Thema des Tages

29-04-2017 14:40

Landwirte und Flussschiffer im Südwesten klagen über die Trockenheit

In einigen Gegenden Deutschlands ist es seit längerer Zeit zu
trocken. Zumindest, wenn man die Maßstäbe der mittleren
Niederschlagsmenge, auf die sich Pflanzen und Tiere eingestellt
haben, zu Grunde legt.
In einer hiesigen Tageszeitung lautete das Thema des Tages in Bezug
auf die letzten neun Monate ?Hessen so trocken wie seit 60 Jahren
nicht mehr?.
Sogar vom trockensten Winter seit Messbeginn in Hessen ist zu lesen.
Die knapp 100 hessischen Messstellen meldeten im Wintermittel 49% des
Regensolls mit einer Spanne von 32% bis 70%. Auch andere Bundesländer
hatten einen ähnlich trockenen Winter: Die Stationen
Baden-Württembergs registrierten gerade mal 42%, das Saarland 46% und
Rheinland Pfalz 51% des langjährigen Mittels.

Schon aus diesen Daten wird klar, warum sich die Binnenschiffer auf
dem Rhein über das Niedrigwasser beklagten, denn die trockensten
Regionen Deutschlands liegen im Südwesten und sind alle Teil des
Rheineinzugsgebietes. Auch an Stauseen ist der Wassermangel zu
erkennen.
Kaum eine Talsperre ist, wie eigentlich zu erwarten, derzeit zu
annähernd 100% gefüllt. Die Füllungsgrade liegen zwischen 40% und
100%.

Der März hat, als zweiter Monat mit Übererfüllung des
Niederschlagssolls seit August 2016, die Lage am Rhein wieder
?gerettet?.
Kurz vor Ende April verzeichneten deutschlandweit gerade mal rund 15%
unserer Messstationen die bis dahin zu erwartende Niederschlagsmenge.
Etliche Stationen im Südwesten, insbesondere im Saarland, hatten bis
zum 14. April überhaupt keinen Regen (teilweise seit dem 23. März)
und haben auch bis heute nur etwa 5% des Aprilniederschlagssolls
erreicht. (Saarland ca. 5%, Rheinland Pfalz 0%-36%, Hessen 0%-65%)
Die Starkniederschläge der letzten Tage in Baden Württemberg brachten
dem Rhein auch keine allzu große Wassermenge, da der meiste Regen
Richtung Donau abfloss. Eine Entspannung ist aber eingetreten, am
Mittelrhein in Kaub stieg der Pegel seit letzten Mittwoch schon um 90
cm auf 192 cm (Mittelwert liegt bei 224 cm).

Auch deutschlandweit war es seit August letzten Jahres im Mittel
meist zu trocken, denn der August brachten etwa 60% des Solls, der
Herbst 84% und der Winter erreichte 65%. Im Nordosten wurden die zu
erwartenden Mengen aber erreicht, irgendeine Region muss schließlich
auch über den Mittelwerten liegen.

Nicht unerwartet zeigten sich die vielen Hochdruckgebiete für diese
(relative) Trockenheit verantwortlich.

Außer den wenigen Flussschiffern leidet natürlich auch die Land- und
Forstwirtschaft unter dem Wassermangel.
Die Wälder können keine Wasservorräte bilden, bei einem trockenem
Sommer wird das Laub schon früh erbraunen. Die Waldbrandgefahr
beginnt bereits im Frühjahr und Schädlinge wie der Borkenkäfer haben
leichtes Spiel.
Die Landwirte beklagen die trockenen Böden, dessen hochqualitative
Krume vom Wind weggetragen wird.
Spargel und Erdbeeren, soweit sie die Nachtfröste überlebt haben,
müssen bereits jetzt gewässert werden, die Wintergerste wird schon
gelb und der Ertrag daher gering.

Und wie sieht die Lage im Südwesten in den kommenden Tagen aus?
Heute und morgen sorgt die Hochdruckbrücke zwischen den Hochs Sonja
über Skandinavien und Rosalie über dem westlichen Mittelmeer für
weitgehend trockenes Wetter im Südwesten. Am Tag der Arbeit ist
Petrus fleißig am Gießen. Der Mai beginnt also voraussichtlich im
Südwesten mit Übererfüllung seines Regensolls, zumindest bezogen auf
den ersten Monatstag.

Meteorologen Hermann Kehrer und Christoph Hartmann

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.04.2017

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