Thema des Tages

28-02-2017 14:40

Ist denn schon Sommer?

Glück gehabt; die Rosenmontagszüge fanden bei trockenem und mildem
Wetter statt. Bei Höchstwerten zwischen 12 und 14, am Oberrhein bis
17 Grad fehlte im Rheinland nur die Sonne, die sich erst gegen Ende
der Züge zeigte, rheinaufwärts allerdings mehr und mehr zu sehen war.

Was an Sonnenschein fehlte, hat der Wind wettgemacht. Der wehte die
gesamte Zeit recht kräftig mit 20 bis 35 km/h im Mittel, in
windgeschützten Lagen etwas weniger, in Häuserschluchten, die sich
von Südwest nach Nordost erstreckten, etwas mehr. Bei Böen allerdings
erreichte die Windgeschwindigkeit selbst in den Niederungen bis zu 74
km/h, also Stärke 9. Versicherungen bezahlen bereits ab Stärke 8,
also 62 km/h. Man kann sich also vorstellen, dass es tüchtig wehte.
Soweit also die Schilderung eines windigen Spätwintertages, der von
den Temperaturen her eigentlich in die zweite Aprilhälfte gehörte.

Woher aber kommt in der Schlagzeile die Frage nach dem Sommer?
Planmäßig erreichte um 16 Uhr die Kaltfront von Tief Udo II
Deutschland am Niederrhein und hat inzwischen den größten Teil
Deutschlands überquert.
An ihr ging ganz schön die Post ab:
Temperaturstürze bis zu 8 Grad. Gewitter von Bremen bis zum
Hochrhein, dabei verbreitet Sturm- und schwere Sturmböen. Am
stürmischsten war es im Saarland, dort wurden verbreitet 100 km/h
erreicht (Windstärke 10), mit dem vom Wetterdienst gemessenen Maximum
in Saarbrücken von 109 km/h entsprechend Windstärke 11. Die meisten
Schäden wurden aber aus Hessen bekannt, unter anderem fie ein Baum
auf die Fahrleitung und die Bahnstrecke bei Rüsselsheim war zeitweise
nicht befahrbar. Auch der Niederschlag an der Kaltfront erreichte
Intensitäten, die hochgerechnet vom 5minütigen Wert bis zu 50 mm pro
Stunde entsprachen, also einem ordentlichen sommerlichen Platzregen.
Zum Glück zogen die Schauer und Gewitter schnell ab, so dass
tatsächlich nur bis zu 10 Liter pro Stunde gemessen wurden.
Die reine Beschreibung der Kaltfront ließe tatsächlich eine
sommerliche Kaltfront vermuten. Dass wir trotzdem noch keinen Sommer
haben erschließt sich für den Fachmann durch die Ursachenforschung
(Diagnose) der einzelnen Wetterelemente, der Laie wird spätestens bei
den Schneemeldungen von Mittelgebirgslagen den Sommertraum beenden.
Freuen wird uns also lieber erst mal auf den meteorologischen
Frühling, der morgen, am 1. März beginnt.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.02.2017

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