-2024 14:50

Kategorie einfügen - Wetter aktuell oder Wiss. Kompakt
Wetter aktuell
Überschrift Thema des Tages
Zu den Überflutungen in Dubai und deren Hintergründen

Teaser/Kurztext
In Dubai hat es in kurzer Zeit so viel geregnet wie schon seit vielen
Jahrzehnten nicht mehr. Dieses Extremereignis war medial sehr präsent
- insbesondere in den sozialen Medien. Dort wurde aber auch einiges
an fragwürdigen Thesen kolportiert. Dazu eine Einordnung.

Haupttext Thema des Tages
Allerhand wurde in den letzten Tagen über die Überschwemmungen in
Dubai berichtet. Nicht zu Unrecht, denn insgesamt fielen 164 Liter
auf den Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. Nicht gerade ein Wert,
den man in einer Wüstenregion erwarten würde.


Grund dafür war ein ungewöhnlich weit südlich ziehendes Höhentief im
Zuge einer Austrogung über Westasien. Durch diesen dynamischen
Antrieb bildete sich auch bodennah ein markantes Tiefdruckgebiet.
Durch die damit einhergehenden Hebungsprozesse konnte die dort
üblicherweise vorhandene Feuchte in diesem Falle recht effizient in
Niederschlag umgesetzt werden. Dazu sei gesagt, dass die Luftmassen
am Persischen Golf generell immer recht feucht sind, diese
Luftfeuchte aber durch nahezu permanent wirkenden Hochdruck keinen
Effekt - z.B. in Form von Regen - hat.


Einen dementsprechenden "Knalleffekt" hatte das besagte
Tiefdruckgebiet, das am Dienstag über die Region hinweg zog. Dieses
führte zusätzlich extrem feuchtheiße Luft aus Süden heran. Das
spiegelte sich unter anderem in Werten der äquivalentpotentiellen
Temperatur (ein kombiniertes Maß aus Feuchte und Temperatur) von
deutlich über 70°C wider - ein für mitteleuropäische Gefilde schon
undenkbarer Wert. Dementsprechend hoch war das Potential für
anhaltenden Starkregen, zumal das entsprechende Tief auch eine
relativ niedrige Zuggeschwindigkeit aufwies. Das wurde auch von den
Vorhersagemodellen so erkannt.


Aber nicht in den Niederschlagsmengen alleine ist der Grund für die
großflächigen Überschwemmungen zu suchen. Eine Hauptursache dafür
liegt auch darin, dass die Infrastruktur der Stadt überhaupt nicht
auf derartige Niederschlagsmengen ausgelegt ist. Die gefallenen
Regenmengen konnten nirgendwo hin abfließen. Einrichtungen wie
Kanalisationen o.ä. kennt man in diesen Regionen nicht. Folgerichtig
stand das Wasser überall in den Straßen.


Abschließend muss noch auf das Thema des "künstlich erzeugten Regens"
eingegangen werden. Diese These hielt sich (und hält sich auch
weiterhin) vor allem in den sozialen Medien. Dabei wurde vermutet,
dass aktives sogenanntes "Cloud Seeding" - also das Einbringen von
Partikeln in Wolken, damit diese abregnen - aktiv betrieben wurde.
Aus meteorologischer Sicht ergibt das überhaupt keinen Sinn. Cloud
Seeding wird höchstens betrieben, um Wolken, die sonst "trocken" über
eine Region ziehen würden, zum Abregnen zu bringen. Die dabei
eingebrachten Partikel (meistens verschiedene Arten von Salzen)
dienen dabei als Kondensationskerne, die die Niederschlagsbildung
begünstigen sollen. Dieser Effekt ist, sofern überhaupt
nachvollziehbar, bis jetzt in qualitativ höchstens marginalen Mengen
nachgewiesen. Bei einem derartigen Starkregenereignis dagegen hat es
überhaupt keinen Effekt, weil bereits von vornherein genug
Niederschlag in der Bewölkung umgesetzt wird, somit auch genug
Kondensationskerne vorhanden sind. Zusätzlich eingebrachtes Material
hätte quasi keinen Effekt. Des Weiteren stellt sich die Frage, warum
man Wolken "impfen" sollte, von denen man ohnehin weiß, dass sie
genug Niederschlag bringen werden. Die Vorhersagemodelle hatten das
Ereignis schon Tage vorher auf dem Schirm und haben in etwa die
Größenordnung an Niederschlagsmenge prognostiziert, die am Ende auch
gefallen ist. Effekte wie ebenjenes Cloud Seeding spielen dabei in
der Numerik ohnehin keine Rolle, weil sie in der Software gar nicht
implementiert sind.


Es bleibt am Ende festzuhalten, dass das, was man diesbezüglich
aktuell zu lesen bekommt, reine Spekulation und Gerüchte sind.
Substantiierte Belege dafür sucht man dagegen vergeblich. Derartige
Phänomene sind nun leider generell gerade im Bereich der Meteorologie
nichts neues, aber dieser Frage muss nochmal ein ganz eigenes "Thema
des Tages" gewidmet werden.


M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den Datum

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