Thema des Tages

07-12-2016 14:40

Im Auftrag des Dienstes bis ans Ende der Welt - Teil 1

Es gibt kaum einen Ort auf der Welt, an dem das Wetter für die
Menschen vor Ort keine Rolle spielt. So bereisen speziell
ausgebildete Meteorologen unter anderem in Zusammenarbeit mit dem
Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und
Meeresforschung in Bremerhaven, und dem Institut für Meereskunde an
der Universität Hamburg auf den bundeseigenen Forschungsschiffen FS
POLARSTERN (siehe
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/12/7.html, unteres
Bild) und FS METEOR die Weltmeere oder verbringen bis zu vier Monate
des nordhemisphärischen Winters an der deutschen Antarktis-Station
Neumayer III (siehe Bild: oben).

Die physikalischen und chemischen Vorgänge in der Atmosphäre in
Mitteleuropa weichen rein theoretisch betrachtet nicht von denen in
polaren Breiten ab. Im Detail unterscheiden sich die Aufgaben der
Meteorologen, die in Deutschland ihren Dienst leisten, von denen, die
auf Schiffen im Einsatz und speziell in der Arktis oder Antarktis
unterwegs sind, aber in großem Maße. Selbst die Aufgaben der
Meteorologen (hauptsächlich Beratungsaufgaben) an Bord der
Forschungsschiffe variieren beträchtlich von denen der Meteorologen
an der Neumayer-Station. An Bord von FS POLARSTERN werden
beispielsweise die Schiffsführung, die wissenschaftliche Fahrtleitung
und die Piloten der beiden Bordhelikopter beraten, die zur
Eiserkundung und Forschung auf dem Eis rund um das Schiff eingesetzt
werden. Von der Neumayer-Station aus wird hingegen im Auftrag des
internationalen logistischen DROMLAN-Projekts (Dronning Maud Land Air
Network) der Schwerpunkt der Wetterberatung auf interkontinentale
Langstreckenflüge zwischen Kapstadt in Südafrika und der Antarktis
sowie die kontinentalen Flüge innerhalb des Dronning Maud Landes
(DML, benannt nach Königin Maud; siehe Bild: oben rechts) gelegt. Das
DML grenzt im Westen an das Britische Antarktisterritorium und im
Osten an das Australische Antarktisterritorium. Es hat in etwa die
achtfache Größe Deutschlands. Auch Schiffe, Landexpeditionen und die
Forschungsstation selbst sind von der Neumayer-Station aus zu
beraten.

Genauso unterscheiden sich die meteorologischen Anforderungen der
Seefahrt von denen der Luftfahrt. Auf einem Schiff wird großer Wert
sowohl auf die Wind- sowie Seegangentwicklung als auch auf die zu
erwartenden signifikanten Wettererscheinungen gelegt. In der
Fliegerei spielen neben Wind und Wetter vielmehr die möglichst
detaillierte Vorhersage der Wolkenuntergrenze und Sichtweite eine
große Rolle. Weitere Gefahren sind vor allem Turbulenzen in der
Atmosphäre und die Vereisung des Luftfahrzeugs. Kontrast, Horizont
und White Out (siehe
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/10/24.html) sind
insbesondere für die Luftfahrt in polaren Gebieten entscheidende
Parameter, die mit einem gehörigen Anteil an subjektiver
Interpretation und Erfahrung aus vielen anderen Vorhersageparametern
abgeleitet werden müssen.

Während in Deutschland an rund 2000 Messstationen
Wetteraufzeichnungen gemacht werden, stehen den DWD-Meteorologen in
dem von ihnen befahrenen Teil der Antarktis nicht einmal 20 Stationen
zur Verfügung, um präzise Vorhersagen für die Durchführung der
Flugvorhaben zu treffen. Deutlich mehr Wert wird daher auf die
globalen und regionalen Wettermodelle sowie die zum Teil langjährige
Erfahrung der Meteorologen gelegt. Neben der Vorgabe aus den
Wettermodellen werden zahlreiche Informationen aus Satellitenbildern
und den täglichen Radiosondenaufstiegen (siehe "Radiosondenaufstieg"
im Wetterlexikon des DWD) gewonnen. Zudem ist die Beobachtung des
Wetters an der eigenen Station unentbehrlich. Hier kommen die
Wetterfunktechniker zum Zuge. Ohne deren kontinuierliche Beobachtung
des Wetters an Bord, mit der die Meteorologen ihre Vorhersagen
verifizieren können, wäre eine exakte Vorhersage nicht denkbar. Es
ist erstaunlich, mit welch wenigen technischen Mitteln häufig eine
gute Prognose selbst in der Antarktis möglich ist, auch wenn einem im
nächsten Moment die Natur wieder einen Strich durch die Rechnung
machen kann.

Wenn sich das Forschungsschiff POLARSTERN
(www.awi.de/expedition/schiffe/polarstern) im nordhemisphärischen
Sommerhalbjahr in die Arktis und im Winterhalbjahr in die Antarktis
begibt, sind immer zwei Mitarbeiter des DWD an Bord. Welchen
Herausforderungen die Meteorologen und Wetterfunktechniker gewachsen
sein müssen, lesen Sie in einem der nächsten Themen des Tages.

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.12.2016

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