Thema des Tages

16-03-2017 14:40

Das ?O-bis-O? für Winterreifen

Jedes Jahr stellen sich die Autofahrer die Frage, von wann bis wann
sie Winterreifen aufziehen sollten. Viele Versicherungen und
Automobilclubs verweisen dabei wiederholt auf die sogenannte
?O-bis-O-Regel?. Demnach sollten die Autofahrer von Oktober bis
Ostern wintertaugliche Reifen am Auto montiert haben. Jedoch müssen
bei der Wahl der Reifen zusätzlich auch die regional
unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse berücksichtigt werden. So
kann man z.B. klimatologisch das Rheinland nicht mit dem Voralpenland
vergleichen.

Wie sinnvoll die richtige Reifenwahl ist, zeigen nicht zuletzt die
aktuellen Wetterverhältnisse. Viele Fahrzeughalter nutzten die
vergangene frühlingshafte Woche mit viel Sonnenschein und relativ
warmen Temperaturen für einen Reifentausch auf die Sommerpneus. Doch
nachts sanken die Temperaturen bei Aufklaren noch oft in den
Frostbereich. Bei derartigen Temperaturen verlieren Sommerreifen aber
deutlich an Haftung. Zudem gelangt mit der Umstellung der Wetterlage
zum Wochenende vorübergehend wieder kühlere und auch feuchtere Luft
polaren Ursprungs nach Deutschland. Damit verbunden treten wiederholt
schauerartig verstärkte, teils länger anhaltende Niederschläge auf,
die am Samstag und in der Nacht zum Sonntag oberhalb von 600 bis 900
m als Schnee fallen. In den ostdeutschen Mittelgebirgsregionen sowie
bei kräftigen Schauern und Gewittern in der Nordosthälfte des Landes
kann die weiße Pracht zeitweise auch darunter beobachtet werden und
somit vorübergehend für winterliche Straßenverhältnisse sorgen.

Sollten bei evtl. Schnee- oder Glätteunfällen Autos mit Sommerreifen
beteiligt sein, so setzen die Autofahrer neben ihrem Leben teilweise
auch ihren Versicherungsschutz auf?s Spiel. Die Kaskoversicherung
kann mit dem Verweis auf grob fahrlässiges Verhalten einen Teil der
Leistung verweigern. Und die Kfz-Haftpflichtversicherung kann den
Fahrer in Mithaftung nehmen, wenn ein Unfall auf falsche Bereifung
zurückzuführen ist.

Doch was macht die Winterreifen aus?

?Autoreifen sind das Bindeglied zwischen Fahrzeug und Fahrbahn. Sie
beeinflussen maßgeblich das Fahrverhalten eines Fahrzeugs. Reifen
werden insbesondere auf die Beschaffenheit des Untergrundes, die
Temperatur und die Belastung ausgelegt. In Mitteleuropa fahren Autos
meist auf asphaltierten Straßen mit einer Oberflächentemperatur
zwischen -15 °C und +60 °C. "Sommer"-Gummimischungen verhärten
bereits bei niedrigen Plus-Graden, womit sich die Haftung auf der
Straße spürbar reduzieren könne. Winter-Typen bleiben weich und
verfügen zudem über ein spezielles Lamellen-Profil, das auf Schnee
und Eis besonders gut greife - also bei Witterungsbedingungen, die
überall in Deutschland und auch durchaus schon um den Gefrierpunkt
herum anzutreffen seien?, erklärte der ADAC.

Somit ist in der kommenden Nacht vor allem in der Südhälfte des
Landes bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wieder Vorsicht geboten.
Die Zeit der Winterreifen ist also noch nicht vorbei. Erfahrungen aus
der Vergangenheit zeigen, dass bis tief in den April hinein immer
wieder Kälteeinbrüche mit kurzfristigem Schneefall bis ins Flachland
auftreten können. Bei solchen Wetterverhältnissen muss an die
Vernunft der Autofahrer appelliert werden. Auf Sommerbereifung
umgerüstete Wagen sollten bei winterlichen Bedingungen vielleicht
lieber in der Garage bleiben.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.03.2017

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