Thema des Tages

17-12-2016 14:40

Der Polarfrontjetstream - ein Starkwindband in der Höhe gibt den Takt
vor!

Die sogenannten Jetstream oder auch Strahlströme stellen ein
schmales, bandartiges Starkwindfeld in der oberen Troposphäre bis hin
zur Stratosphäre dar, die sich rund um den Globus ziehen. Sie
entstehen an der Grenze zwischen unterschiedlich temperierten
Luftmassen meist über den mittleren Breiten. Dabei unterscheidet man
den Polarfrontjetstream, der die polare Luftmasse von der
Subtropischen trennt, sowie den Subtropenjetstream der die
subtropische Luftmasse von der tropischen abgrenzt. Die Grenze
zwischen polarer und subtropischer Luft (Polarfront) markiert darüber
hinaus eine Zone mit niederem Luftdruck, die polwärts und
äquatorwärts von Zonen mit höherem Luftdruck abgelöst wird. Als
Ausgleich zwischen den Druckunterschieden strömt die Luft von den
Hochdruckgebieten über den polaren sowie subtropischen Regionen zum
tieferen Luftdruck und wird dabei durch die Corioliskraft auf der
Nordhalbkugel nach rechts und auf der Südhalbkugel nach links, d. h.
jeweils nach Osten abgelenkt. Aufgrund der fehlenden Reibung und
somit Abbremsung der Luft in der Höhe können sich dort sehr starke
Höhenwinde mit Windgeschwindigkeiten zwischen 200 und 400 km/h,
teilweise sogar bis 500 km/h entwickeln.

Die Jetstream sind durch hohe vertikale und horizontale
Windgeschwindigkeitsscherungen charakterisiert und weisen ein oder
mehrere Geschwindigkeitsmaxima auf. Der Bereich maximaler
Windgeschwindigkeit wird als Strahlstrom- oder Jet-Achse bezeichnet,
verläuft nur selten völlig waagerecht und verfügt meist nur über eine
Breite von 50 bis 100 km. Zudem mäandrieren Jetstream wie Flussläufe,
können sich in mehrere Äste aufspalten und sind hinsichtlich ihrer
Lage im Raum, ihrer Form und Intensität ständigen Veränderungen
unterworfen.

Auch unter der derzeitigen Luftdruckverteilung über dem Atlantik
konnte sich wieder ein starker Polarjetstream ausbilden.
Verantwortlich dafür sind das kräftige und hochreichend Azorenhoch
sowie ein hochreichendes Tiefdruckgebiet östlich von Neufundland, das
zu einer Tiefdruckzone gehört, die bis nach Skandinavien reicht. Die
größten Druckunterschiede sind dabei zwischen den beiden genannten
Druckgebilden auf dem Atlantik zu beobachten, sodass sich dort eine
lebhafte westliche bis südwestliche Grundströmung ausbilden konnte.

Der Polarjetstream im 300-hPa-Niveau (um 9100 m) zeigte heute Morgen
um 7 Uhr entsprechend von Neufundland bis nach Island die höchsten
Windgeschwindigkeiten, die in der Spitze Werte bis 370 km/h
erreichten (vgl. Graphik 1). Selbst im 850-hPa-Niveau, was etwa einer
Höhe von 1500 m entspricht, wies die westliche Strömung verbreitet
noch Windgeschwindigkeiten zwischen 75 und 150 km/h auf. Über
Deutschland herrscht dagegen ruhiger Hochdruckeinfluss. Auch in den
nächsten Tagen frischt der Wind nur im Nordseeküstenumfeld sowie in
den Kammlagen der Mittelgebirge stark böig auf.

Da sich die Luftdruckverteilung in den kommenden Tagen nur
unwesentlich ändert, bleibt auch der Polarjetstream von seiner
Intensität her nahezu gleich. Allerdings dehnt er sich mit seiner
stärksten Ausprägung auch weiter nach Osten bis nach Skandinavien aus
(vgl. Graphik 2). Von Neufundland bis in das Seegebiet zwischen
Island und Irland werden weiter Windgeschwindigkeiten stärker als 200
km/h prognostiziert. Aber auch ein zweiter Ast von Schottland bis zur
Barentssee soll bis 315 km/h aufweisen. Da der Jetstream
gleichermaßen als lenkende Autobahn für Sturmtiefs samt Tiefausläufer
gilt, bleibt Deutschland vorerst weiter von diesen verschont.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.12.2016

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