Thema des Tages

24-01-2017 14:40

Wenn ein Tropfen kalter Luft auf Reisen geht...

Beim Blick auf das heimische Barometer springt einem seit längerem
hoher Luftdruck ins Auge, Hoch CHRISTA sei Dank, sie folgte auf Hoch
BRIGITTA. Dass Hochdruckeinfluss im Winter nicht zwangsläufig mit
eitel Sonnenschein einhergehen muss, wurde an dieser Stelle schon
häufig thematisiert. Die tiefen, dichten Wolken, aus denen in der
vergangenen Nacht und am heutigen Dienstagmorgen im Westen auch ein
paar Schneeflocken gerieselt sind, haben jedoch noch einen anderen
Grund: Ein kleines Tiefdruckgebiet, das sich nicht am Boden, sondern
nur in höheren Luftschichten abbildet, ist mit kalter Luft gefüllt
und wird deshalb auch als "Kaltlufttropfen" bezeichnet.

Ein solches kreisförmiges Gebilde wird durch die bodennahe Strömung
gesteuert und befindet sich meist im Randbereich eines Bodenhochs.
Der mit kalter Luft angefüllte Tropfen "schwimmt" in der ihn
umgebenden wärmeren Luft, ähnlich wie ein Fetttropfen in einer heißen
Suppe. Dieses Herumwabern macht die Wettervorhersage sehr schwierig.
Verlagert sich das Höhentief nur wenige Kilometer anders als
erwartet, kann das wesentliche Änderungen für die Wettervorhersage an
einem Ort bedeuten.

"Unser" Kaltlufttropfen, der in ca. 5,5 km Höhe Temperaturen von -33
°C und einen Durchmesser von ca. 400 km aufweist, zog am gestrigen
Montag und in der vergangenen Nacht von der Nordsee in Richtung
Benelux-Staaten und streifte auch den Westen Deutschlands mit ein
paar Schneeflocken. In den kommenden Stunden verlagert er sich über
Frankreich mit einer nördlichen Strömung weiter südwärts und erreicht
Mittwochmittag die Mittelmeerküste bei Perpignan. Vielleicht ist er
etwas wasserscheu (was man bei derzeitigen Wassertemperaturen von ca.
12 °C durchaus nachvollziehen könnte) oder er besinnt sich seinen
Wurzeln, jedenfalls entscheidet er sich für eine Kehrtwende und
wandert am Donnerstag über Frankreich wieder gen Norden. Abends sagt
er dann auch dort "Au revoir" und nimmt Kurs auf die Britischen
Inseln. Am Freitag verlässt der Kaltlufttropfen aber schon wieder den
englischen Boden, schwächelt zunehmend und gliedert sich dann zum
Wochenende in die Höhenströmung ein, um danach Richtung Skandinavien
abzuziehen. Die spannende Reise des Höhentiefs ist auch in der
beigefügten Grafik zu sehen.

Während am heutigen Dienstag in Deutschland mit Ausnahme des
Alpenrandes eine dichte Wolkendecke dominiert, setzt sich nach Abzug
des Kaltlufttropfens wieder Hochdruckeinfluss durch und die Sonne
kommt zunehmend zum Vorschein.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.01.2017

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