Thema des Tages

30-04-2017 14:40

Weinbau und Klimawandel

Der Klimawandel ist nicht zu leugnen und auch der Weinbau wird vom
Klimawandel nicht verschont.

Weltweit findet sich der Großteil der Weinbauflächen zwischen dem 30.
und 50. Breitengrad auf der Nordhemisphäre und dem 30. und 40.
Breitengrad auf der Südhemisphäre.

Die tatsächliche derzeitige Verbreitung kann genauer durch den
Bereich eingegrenzt werden, in dem es auf der Nordhemisphäre zwischen
April und Oktober im Mittel zwischen 12 °C und 22 °C warm ist. Auf
der Südhemisphäre entspricht das den Monaten Oktober bis April.

In vielen Weinbauregionen wurde für den Zeitraum von 1950-2000 ein
Temperaturanstieg beobachtet, der je nach Region zwischen 1 °C und
1,4 °C lag.

Nach Klimamodellrechnungen könnte sich der Verbreitungsbereich des
Weinbaus in Zukunft auf der Nordhalbkugel nach Norden bzw. auf der
Südhalbkugel nach Süden verschieben.

Gegen Ende des Jahrhunderts könnte es demnach in Teilen Nordamerikas,
Nordafrikas und Vorderasiens für den Anbau zu warm sein (Mittelwerte
größer 22 °C April-Oktober), während eine deutliche Ausdehnung nach
Norden in Europa, Teilen von Asien und des nordamerikanischen
Kontinents möglich wäre. Die Klimamodelle zeigen auch, dass sich die
für Weinbau geeignete Fläche auf der Südhalbkugel verringern könnte,
da eine Ausdehnung nach Süden wegen fehlender Landmasse nur in
Südamerika möglich ist.

Auf beiden Erdhalbkugeln ist bereits heutzutage in Richtung der Pole
eine Zunahme der weinbaulichen Aktivitäten feststellbar, wobei es
sich allerdings häufig um einzelne, mit Pioniergeist bewirtschaftete
Standorte handelt. Neben der Temperatur während der
Vegetationsperiode sind allerdings strenge Winterfröste (< -20 °C)
und Spätfröste nach dem Austrieb der Reben (Mitte - Ende April) für
die Einschränkung des kommerziellen Weinbaus in kühlen
Weinbauregionen maßgeblich.
Dabei ist es derzeit noch schwierig, diese Faktoren in eine
flächendeckende Hochrechnung der klimatischen Anbaueignung für Reben
miteinzubeziehen.

In den bestehenden Weinbauregionen war das Klima mitentscheidend
dafür, welche Rebsorten sich in den Regionen etablierten. Bei
durchschnittlichen Standzeiten der Weinberge von 45 Jahren (Rheingau)
stellt sich die Frage, ob die derzeit angebauten Rebsorten mit
fortschreitender Erwärmung auch in Zukunft noch geeignet sind. In
Deutschland nehmen frühreifende Rebsorten im Anbau ab und es werden
vermehrt Rebsorten angebaut, die eher aus südlichen Weinbauländern
bekannt sind. Glücklicherweise gehört der in Deutschland beliebte
Riesling ohnehin schon zu den spätreifenden Weißweinsorten und hat
von der Erwärmung profitiert, zählten doch die warmen, trockenen und
sonnenreichen Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit zu den
herausragenden Weinjahrgängen. Das wird deutlich, wenn man das
April-Oktober Temperaturmittel der Station Geisenheim (Rheingau)
aufzeichnet, wo seit 1885 Wetterdaten erfasst werden. Die als große
Weinjahrgänge klassifizierten Jahre des letzten Jahrhunderts lagen
alle in einem Bereich von 14,9 °C bis 17 °C, ein Temperaturbereich
indem sich seit der Jahrtausendwende alle Jahrgänge wiederfinden.

Dieses Thema des Tages basiert auf einem Vortrag von Herrn Hofmann
vom Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau von der
Hochschule GEISENHEIM University, den er im Rahmen der öffentlichen
Veranstaltungen der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft in
Offenbach hielt.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.04.2017

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