Thema des Tages

18-01-2017 14:40

Winter - Quo vadis?


Seit Beginn des Jahres herrscht in Mittel- und Südeuropa eine
ausgeprägte winterliche Wetterlage. Zunächst führten atlantische
Tiefdruckgebiete mit einer nordwestlichen Strömung feuchte und kühle
Polarluft heran, die in den Mittelgebirgen den Winter brachte.
Danach drehte die Strömung zeitweise auf Nordost, wobei zeitweilig
sibirische Kaltluft nach Mitteleuropa geführt wurde. Dabei gab es
strenge Nachtfröste mit Werten teils unter -15 Grad. Die erste
Januarhälfte verlief in Deutschland etwa 2 Grad zu kalt.

Auch aktuell hat kontinentale Kaltluft Mittel- und Südeuropa fest im
Griff. Die Kaltluft dringt weit ins Mittelmeer vor und beeinflusst
derzeit sogar weite Teile Spaniens. So lassen sich auf Mallorca
Palmen im Schnee bewundern. Viele werden sich jetzt fragen, ob wir
in diesem Jahr mal wieder einen richtig strengen Winter bekommen?

Derzeit ist die Wetterlage wieder in einer Umstellungsphase. Über
Grönland hat sich ein größeres Kaltluftreservoir angesammelt. Diese
Kaltluft fließt über den relativ milden Nordatlantik (5 bis 10 Grad
Wassertemperatur) und facht dort die Tiefdruckbildung an.
Vorderseitig dieser Tiefdruckgebiete wird mit einer südwestlichen
Strömung Warmluft ins Nordmeer und nach Skandinavien transportiert.
Diese Warmluftzufuhr sorgt unter anderem dafür, dass sich das
Hochdruckgebiet über dem nördlichen Mitteleuropa stabilisiert. Dieses
Hoch schneidet die Kaltluftzufuhr ab, sodass in höheren Luftschichten
eine deutliche Erwärmung einsetzt.

Während in weiten Teilen Deutschlands leichter bis mäßiger Dauerfrost
vorherrscht, sorgt im Norden bei westlicher Strömung feuchte
Nordseeluft in einer Höhe von etwa 500 - 1000 m für Temperaturen von
0 bis +3 Grad. Im gesamten nördlichen Binnenland herrscht aber in den
untersten Luftschichten noch Frost. Nach anfänglicher Phase mit
Schneegriesel wird ab den Abendstunden dann daraus immer mehr
Sprühregen, der dort am Boden und zu gefährlichen Glatteis gefriert.

Das Hochdruckwetter erinnert etwas an die vorherrschende Wetterlage
im Dezember 2016, nur mit dem Unterschied, dass es diesmal trotz
Erwärmung in der Höhe in Bodennähe insgesamt kälter bleib, denn die
Strahlungsbilanz ist immer noch negativ. Das heißt, dass die
Auskühlung nachts stärker ist als die Erwärmung tagsüber durch die
Sonne. Des Weiteren liegt vielerorts Schnee, der tagsüber die
Erwärmung bremst, da die Sonnenstrahlen zu einem Großteil reflektiert
werden. Nachts sorgt die Schneedecke zusätzlich noch für eine
stärkere Auskühlung. Die Kaltluft wird also in den bodennahen
Luftschichten vor Ort produziert.

So erwartet uns bis über das Wochenende hinaus in tiefen Lagen teils
sonniges, teils neblig-trübes Wetter mit tagsüber immer noch meist
frostigen Temperaturen, vor allem in der Südosthälfte. In den
übrigen Gebieten steigen sie tagsüber durchaus schon mal wieder in
den leichten Plusbereich Im Norden bleibt es trotz Hochdruckeinfluss
meist trüb mit zeitweiligem Sprühregen, da dort ständig feuchte
Nordseeluft einfließt. Im höheren Bergland und in den Alpen gibt es
häufig Sonne bei leicht ansteigendenTemperaturen (Inversion).
Tauwetter ist aber auch dort zunächst nicht zu erwarten.

Diese niederschlagsarme Hochdruckwetterlage erweist sich, wie auch
schon im Dezember, als ziemlich stabil. Ob sich dann zum Ende des
Vorhersagezeitraums im Laufe der nächsten Woche eine Westwetterlage
durchsetzt, die milde und feuchte Atlantikluft heranführt und für
Tauwetter bis in die Gipfellagen sorgt, oder ob sich die
Hochdrucklage weiter fortsetzt, ist derzeit noch nicht sicher. Ein
erneuter Wintereinbruch mit viel Schnee bis in tiefe Lagen ist aber
erst einmal unwahrscheinlich.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.01.2017

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