Thema des Tages

18-03-2017 14:40

Der Erstfrühling ist da

In der Lehre von den periodisch wiederkehrenden Abläufen in der Tier-
und Pflanzenwelt, der Phänologie, gibt es die Jahreszeiten Frühjahr,
Sommer, Herbst und Winter. Bis auf den Winter werden sie in jeweils
drei Perioden unterteilt, sodass es insgesamt 3*3+1, also 10
phänologische Jahreszeiten gibt.
Der Frühling wird eingeteilt in Vor-, Erst und Vollfrühling.
Im Gegensatz zum Kalender, bei dem der Sonnenstand ziemlich
periodisch den Beginn der einzelnen Jahreszeiten bestimmt, hängen die
phänologischen Jahreszeiten von Blühbeginn, Beginn der
Blattentfaltung, Reifegrad und schließlich im Herbst vom Laubfall ab.

Vom Vorfrühling hatten wir im Thema des Tages vom 12.02.2017
geschrieben. Nun kommt er langsam zu seinem Ende, denn die für die
Definition des Erstfrühlings bestimmende Pflanze, die Forsythie, hat
zu blühen begonnen,
insbesondere am Oberrhein und nördlich des Rheinischen
Schiefergebirges, wo etwa ab dem 10. März die Blüte einsetzte.
Deutschlandweit betrachtet liegt der Vorfrühling normalerweise in der
Zeit von Mitte März bis Ende April.

Wie wir im Thema des Tages über den Erstfrühling lesen konnten, war
die Natur damals wegen des insbesondere nach Süden hin kalten Januars
vergleichsweise spät dran.
Wie sieht es nun nach den vielen milden Tagen aus?
Bis zum 20. Februar hatte die Natur trotzdem kaum aufgeholt, am
Oberrhein hat sich die milde Witterung inzwischen tatsächlich
ausgewirkt:
Das verspätete Pflanzenwachstum hat inzwischen den Normalwert
erreicht, der dort den Blühbeginn der Forsythie auf die Zeit zwischen
dem 1. und 20. März angibt. (Die Extreme liegen um den 8. Februar
bzw. 5. April).
Im Norden war der Januar eher mild und da könnte man auf einen
Erstfrühling früher als üblich hoffen. Aber von der Hamburger
Lombartsbrücke, für die eine Zeitreihe seit 1945 vorliegt, gab es bis
heute noch keine Meldung. Der Mittelwert für den Blühbeginn liegt
dort aber auch erst am 24. März, wobei dort als frühester bzw.
spätester Blühbeginn der 15.Februar bzw. 25. April aufgezeichnet
wurden.
Im Rahmen der Diskussion zur Klimaänderung kann man sich auch den
Trend für den Beginn der phänologischen Jahreszeiten anschauen. Da
stellen wir in der entsprechenden Statistik für den Oberrhein fest
(s. Abbildung), dass sich der mittlere Blühbeginn der Forsythie
gegenüber 1950 um etwa zwölf Tage, also knapp zwei Wochen nach vorne
verschoben hat.
Was die phänologischen Phasen der anderen Pflanzen wie z.B. die Hasel
betrifft, so haben auch sie weitgehend den Rückstand zu Beginn des
Vorfrühlings wettgemacht.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.03.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst