Thema des Tages

09-04-2017 14:40

Es ist Pollenflugzeit!

Die Nase läuft, ständiges Niesen, die Augen jucken ? nein, wir können
es nicht leugnen: Es ist Pollenflugzeit! Während sich die anderen an
der mit voller Farbenpracht erblühenden Natur erfreuen, leiden wir
Allergiker schön abwechselnd, manche mehrfach, viele für längere Zeit
mal mehr, mal weniger stark am sog. ?Heuschnupfen?. Zwar handelt es
sich dabei nicht um eine Infektionskrankheit, der Name hat aber
trotzdem seine Berechtigung. Die Menschen, die an pollenbedingter
allergischer Rhinitis leiden, so nennt man den Heuschnupfen im
Fachjargon, verspüren mitunter Symptome, die durchaus auch typisch
für eine ?klassische? Erkältung sind.

Auslöser der allergischen Reaktion sind die Pollen von Bäumen,
Sträuchern, Gräsern und Getreide. Pollen, die man umgangssprachlich
auch als Blütenstaub bezeichnet, sind eine mehlartige Masse, die in
den Stamina der Pflanzenblüten gebildet wird und aus unzähligen,
mikroskopisch kleinen Pollenkörnern besteht. Die Pollenkörner werden
durch Wind, durch Wasser und verschiedene Tiere verbreitet. Diese auf
vielfältige Weise stattfindende Verbreitung nennt man Pollenflug, ein
unerlässlicher Vorgang für die Bestäubung vieler Pflanzen auf der
Erde.

So viel zu den trocken-wissenschaftlichen und positiven Aspekten des
Pollenflugs. Doch warum löst der Pollenflug bei nunmehr etwa einem
Fünftel der Bevölkerung (Tendenz stark steigend!) diese unerfreuliche
Nebenwirkung in Form des Heuschnupfens aus? Nun, vereinfacht
ausgedrückt handelt es sich bei der Pollenallergie um die Folge eines
?Irrtums? des Immunsystems. Es erkennt die mit der Schleimhaut der
Nase und Augen in Kontakt kommenden, eigentlich harmlosen
Pollenkörner fälschlicher Weise als ?Angreifer? und löst schließlich
die Ausschüttung von Botenstoffen aus. Fließschnupfen, verstopfte
Nase, Niesattacken, Juckreiz, Tränenfluss sind noch die ?harmloseren?
Resultate, Asthma, Atemnot, Schlafstörungen und Kreuzallergien einige
der schwerwiegenderen.

Nicht jeder Betroffene reagiert auf jede Pollenart allergisch ? Gott
sei Dank möchte man fast sagen. So beschränkt oder konzentriert sich
die Leidenszeit auf die Blütezeit der entsprechenden
pollenproduzierenden Pflanze. Den klimatologischen Pollenflugkalender
mit den jeweiligen mittleren Blütezeiten finden Sie auf
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/4/9.html. Da der
Vegetationsbeginn stark witterungsabhängig ist, ergeben sich
allerdings jedes Jahr mehr oder weniger starke Abweichungen von den
im Pollenflugkalender angegebenen mittleren Blütezeiten. Dabei
beobachtet man als Folge des immer wärmeren Klimas in den letzten
Jahrzehnten tendenziell einen immer früheren Beginn des Pollenfluges.


Nicht nur die Witterung über mehrere Wochen und Monate und der damit
verbundene Vegetationsbeginn ist für die Pollenflugvorhersage
entscheidend, sondern auch das Wetter an den einzelnen Tagen. So
bedeutet beispielsweise trocken-warmes und vielleicht sogar leicht
windiges Wetter perfekte Flugbedingungen für Pollen. Bei steigender
Feuchtigkeit dagegen erhöht sich das Gewicht der Pollen und ihre
Flugfähigkeit verschlechtert sich. Niederschläge können bereits in
der Luft befindliche Pollen wieder auswaschen, ihren Flug also abrupt
enden lassen ? ein Grund, drohendem ?Schlechtwetter? etwas Gutes
abzugewinnen.

Vorsorge ist besser als Nachsorge: Um die Allergiker rechtzeitig
informieren und warnen zu können, erstellt der Deutsche Wetterdienst
in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst
eine Vorhersage des Pollenflug-Gefahrenindex für die wichtigsten
Pollenarten. Diese finden Sie im Internet auf http://www.dwd.de/DE/leistungen/gefahrenindizespollen/gefahrenindexpo
llen.html oder in der kostenlosen Pollenflug-App des DWD:
http://www.dwd.de/DE/leistungen/pollen/pollenapp.html. Während Hasel
und Erle bereits verblüht sind, steht zurzeit die Birke mit ihren
Pollen voll im Fokus. Der Wetterbericht für die kommende Woche dürfte
da Balsam für die Allergikerseele sein: Es wird nämlich feuchter und
deutlich kühler!*

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.04.2017

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