Thema des Tages

22-02-2017 14:40

Die ?tollen Tage? beginnen sehr stürmisch!


Im gestrigen Thema des Tages wurde bereits angedeutet, dass uns nicht
nur zum Höhepunkt der Fastnacht, sondern auch beim Wetter ?tolle
Tage? bevorstehen. Dabei spielt neben dem Niederschlag insbesondere
der Wind eine wichtige Rolle, wobei das Maximum der Windentwicklung
am morgigen Tag der Weiberfastnacht bzw. des sog. ?Schmotzigen
Donnerstags? erreicht wird.

Die deutliche Windzunahme bringt uns Tief ?Thomas?, das sich am
heutigen Mittwoch noch relativ unscheinbar westlich von Irland
befindet. Es wird in den nächsten Stunden rasch unter kräftiger
Intensivierung Großbritannien und die Nordsee überqueren, sich im
Laufe des Donnerstags als ausgewachsenes Sturmtief über den Norden
Deutschlands hinweg ostwärts verlagern und in der Nacht zum Freitag
Richtung Polen abziehen.

Dass uns am morgigen Donnerstag eine Sturm-, in Teilen sogar eine
Orkanlage erwartet, ist schon vor einigen Tagen absehbar gewesen und
wurde an dieser Stelle und über die Sozialen Medien bereits
kommuniziert. Die Vorhersage der genauen Zugbahn des Tiefs und der
damit einhergehenden Windentwicklung gestaltet sich aber nach wie vor
schwierig, denn die uns zur Verfügung stehenden
Wettervorhersagemodelle sind sich sowohl bezüglich der Zugbahn als
auch der Verlagerungsgeschwindigkeit und Intensität des Tiefs nach
wie vor nicht einig. Diese sind aber für die Windvorhersage und damit
für die Herausgabe der Wetterwarnungen entscheidend.

Am wahrscheinlichsten ist aus jetziger Sicht, dass Tief ?Thomas? mit
seinem Kern von der Deutschen Bucht über das nördliche
Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern hinweg
zieht. Da die stärksten Winde häufig auf der Süd- und Südwestflanke
eines Sturmtiefs auftreten, bedeutet das in diesem Fall, dass etwa
südlich einer Linie Emsland-Hamburg-Uckermark wiederholt mit
Sturmböen (Bft 8 bis 9) gerechnet werden muss, wobei die Windzunahme
am Vormittag im Westen und Süden Deutschlands beginnt und sich im
Tagesverlauf allmählich ostwärts ausweitet. Dabei kann es
insbesondere mit Passage der Kaltfront des Tiefs und auf deren
Rückseite am Nachmittag und Abend bis in die tiefen Lagen des
Nordwestens und der Mitte schwere Sturmböen (Bft 10), vereinzelt auch
orkanartige Böen (Bft 11) geben. In der ersten Nachthälfte zum
Freitag muss dann auch im Osten damit gerechnet werden. Auf den
Gipfellagen der Mittelgebirge treten den ganzen Tag über diese sehr
hohen Windgeschwindigkeiten auf, wobei in exponierten Lagen, wie
beispielsweise auf dem Brocken auch Orkanböen (Bft 12) zu erwarten
sind. Im Süden ist der Wind - abgesehen vom Bergland - insgesamt
etwas schwächer, aber auch dort kommt es zu stürmischen Böen (Bft 8),
mit Durchzug der Kaltfront zeitweise auch zu Sturmböen (Bft 9).

Deutlich ruhiger geht es dagegen auf der Nordflanke des Tiefs zu,
sodass in Schleswig-Holstein und Teilen Mecklenburg-Vorpommerns kaum
etwas von der Sturmentwicklung zu spüren sein wird.

Bezüglich der genauen Windentwicklung ist aber wie bereits erwähnt,
noch nicht das letzte Wort gesprochen, sodass die Vorhersagen in den
nächsten Stunden ständig präzisiert werden müssen. Diese können Sie
dann über die DWD WarnWetter App oder über die DWD Internetseite
abrufen.

Zwar finden in der Regel am morgigen Tag noch keine großen
Fastnachtsumzüge statt, dennoch wird mit der Weiberfastnacht der
Straßenkarneval eingeläutet und somit spielt sich das närrische
Treiben vielerorts im Freien ab. Für alle Närrinnen und Narren ist
also Vorsicht geboten, bevor der Wind am Freitag wieder nachlässt.

Dabei kommt sicherlich dem einen oder anderen Jecken das letzte Jahr
in Erinnerung, als Sturmtief ?Ruzica? für die Absage einiger
Rosenmontagsumzüge sorgte. In diesem Jahr wird es aber
voraussichtlich nicht so turbulent zugehen. Dennoch müssen am Sonntag
und Rosenmontag insbesondere im Westen Deutschlands die Aufbauten der
Umzugswagen und die Fastnachtskostüme Windböen der Stärke 6 bis 7 Bft
aushalten.


Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.02.2017

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