Thema des Tages

26-11-2016 14:40

Der Himmel macht die Schleusen auf

In der Tat, im Laufe dieser Woche machte der Himmel in Europa seine
Schleusen auf. Anfang der Woche regnete es in Großbritannien
innerhalb von
drei Tagen gebietsweise mehr als das Novembermonatssoll von etwa 120
mm (Deutschland etwa 60 mm).
Das allerdings ist im Vergleich zu dem, was sich in den Süd- und
Westalpen abspielte, eher vernachlässigbar. Dort sind in wenigen
Tagen mehrere hundert Liter auf den Quadratmeter gefallen.
Die ersten Starkregenmeldungen kamen Dienstagfrüh u.a. aus den
französischen Cevennen im südlichen Zentralmassiv vom Mont Aigoual.
Dieser Berg ist der niederschlagsreichste Ort Frankreichs mit einem
Novembermittel von ca. 220 mm. Dienstagfrüh waren innerhalb 24
Stunden 122 mm bzw. Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen,
Mittwoch früh weitere 121 mm, also täglich etwa das doppelte unserer
mittleren Monatsmenge und Donnerstag früh kamen weitere 57 mm dazu.
Besonders beeindruckend sind solche Niederschlagsmengen dort
allerdings nicht, schließlich fielen auf dem Mont Aigoual 24stündig
schon etwa 600mm, also das Jahressoll(!) relativ trockener Gebiete
Deutschlands. Insgesamt fielen dort diese Woche bislang 346 mm.
In Italien waren insbesondere das Piemont (Hauptstadt Turin) und
Ligurien (Hauptstadt Genua) betroffen, also die Westalpen bzw. der
Apennin. Hier ragte bei den amtlichen Messungen insbesondere der
Monte Settepani heraus. Der Berg liegt küstennah bei Alassio, also
etwa in der Mitte zwischen Genua und der französischen Grenze. Im
Laufe der Woche fielen dort gut 500 mm.
Aber auch in den Niederungen fiel starker Regen mit Tageswerten um
das Monatssoll an mehreren aufeinander folgenden Tagen. Besonders
schlimm traf es das Einzugsgebiet des Flüsschens Tanaro, das das
Regenwasser nördlich von Genua aufnimmt und in den Po entwässert.
Eine kleine Sensation soll es ca. 10 km nordwestlich von Genua in
Fiorino gegeben haben. Am 22.11. fielen 580 Liter auf den
Quadratmeter. Da sieht unser deutscher Rekord für 24 Stunden mit 312
mm im erzgebirgischen Zinnwald eher blass aus.
Ursache dieser Starkregenfälle ist ein Tief, dass sich am Dienstag
über Spanien an der Kaltfront genau des Tiefs bildete, das Südengland
den oben erwähnten Starkniederschlag brachte. Die Zugbahn des neuen
Tiefs über Spanien führte dazu, das über mehrere Tage hinweg die mit
warmem Mittelmeerwasser angereicherte Luft an den Bergen der Alpen
und des Apennin zum Aufstieg gezwungen wurde und sich dann abregnete.

Die Wetterlage war der klassischen Starkregenlage "Genuatief" sehr
ähnlich.
Wenn Sie genaueres zu solchen Wetterlagen wissen wollen, schauen Sie
unter "Genuatief" im Netz nach oder in der ARD Mediathek unter "Wo
unser Wetter entsteht (1)".

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.11.2016

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