Thema des Tages

08-04-2017 14:40

Warum ist Ostern ?ausgerechnet? am nächsten Wochenende?

Ostern gehört zu den "beweglichen Feiertagen", der genaue Zeitpunkt
des christlichen Osterfestes wurde ursprünglich auf dem Konzil zu
Nicäa im Jahre 325 n. Chr. festgelegt. Seitdem fällt Ostern
prinzipiell auf das Wochenende nach dem ersten Vollmond im
kalendarischen Frühling. Die Bestimmung des Osterdatums ist also
quasi an einen "Mondkalender" geknüpft, während unser gregorianischer
Kalender dem Sonnenlauf folgt.

Die exakte Berechnung des Osterdatums ist allerdings nicht immer so
trivial wie sie auf den ersten Blick scheint, denn es gehen noch
Anomalien beider Kalendersysteme sowie religiöse Regeln ein, deren
Erläuterung an dieser Stelle zu weit führte (sog. Osterparadoxien).
Jedenfalls sind alle weiteren beweglichen christlichen Feiertage mit
dem Ostersonntag als Ausgangspunkt verknüpft.

Ein Algorithmus zur Berechnung des Osterdatums wurde im Jahre 1800
von dem deutschen Mathematiker Carl Friedrich Gauß angegeben
("Gaußsche Osterformel"). Er wird in ergänzter Form auch heute noch
benutzt. Bei paralleler Betrachtung beider Kalendersysteme innerhalb
eines Jahres ergibt sich eine theoretische zeitliche
Schwankungsbreite des Ostersonntags zwischen dem 22. März (frühester
Termin) und dem 25. April (spätester Termin).

Wider Erwarten sind die möglichen Daten des Ostersonntags nicht
gleich verteilt. Seit Einführung des Gregorianischen Kalenders (ab
Ende des 16. Jahrhunderts) fiel er nur viermal auf den 22. März, und
zwar in den Jahren 1598, 1693, 1761 und 1818, sowie viermal auf den
25. April, nämlich 1666, 1734, 1886 und 1943. Noch seltener,
lediglich zweimal, fiel der Feiertag auf den 24. März.

In diesem Jahr hatten wir die Tagundnachtgleiche am 20. März und am
Dienstag, den 11. April 2017, ist der erste Vollmond im Frühling.
Damit fällt der Ostersonntag auf den 16. April. Bei vielen
Zeitgenossen weckt solch ein spätes Osterdatum frühsommerliche
Hoffnungen, die z.B. in den Jahren 2009 oder 2011 auch erfüllt
wurden. Andererseits gab es in den Jahren 2001 und 2012 späte, aber
dennoch kalte Ostertage. Nach jetzigem Kenntnisstand wird das Wetter
zu Ostern 2017 unbeständig, aber weder zu kalt, noch zu warm.

Der April ist eben ein launischer Monat, nicht umsonst prägte der
Volksmund den Begriff "Aprilwetter". Das "Aprilklima" ist in Europa -
salopp gesagt - durch ein großes Temperaturgefälle zwischen dem
bereits warmen Süden und dem noch kalten Norden gekennzeichnet, und
dementsprechend hoch ist die Neigung der Natur, diesen Gegensatz
gerade über Mitteleuropa durch bisweilen heftige Wettererscheinungen
auszugleichen.

Eine wissenschaftliche "Klimatologie des Osterfestes" wäre im
Gegensatz zur "Weiße-Weihnachten-Statistik" aufgrund der oben
erwähnten Schwankungsbreite des Osterdatums nicht aussagekräftig.
Eine persönliche "Osterklimatologie" dagegen kann in Abhängigkeit von
geplanten Freiluftaktivitäten durchaus sinnvoll sein, indem man sich
die möglichen Schwankungen des Frühjahrs zwischen sonnigen Tagen mit
25 °C, leichten Nachtfrösten oder aber durchziehenden Kaltfronten mit
Sturmböen und Graupelschauern klar macht.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.04.2017

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