Thema des Tages

17-04-2017 14:40

Wintereinbruch Mitte April

Wurden wir Ende März noch von den ersten Sommertagen mit Temperaturen
verwöhnt, die verbreitet über 20 Grad lagen und vielerorts
Allzeitrekorde für Ende März darstellten, so bekommen wir nun die
Möglichkeit Allzeitrekorde für die kältesten Temperaturen in der
zweiten Aprilhälfte aufzustellen.
Frost gehört zum April und auch Schneefälle sind in diesem Monat die
Regel.
Schließlich entsteht das typische Aprilwetter dadurch, dass kalte
Luft in der Höhe bei schon starker Sonneneinstrahlung zu verbreiteten
Schauern führt.

In diesem Jahr kommt es aber besonders ?dick?.
Derzeit erreicht uns eine Luftmasse von Nordwesten her, die gestern
zum üblichen Schauerwetter führte, wobei gestern aus Mecklenburg
Vorpommern gebietsweise Schneedecken bis zu 2 cm gemeldet wurden.
Tagsüber war es mit Werten zwischen 7 Grad im Nord- und Südosten
sowie 13 Grad im Südwesten nur im Südosten erheblich kälter als
normal. Normal sind im Nordosten 11, im Südosten 14 Grad.

Derzeit zieht ein kleinräumiges Tief namens ?Peter? von Benelux her
nach Südostdeutschland. Es hat sich dabei so stark intensiviert, dass
entlang seiner Bahn der Schnee sogar in Höhen von 200 m liegen blieb.
Die A45 über?s Sauerland hätte darüber hinaus als Langlaufloipe
herhalten können. Mit der Tageserwärmung wird aber die
Schneefallgrenze wieder steigen.

Die nördliche Strömung führt an den Alpen zu Dauerregen; momentan nur
in höheren Lagen, ab morgen dann auch in den Tälern zu
Dauerschneefall. Die Zugspitze meldet gegenüber gestern mit 345 cm
einen Zuwachs der Schneedecke um 15 cm. Bis zum Donnerstag, an dem
das Ende der Schneefälle erwartet wird, können es durchaus 400 cm
werden. Dies wäre nach den trockenen Vormonaten ein ganz normaler
Aprilwert.

Bis zum morgigen Dienstag etabliert sich ein Hochdruckgebiet namens
?Querida?, das sich vom Ostatlantik über Skandinavien bis nach
Nordwestrussland erstreckt. Dadurch kann Luft polaren Ursprungs aus
dem Nordosten zu uns fließen. Normalerweise führt das in Anbetracht
des bereits hohen Sonnenstandes zu Höchstwerten zwischen 10 und 15
und Tiefstwerten um null Grad. Nicht aber in diesem April.
Auf den Bodenwetterkarten unsichtbar liegt ein Höhentief über
Deutschland, Österreich und Tschechien. Es ist mit so kalter Luft
angefüllt (-35 bis -40 Grad in 5 km Höhe) wie man es gerade mal im
Hochwinter erwarten würde.

Für uns hat das folgende Konsequenzen: Verbreitet intensive Schauer,
örtlich auch mit Gewittern. Durch die intensiven Schauer könne diese
sogar tagsüber bis in die Niederungen als Schnee fallen.
Dienstagfrüh kann sich das im Berufsverkehr recht behindernd
auswirken. Nach den derzeitigen Vorhersagen wird insbesondere die
Osthälfte Deutschlands davon betroffen sein.
Die Sonne, so sie scheint, kann die Luft am Mittwoch und Donnerstag
nicht über 10 Grad aufheizen. Insbesondere an den Orten, an denen die
bisher niedrigsten Maxima mehr als 7 Grad betrugen, haben gute
Aussichten auf ?Kälterekorde?. Der deutsche Wärmerekordhalter
Kitzingen am Main geht da sehr aussichtsreich ins Rennen.
Wenn es nachts unter Einfluss von Hoch Querida aufklart, gibt es
selbstverständlich Frost. In diesem Jahr sinkt die Temperatur örtlich
unter ?5 Grad. So werden auch all die Orte, die bislang am 20.April
noch nie Temperaturen unter null Grad erlebten, an diesem Datum
erstmals einen Frosttag verzeichnen.

Nach einer kurzen Milderung am Freitag und Samstag kehrt die eher
winterliche Wetterlage mit Schneeschauern bis in die Niederungen
wieder zurück.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.04.2017

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