Thema des Tages

18-11-2016 14:40

Der Nordamerikanische Monsun

Der Südwesten der USA weist ein trockenes (arides) Klima auf, wo also
mit Blick auf ein vieljähriges Klimamittel weniger Niederschlag
fällt, als verdunstet. Teils sind dort ausgedehnte Wüstenflächen zu
finden, wie zum Beispiel die Mojave-Wüste - allseits bekannt für ihr
"Death Valley", einem der heißesten und trockensten Orte der Welt.
Doch zeitweise erreichen uns über die Weltpresse Nachrichten und
Bilder von Überschwemmungen in diesen Regionen, die zur Sommer- und
Spätsommerzeit auftreten. Diese Niederschläge sind auf ein Phänomen
zurückzuführen, was unter dem Namen "Nordamerikanischer Monsun"
bekannt ist, jedoch auch weitere Namen aufweist wie: "Arizona Monsun"
oder "Südwestmonsun".

Der bekannteste Monsun ist sicherlich der Indische Monsun, doch es
gibt noch weitere, wie zum Beispiel den Nordaustralischen Monsun. Das
Wort "Monsun" kommt aus dem Arabischen und kann im Deutschen als
"Jahreszeit" übersetzt werden. Dieser sorgt somit zum Beispiel in
tropischen Klimabereichen, die eher für eintöniges Wetter ohne
Jahreszeiten bekannt sind, für trockenere und regenreichere Zeiten.
Sehr stark vereinfacht beschrieben entstehen die Monsunwinde durch
Temperaturunterschiede zwischen dem Land und dem Meer. Ersteres heizt
sich rascher auf als die umgebenden Wasserflächen. Durch die starke
Erwärmung über Land bildet sich dort ein flaches "Hitzetief", das
unter anderem die mit viel Feuchtigkeit geladene Luftmasse vom Meer
in Richtung Land lenkt. Natürlich gibt es noch viele weitere
Faktoren, doch wollen wir den Blick nun auf den Nordamerikanischen
Monsun im Südwesten der USA lenken, der dort zwischen Juli und
September auftritt.

Zunächst einmal herrscht bis in den Frühsommer meist noch eine mehr
oder weniger stark ausgeprägte Westwindströmung vor, wobei von West
nach Ost Tiefausläufer das Gebiet überqueren. Diese erreichen jedoch
dank der zahlreichen Gebirge nur noch in stark abgeschwächter Form
und somit kaum wetteraktiv den Südwesten der USA. Im Verlauf des Juli
verschiebt sich in der mittleren und oberen Troposphäre ein kräftiges
Subtropenhoch von Mexiko nordwärts über den Südwesten der USA und
unterstützt zunächst einmal die notwendige Einstrahlung und die
daraus resultierende Aufheizung der Landmasse. Je wärmer die Luft,
desto leichter ist sie, sie steigt auf und der Luftdruck sinkt
bodennah. Es entwickelt sich ein flaches Hitzetief am Boden.
Gleichzeitig sorgt der Drehsinn des Hochdruckgebietes in der Höhe,
der auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn verläuft, für einen
Wechsel der hochreichenden Luftströmung von "West" auf "Südost". Die
Folgen sind im Bild in Form von grünen Pfeilen zu erkennen. Anstatt
kühler und durch die Überquerung zahlreicher Gebirge bereits stark
abgetrockneter Luftmassen vom Nordostpazifik, gelangt nun auf
direktem Wege sehr feuchte Luft vom Golf von Mexiko oder vom Golf von
Kalifornien in den Südwesten der USA. Die feuchte Luft sorgt in
Verbindung mit der kräftigen Sonneneinstrahlung und der komplexen und
teils sehr hochreichenden Orografie für tageszeitenabhängige kräftige
Schauer und Gewitter, die in kurzer Zeit sehr viel Regen bringen
können. So viel Nass in einer trockenen (ariden) Wüstenregion sorgt
entsprechend für Probleme in Form von Überschwemmungen und Erosion.
Wer in den dortigen Nationalparks unterwegs ist, wird immer wieder
auf eine plötzliche Überschwemmungsgefahr hingewiesen, sollte solch
ein Schauer oder Gewitter vor Ort oder in der Nähe auftreten. Typisch
für diesen Monsun ist, dass sich der Niederschlag in "Wellen"
ereignet, es also eine Woche relativ trocken sein kann, während kurz
darauf wiederholt heftige Schauer und Gewitter über die Lande ziehen,
wobei sie sich meistens über den Bergen bilden und dann in die Täler
wandern. Dieser Niederschlag macht einen Großteil des
Jahresniederschlages aus und ist daher u.a. für die Landwirtschaft
von großer Bedeutung, aber auch Themen wie "Brandgefahr" oder die
Gesundheit des Menschen (z.B. Auftreten des sog. "Hantavirus")
spielen eine große Rolle.

In diesem Jahr verlief der Monsun im Vergleich zu den vergangenen
Jahren relativ normal, wobei vor allem über Nordmexiko etwas mehr
Niederschlag fiel, während es z.B. in Arizona (USA) insgesamt eher zu
trocken blieb. Dass auch immer wieder Reste von Tropenstürmen für
Feuchtenachschub sorgen können, zeigte Anfang September Hurrikan
NEWTON, der in der Abbildung südlich des Golf von Kaliforniens zu
sehen ist und in der Folge weiter nach Arizona zog. Von daher fiel in
Arizona der Gesamtniederschlag der Monsunsaison sehr variabel aus.
Orte mit überdurchschnittlichen und unterdurchschnittlichen
Regenmengen lagen entsprechend der Gewitterverteilung eng beisammen.
Wie so oft war auch der Sand in Form von Sandstürmen (engl. "haboob")
ein Thema. Der "haboob" wird oft von sterbenden Gewitterzellen
ausgelöst, die den Sand durch herabfallende, starke und kalte Abwinde
aufwirbeln.

Im Verlauf des Septembers verlagerte sich das Subtropenhoch
allmählich wieder südwärts und die Westwinde setzten sich zunehmend
durch, die somit das Ende des Nordamerikanischen Monsuns einläuteten
- bis das Spiel im kommenden Jahr zur Sommerzeit wieder von vorne
beginnt.


Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.11.2016

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