Thema des Tages

24-04-2017 14:40

Im Mai wird alles besser ? oder nicht?!

Nein, die Wärmeliebhaber haben zurzeit nicht viel zu lachen. Seit
Ostern herrscht in Deutschland meist kühles, feuchtes, ja phasenweise
sogar spätwinterliches Wetter mit Schnee teils bis in tiefe Lagen
vor. Dass das Frühlingswetter mit Sonnenschein und höheren
Temperaturen am heutigen Montag in einigen Regionen ein kurzes
Gastspiel gibt, mag da nur ein schwacher Trost sein. Denn - das
konnten Sie im gestrigen Thema des Tages lesen - der April verfällt
rasch wieder in den alten Trott, das wechselhafte und kühle Wetter
kehrt zurück. Glück haben diejenigen, die vor einer Reise in wärmere
Gefilde stehen und den hiesigen Wetteraussichten mit einer gewissen
Gelassenheit begegnen können. Für alle anderen bleibt nur eins:
Nehmen, wie es kommt, und darauf hoffen, dass im Mai alles ?besser?
wird.

Die ?Wärmefraktion? setzt nämlich schon fast traditionell große
Hoffnungen in den Mai. Immerhin trägt er mit einer unerschütterlichen
Selbstverständlichkeit die Auszeichnung ?Wonnemonat?. Zu Recht?

Nun, betrachtet man das Monatsmittel der Temperatur im Mai für
Deutschland, kommt man tatsächlich zu der ganz nüchternen Erkenntnis,
dass der ?Wonnemonat? mit deutlich höheren Werten aufwartet als der
April, nämlich 12,0 Grad Celsius im Vergleich zu 7,3 Grad Celsius auf
Basis des Referenzzeitraumes 1961-90. Der Mai profitiert dabei
natürlich von der fortschreitenden Jahreszeit und dem höheren
Sonnenstand.

Bildet man das Temperaturmittel über den gesamten Monat, ?bügelt? man
allerdings geflissentlich die immer noch starken Temperaturgegensätze
im Mai weg. Denn während vor allem in der ersten Monatshälfte
?Väterchen Frost? noch gehöriges Mitspracherecht hat, übernimmt meist
erst zum Ende des Monats hin der Sommer zunehmend das Regime.
Zwischen mäßigem Frost (z. B. -7,5 Grad in Eslohe am 09.05.1941) und
heißen Tagen mit Höchsttemperaturen über 30 Grad (z. B. 36,1 Grad in
Jena am 28.05.1892) ist im Mai alles möglich. Fast alle DWD-Stationen
meldeten im Mai seit Aufzeichnungsbeginn schon mal Nachtfrost und
immerhin etwa ein Drittel eine geschlossene Schneedecke! Gleichzeitig
konnten im Schnitt an 9 von 10 DWD-Stationen schon Temperaturen über
30 Grad beobachtet werden und sogar Tropennächte mit
Tiefsttemperaturen über 20 Grad sind an einzelnen Orten aufgetreten.
Insbesondere während der warmen Phasen steigt das Starkregenpotenzial
aufgrund des höheren Wasserdampfgehaltes der Luft deutlich an. Gerade
diese Starkregenereignisse sind es, die den Mai im Flächenmittel zu
einem der regenreichsten Monate in Deutschland machen.

Sie sehen, die meteorologische Bandbreite, mit der der Monat Mai
aufwartet, ist enorm. Dass ein Mai durchweg ?wonnig? verläuft, ist
also ein eher unrealistisches Szenario, statistisch gesehen. Apropos
Statistik: Die ?Neigung? des Mais, nochmal mit spätwinterlichem
Wetter zu überraschen, manifestiert sich schlussendlich sogar in
einem Witterungsregelfall: Während der ?Eisheiligen? vom 11. bis zum
15. Mai kommt es nämlich ganz besonders gerne zu ganz und gar nicht
wonnigen Kaltlufteinbrüchen.

Wie der diesjährige Mai wettertechnisch genau abläuft, steht
selbstverständlich noch in den Sternen. Ohne zu sehr
?Kaffeesatzleserei? zu betreiben, werden wir nach aktuellem Trend zum
Ende dieser Woche die Talsohle durchschritten haben. Pünktlich zum
Monatswechsel deutet sich schließlich ein langsamer
?Temperaturaufschwung? an. Also wird vielleicht doch alles besser im
Mai?

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.04.2017

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