Thema des Tages

09-01-2017 14:40

Die Kleidung macht's!

Eisig kalt war es in den vergangenen Tagen in Deutschland. Die
Thermometer zeigten verbreitet zweistellige Minuswerte an, "negativer
Spitzenreiter" waren nachts das oberbayerische Reit im Winkl und das
oberpfälzische Schorndorf mit jeweils minus 26 Grad Celsius.
Bibbernde Menschen, rote Wangen und lethargisches Händereiben wo man
nur hinsah. Dabei sind Temperaturen, wie sie in den vergangenen Tagen
in Deutschland herrschten, in einigen Teilen der Welt normal bzw.
werden noch um ein weites übertroffen (besser gesagt unterboten).
In der Arktis beispielsweise sind Temperaturen von - 40°C im Winter
keine Seltenheit. Da fragt man sich doch (durchaus zu recht): Wie
können die dort lebenden Menschen eine solche Eiseskälte aushalten?
Die Antwort ist simpel: Mit der richtigen Kleidung. Besonders
effektiv ist das sogenannte "Zwiebelprinzip", das den meisten wohl
bekannt ist. Anstatt einer einzigen sehr dicken Schicht, trägt man
viele dünne Lagen.

Als Unterwäsche und damit unterste Bekleidungsschicht (auch
"Baselayer" genannt) wird oftmals Merinowolle verwendet. Das
Besondere an dieser hochwertigen Form von Wolle: Merinofasern sind
stark gekräuselt (bis zu vierzig Kräuselungen pro Zentimeter) und
haben eine wellenartige Struktur. Dadurch liegen die Fasern sehr
locker aufeinander und es entstehen Luftkammern, die die Körperwärme
einschließen und zurückhalten und den Körper somit vor dem Auskühlen
bewahren. Die eingesperrte Luft zwischen den Fasern wirkt also
isolierend nach außen - übrigens nicht nur wärmend im Winter sondern
auch kühlend im Sommer. Dabei hat die Wolle des ursprünglich aus
Nordafrika stammenden Merinoschafes noch weitere Vorteile: Sie kratzt
nicht auf der Haut, transportiert Feuchtigkeit und riecht nicht. Zwar
auch eine Wolle, aber dennoch nicht als Baselayer geeignet ist
Baumwolle. Denn Baumwolle nimmt die Feuchtigkeit auf ohne sie
abzutransportieren und trocknet schlecht.
Die unterste Kleidungsschicht sollte um ihre Funktion optimal zu
erfüllen eng anliegen ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken.

Als sogenannter "Midlayer" folgt dann eine weitere Schicht mit guter
Wärmeisolation. Die gängigste Isolationsschicht ist Fleece durch ein
hervorragendes Wärme-Gewicht-Verhältnis. Bei extremen Bedingungen
kann man über den Fleecepulli noch eine Isolationsjacke (z.B.
Primaloft oder eine ultradünne Daunenjacke) ziehen. Das Material
Primaloft besteht aus synthetischen Mikrofasern und wurde Anfang der
80-er Jahre ursprünglich für die US-Army entwickelt. Seitdem bekannt
ist, wie leicht, robust, atmungsaktiv, stark komprimierbar und
feuchtigkeitsunempfindlich dieses Material ist, und welche
hervorragenden Isolationseigenschaften es bietet, ist es aus den
Regalen der Outdoorläden nicht mehr wegzudenken.

Und last but not least, die äußere (Wetterschutz-)Schicht. Ganz
wichtig ist, dass diese Schicht wind- und wasserdicht ist.
Schlupf-Anoraks sind bei extremer Kälte übrigens Jacken vorzuziehen,
da bei Stürmen der Wind sogar durch doppelt abgedeckte
Reißverschlüsse dringt. Fellstreifen im Kapuzenrand wärmen enorm und
halten den Großteil des Windes vom empfindlichen Gesicht ab.

Nicht zu vergessen sind die "Accessoires": Handschuhe (am besten
dicke Fäustlinge über dünnen Fingerhandschuhen), dicke Wollsocken und
eine Mütze. Die Gelehrten streiten sich zwar, wie viel Prozent
Körperwärme über den Kopf verloren gehen kann; die meisten
Schätzungen liegen um die 40 Prozent. Klar ist aber auf jeden Fall,
dass es ohne Mütze sehr schnell sehr kalt wird.

Und nun noch ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Die einzelnen
Bekleidungsschichten dürfen nicht zu eng aneinander liegen! Denn Luft
isoliert und somit dienen die kleinen Luftpolster in den
Zwischenräumen als Wärmespeicher. Da liegt übrigens auch der Grund
verborgen, warum man(n oder frau) so oft kalte Füße hat: Es werden
enge (manchmal sogar mehrere) übereinander getragene Socken in zu
kleine Schuhe gesteckt!

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.01.2017

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