Thema des Tages

19-04-2017 14:40

"Im April ein tiefer Schnee, keinem Dinge tut er weh?!"

Dass das Aprilwetter sehr launisch sein kann, durften wir bereits in
den vergangenen Tagen erfahren. Ganz nach dem Motto ?April, April,
der macht, was er will? sorgte Tief ?PETER? in den Mittelgebirgen
sowie an den Alpen für Winterwetter, neben zeitweisem Sonnenschein
gab es frostige Tiefsttemperaturen sowie teils auch Schneefall bis in
tiefere Lagen. So trauten die Bewohner vom Sauerland bis ins
Rothaargebirge am Ostermontag sowie am gestrigen Dienstag beim
morgendlichen Blick aus dem Fenster wohl kaum ihren Augen, denn dort
fielen jeweils in den Frühstunden 1 bis 5 cm Schnee, an der Station
Meinerzhagen-Redlendorf (NRW) auf 380 m beispielsweise sogar bis zu
10 cm.

Auch im Erzgebirge, im Thüringer und Bayerischen Wald sowie auf der
Schwäbischen Alb wurden Neuschneemengen bis 10 cm registriert, einige
Stationen im Bergland zeigten sogar Mengen bis 16 cm. Wintersportler,
die sich noch nicht ganz von der aktuellen Saison verabschieden
möchten, sollten die Neuschneemengen in den Alpen erfreuen. Dort
sorgten länger anhaltende Schneefälle nochmal für einen veritablen
Zuwachs der Schneedecke. Spitzenreiter ist dabei unangefochten die
Zugspitze, wo seit Samstagfrüh innerhalb von 4 Tagen immerhin rund
210 cm Neuschnee verzeichnen waren. Es ist also nicht verwunderlich,
dass die Schneedecke dort zurzeit immerhin 430 cm dick ist. Aber auch
im Allgäu braucht man sich mit Neuschneemengen zwischen 30 und 60 cm
nicht zu verstecken.

Schneefall im April ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Dies findet
sich sogar in einigen Bauernregeln wieder, die beispielsweise
besagen: ?Ist der April auch noch so gut, er schneit dem Bauern auf
den Hut."

Für die Pflanzenwelt ist der Schnee weniger gefährlich. Allerdings
stellt der aktuelle Kaltluftvorstoß arktischen Ursprungs durch die
verbreiteten Nachtfröste eine Herausforderung für bereits blühende
Pflanzen dar, denn Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes können
den Pflanzen bzw. ihren Blüten schaden und somit zu Ernteausfällen
führen. Im Thema des Tages vom 05.04.2017 wurde bereits beschrieben,
dass Landwirte ihre Pflanzen z. B. durch Frostschutzberieselung
effektiv schützen können. Durch das dauerhafte Besprühen der Pflanzen
mit feinen Wassertröpfchen bei frostigen Temperaturen bildet sich ein
schützender Eispanzer um die Pflanzen aus. Da beim Gefrieren von
Wasser die sogenannte "Erstarrungswärme" frei wird, sinkt die
Temperatur innerhalb der Eishülle nicht wesentlich unter den
Gefrierpunkt ab. Steigen die Temperaturen dann wieder in den
positiven Bereich, taut der Eispanzer wieder auf.

Spargel- oder Erdbeerbauern wiederum bedienen sich eines weiteren
Hilfsmittels zum Schutz ihrer Kulturen. Mithilfe von Folie oder Vlies
werden die Pflanzen abgedeckt. Dies hemmt zum einen die
Wärmeabstrahlung der Pflanzen in der Nacht und sorgt gleichzeitig für
die Bildung eines isolierenden Luftpolsters. Diese Methode ist
besonders bei leichtem Frost eine gute und günstige Alternative zur
recht kostenintensiven Frostschutzberegnung.

Eine weitere Möglichkeit bietet die künstliche Luftdurchmischung in
sogenannten Strahlungsnächten, besonders dann, wenn sich die kalte
Luft in Tal- und Muldenlagen am Boden sammelt. Dabei wird versucht,
mithilfe von großen Ventilatoren oder Hubschraubern, wärmere Luft aus
darüber liegenden wärmeren Luftschichten unter die bodennahe
Kaltluftschicht zu mischen, um somit "künstlich" die Temperatur nach
oben zu treiben.

Die kommende Nacht zum Donnerstag wird die vorerst kälteste Nacht.
Bleibt nur zu hoffen, dass auch die Hobbygärtner unter uns den
anfälligen Pflanzen entweder ein warmes Plätzchen in der Wohnung
verschaffen können oder aber ein kuschelig-warmes Gewand angelegt
haben. Denn mit wenigen Ausnahmen muss hierzulande verbreitet mit
leichtem, teils auch mäßigem Frost gerechnet werden. In der Nacht zum
Freitag kann das Quecksilber dann in der Südhälfte nochmals bis -6
Grad, am Alpenrand auch etwas tiefer absinken, in der Nordhälfte ist
es dann unter dichten Wolken allerdings schon frostfrei. In der Nacht
zum Samstag beschränkt sich die Frostgefahr dann nur noch auf höhere
Berglagen sowie den unmittelbaren Alpenrand.

Das wechselhafte Aprilwetter setzt sich dabei weiter fort. So zeigt
sich hin und wieder mal die Sonne, aber auch viele Wolken sowie
Regen, Schauer, vereinzelt Gewitter und etwas Neuschnee sind in den
kommenden Tagen mit von der Partie.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.04.2017

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