Thema des Tages

08-01-2017 14:40

Eiswein

Hoch Angelika und Tief Benjamin haben uns ein glattes Wochenende
beschert.
Angelika brachte die Kälte, Benjamin den Niederschlag, der je nach
Region zu verschiedenen Glättetypen führte.
Über die Glättearten können Sie sich im Thema des Tages vom 8.12.2016
informieren.
(http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/12/8.html).
Einer solchen Glättelage geht im Regelfall sehr kaltes Wetter voraus.
Heute aber sprechen wir nicht von der eher negativen Folge Eisregen,
sondern vom eher positiven Folgeprodukt Eiswein, der bei kalten
meteorologischen Voraussetzungen gelesen werden kann.

In den Weinbaugebieten von Hessen und Rheinland Pfalz war Dank Hoch
Angelika endlich mal wieder Eisweinwetter, denn wegen der
geografischen Lage des Hochs kam die Polarluft zu uns, ohne vom
warmen Nordatlantik aufgewärmt zu werden.
Das Eisweinwetter leitet sich aus der Definition des Eisweins ab,
einem recht teuren Getränk zu ca. 50-250 EUR je Liter. Im Regelfall
wird er bei aus Weißweinen wie Riesling oder Silvaner hergestellt,
aber auch Rotweine werden dazu verarbeitet.
Der Eiswein muss, wie der Name schon sagt, bei eiskaltem Wetter
geerntet werden. Notwenig dazu sind Temperaturen von minus 7 Grad
oder darunter über einen gewissen Zeitraum, der nicht exakt
festgelegt ist.
Auf besondere Qualität erpichte Winzer nehmen drei Stunden als
minimale Zeit, wenn möglich an zwei aufeinanderfolgenden Nächten.
Bei dieser Temperatur kristallisiert das reine Wasser, nicht aber das
Wasser um die Zuckermoleküle. Damit bleibt nach dem sofortigen
Pressen der Trauben nur konzentrierter Saft übrig sodass diese Weine
sehr süß sind. Da sie aber gleichzeitig hocharomatische Säure
besitzen, sind es nicht einfach nur süße Weine, sondern
Prädikatsweine.

Warum sind sie so teuer?
Unter anderem spielen folgende Gründe eine Rolle:
1. Die Weintrauben müssen viel länger am Stock hängen als normale
Trauben. Dabei verlieren sie an Wasser und damit an Flüssigmasse. Der
Ertrag pro Hektar ist also deutlich geringer.
2. In den deutschen Weinbaugebieten wird es immer häufiger Jahre
geben, in denen die für Eiswein geforderte Temperatur erst mit dem
Spätwinter im Februar oder den gesamten Winter nicht auftritt. Dann
gleichen die Trauben eher Eisrosinen oder eine Eisweinlese ist
überhaupt nicht möglich und die Mühe gänzlich vergebens.
3. Die Erntekosten liegen natürlich über denen einer normalen Lese,
allein der "Nacht- bzw. Temperaturwächter" verbringt oft sinnlose
Zeit im Wingert.


Man kann natürlich die Ernte des Eisweins auch schon bei geringeren
Minusgraden durchführen; dann aber steigt den Winzern zumindest die
eigene Genossenschaft auf die Füße.
In diesem Jahr aber müssen wir uns Dank Hoch Angelika darum nicht
sorgen.
Freitag und Samstag früh lag die gesamte rheinhessische Weinbauregion
mit Tiefstwerten am Freitag um -8, am Samstag um -10 Grad im "Grünen
Bereich" für Eiswein.
Geisenheims Reben beispielsweise erlebten am Freitag 8 und gestern 15
Stunden im Frostbereich unter -7 Grad.
Na dann mal Prost ... .

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.01.2017

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