Thema des Tages

27-11-2016 14:40

Zukunftsmusik

Genau in vier Wochen ist Weihnachten und schon seit Oktober befragt
man uns nach dem Wetter an den Feiertagen. Wie erklären immer wieder,
dass es sich beim Wetter um ein chaotisches System handelt, bei dem
vernünftige Vorhersagen nur bis zu maximal 10 Tagen möglich sind. Die
Grenze der Vorhersagbarkeit lag vor einigen Jahren noch deutlich
niedriger. Die heutige fünf- bis sechstägige Vorhersage so gut ist
wie die eintägige vor rund 45 Jahren.
An Langfristvorhersagen wird schon seit Jahrzehnten gearbeitet. Dabei
werden mit verschiedenen wissenschaftlichen Ansätzen, beispielsweise
mit Betrachtung von analogen Wetterlagen im bisherigen
Witterungsverlauf, im Regelfall nur Trends wie: Im Januar zu kalt, zu
warm oder zu nass bzw. zu trocken vorhergesagt. Auch wenn dies alles
andere als taggenau ist, der Winterbekleidungs- bzw. Sportindustrie
wäre bei korrekter Prognose schon sehr geholfen.
Im Netz finden wir derzeit für jede Jahreszeit eine Wetterprognose,
die sich aus Konjunktiven und Klimaregelfällen speist. Macht man aus
den Konjunktiven ein Indikativ, schreibt also statt "könnte" "wird",
kann man die Vorhersage prüfen. Nach den vorliegenden Ergebnissen
sind diese Vorhersagen sehr wertvoll. Im Regelfall muss man einfach
das Gegenteil behaupten, um zu einer richtigen Prognose zu kommen.
Wissenschaftliche Experimente mit längerfristigen tagesgenauen
Vorhersagen gibt es in Anbetracht der inzwischen erreichten
Rechnergeschwindigkeiten auch. Die Kollegen aus Amerika stellen diese
Sechswochenprognose jedermann zur Verfügung und auch Sie können diese
im Netz z.B. unter http://www.meteociel.fr/modeles/cfse_cartes.php
abrufen.
Da dieser Sechswochenzeitraum auch Weihnachten erfasst, können wir
hier auch eine Weihnachtsprognose abgeben. Das Resultat kann
natürlich nicht als echte Weihnachtsprognose betrachtet werden,
sondern man sollte da eher an eine wissenschaftliche "Spielerei"
denken. Sie können ja ab und an mal reinschauen, wie sich die
Prognosen im Laufe der Zeit ändern.
Nun also die Prognose für das Weihnachtswetter 2016 nach dem
amerikanischen tagesgenauen Wetter/Klimamodell:
Wetterlage: Ein Sturmtief zieht über die südliche Ostsee hinweg nach
Osteuropa und zwischen ihm und einem sich kräftigenden Hoch über
Großbritannien wird zunehmend Kaltluft polaren Ursprungs nach
Deutschland geführt.
Vorhersage, ausgegeben am 26.11.2016 19 Uhr MEZ:
Am ersten Weihnachtstag im Süden nach örtlichem Nebel zunächst noch
aufgelockert bewölkt.
Im Tagesverlauf auch hier, wie schon in den anderen Gebieten, bedeckt
und aufkommende Niederschläge, anfangs nur auf den Bergen, später
teils bis in die Niederungen als Schnee. Im Norden und der Mitte
Frühtemperaturen zwischen 6 und 10 Grad, im Tagesverlauf auf 0 bis 4
Grad zurückgehend.
Im Süden Höchstwerte um 2 Grad. Mäßiger bis frischer, im Norden
zeitweise steifer Wind, zunächst aus Südwest, später Nordwest. Vor
allem im Norden und auf den Bergen schwere Sturm- vereinzelt auch
orkanartige Böen.
In der Nacht im Norden nachlassender Niederschlag, teils Regen, teils
Schnee und nachfolgend Auflockerungen. In den anderen Gebieten bis in
die Niederungen Schnee. Tiefstwerte um Norden um null, sonst 0 bis -
5 Grad.
Allmählich nachlassender Wind.

Am zweiten Weihnachtstag gebietsweise wiederholt Schnee, im Norden
und der Mitte tagsüber bei aufgelockerter Bewölkung vorübergehend
niederschlagsfrei. Höchstwerte zwischen 4 Grad an der Küste und -1
Grad im Süden.
Abflauender und auf nördliche Richtungen drehender Wind.
In der Nacht zu Dienstag verbreitet Schneefall. Tiefstwerte an der
Küste bei null, sonst leichter bis mäßiger, an den Alpen strenger
Frost.

Wir sehen also, das experimentelle Vorhersagemodell der
amerikanischen Kollegen beschert uns im Gegensatz zum üblichen
Weihnachtstauwetter einen Wintereinbruch.
Vom DWD gibt es eine Weihnachtswettervorhersage logischerweise erst
am letzten Adventswochenende, alles andere ist Zukunftsmusik.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.11.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst