Thema des Tages

17-03-2017 14:40

Wochenend´ und Sonnenschein ? von wegen!

Es war im Jahr 1930, als die Comedian Harmonists den später berühmt
gewordenen und häufig gehörten Schlager ?Wochenend´ und Sonnenschein?
erstmals intonierten. Nun, in den mittlerweile vergangenen 87 Jahren
hat es mit Sicherheit unzählige Wochenenden gegeben, an denen diese
Verbindung wie die Faust aufs Auge passte. Genauso sicher ist aber
auch, dass das auf das bevorstehende Wochenende ? übrigens das letzte
des kalendarischen Winters - mal sowas von überhaupt nicht zutrifft.

Zur Lage: Das Hochdruckgebiet KATHRIN, gestern landesweit und heute
zumindest im Süden anfangs noch für vorfrühlingshaftes Wetter
verantwortlich, verschwindet gänzlich von den Wetterkarten und macht
Platz für eine ganze Schar von Tiefdruckgebieten, die sich jetzt über
Nord- und Nordwesteuropa in Stellung bringen. Von dort versorgen sie
uns am Samstag und Sonntag überreichlich mit Luftmassen vom Atlantik,
die mal mehr, mal weniger mild, aber durchweg feucht sind. Dabei sind
es gar nicht mal die dicken, fetten Tiefs über Skandinavien und dem
Nordmeer (in diesem Fall CHRISTOPH und DIETER), die uns piesacken
werden. Vielmehr sind es die kleinen nickeligen Randtiefs, die den
Vorhersageraum traktieren und dabei mitunter ziemlich fies agieren.

Am Samstag tritt dabei zunächst Tief ECKHART auf den Plan (liebe
Leserinnen und Leser, bitte nicht böse auf den Ecki sein, den es
vielleicht in ihrer Familie oder ihrem Bekanntenkreis gibt ? er kann
nix dafür). Von der Nordsee kommend zieht es rasch den deutschen
Küstensaum entlang Richtung Nordpolen (siehe Grafik). Dabei frischt
nicht nur der westliche Wind verbreitet spürbar auf, nein, es kommt
zudem zu teils andauerndem und ergiebigem Regen. Mit anderen Worten,
der Samstag wird lausig bis sehr lausig. Zwar gibt es bezüglich der
konkreten Wind- und Regenvorhersage noch ein paar Unsicherheiten, die
mit dem Fahrplan und der Zugbahn von ECKHART zusammenhängen; die
Trends sind aber eindeutig. So fällt der meiste Regen in den
West-Nordweststaulagen der Mittelgebirge und Alpen, wobei die Alpen
gegenüber den Mittelgebirgen noch herausstechen. Besonders im Allgäu
und in den Berchtesgadener Alpen wird es bis in den Sonntag hinein so
viel regnen, dass wohl noch im Laufe des heutigen Freitags eine
UNWETTERWARNUNG vor ERGIEBIGEM DAUERREGEN fällig wird.
Immerhin, im Norden und Nordwesten lassen die Regenfälle im
Tagesverlauf mehr und mehr nach und die Wolkendecke lockert etwas
auf. In Küstennähe hat man sogar die Chance, wenigstens ab und zu die
Sonne mal zu Gesicht zu bekommen ? bei mageren 6-8°C reicht es
allerdings noch nicht für den Strandkorb.
Thema Wind: der kommt, aus westlichen Richtungen wehend,
vorübergehend richtig auf Touren und bringt, vielleicht mit Ausnahme
des Nordostens, starke bis stürmische Böen, vereinzelt sogar
Sturmböen. Im Bergland sind Sturmböen obligat, in exponierten Kamm-
und Gipfellagen stehen sogar schwere Sturm- oder Orkanböen auf dem
Programm. Wo genau es wann wie stark stürmt oder wo es wie lange
richtig kräftig regnet, kann man am Samstag am besten der Warnkarte
auf www.DWD.de oder der Warnwetter-App des DWD entnehmen.

Am Sonntag präsentiert sich zur Mittagszeit über der Nordsee das
nächste Randtief, was derzeit noch namenlos ist (weil das Tief noch
gar nicht existiert), möglicherweise aber FALK getauft wird (ohne
Gewähr). Es bringt weitere Regenfälle, deren Schwerpunkt sich nun
aber zunehmend in den Norden und Nordosten Deutschlands verlagert.
Dagegen trocknet es im Südwesten bei steigendem Luftdruck allmählich
ab, das resultierende Zwischenhoch ist aber zu schwach auf der Brust,
um die zähe Wolkendecke nachhaltig ?anzuknabbern?. Oder anders
ausgedrückt, größere Auflockerungen sind nicht zu erwarten.
Vielleicht reicht es für ein paar nachmittägliche Sonnenstrahlen von
Südbaden bis hinüber zum Alpenrand.
Tatsache hingegen ist, dass der West- bis Südwestwind erneut
auffrischt und besonders im Bergland für einen stürmischen Sonntag
sorgt, was einen Ausflug dorthin nicht gerade zu einem Highlight
macht.

Wäre abschließend noch ein Blick auf die Aussichten für die kommende
Woche zu werfen, wenn, ja wenn das denn Sinn machte. Die
verschiedenen Computermodelle, mit deren Hilfe wir Meteorologen
unsere Vorhersagen machen, weichen im Laufe der kommenden Woche
derart voneinander ab, dass von fortdauerndem Tiefdruckeinfluss bis
hin zu kräftigem Hochdruckeinfluss quasi alles drin ist. Nichts
Genaues weiß man also nicht, lassen wir uns überraschen.


Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.03.2017

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