Thema des Tages

08-05-2017 14:40

?Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist?


Das Sprichwort ist nur eines von vielen, die sich rund um die
Bauernregel der Eisheiligen ranken. Bei Landwirten und Gärtnern sind
die Eisheiligen berüchtigt, denn die Botschaft lautet, dass
frostempfindliche Pflanzen erst nach dem letzten Tag der Eisheiligen
("Sophie") gesät oder gepflanzt werden sollten, da dann die Gefahr
für Frost und Bodenfrost deutlich abnimmt.

Aus meteorologischer Sicht handelt es sich bei den Eisheiligen um
eine Singularität, also um einen Wetterregelfall. Meist herrscht die
Auffassung vor, dass speziell an den Tagen vom 11. bis zum 15. Mai
mit einer kalten Witterung zu rechnen ist. Das trifft allerdings
nicht immer zu. Vielmehr bedeutet diese Singularität, dass es mit
hoher Wahrscheinlichkeit bis weit in den Mai hinein nochmal zu einem
Kaltlufteinbruch kommen kann, der vor allem in den Nächten für
frostige Temperaturen sorgt.

Kaltlufteinbrüche sind also auch im späten Frühjahr nichts
Ungewöhnliches. In diesem Jahr mag nun aber der ein oder andere
Landwirt, Weinbauer oder Gärtner etwas sorgenvoller den kommenden
Tagen entgegen sehen. Denn Ende März und Anfang April gab es bereits
einige sehr warme Tage, teils mit Höchstwerten über 25 Grad. Dies
hatte zur Folge, dass die Vegetation vielerorts schon weit
voranschritt. Entsprechend groß waren die Frostschäden in der
Landwirtschaft nach einem markanten Kaltlufteinbruch Mitte April, als
die Temperatur in den Nächten teilweise bis auf minus 7 Grad
zurückging.

Und wie ausgeprägt sind die Eisheiligen in diesem Jahr?

Nach einem ohnehin relativ kühlen Start in den Mai erwartet uns auch
in dieser Woche tatsächlich ein Temperaturrückgang. Aber um es gleich
vorweg zu nehmen, so markant wie im April wird die Abkühlung nicht
ausfallen.

Eingeleitet wird dieser erneute Kaltluftvorstoß bereits am heutigen
Montag, wenn die Kaltfront eines Tiefs über dem Osten Europas von
Norden auf Deutschland übergreift und bis zum Abend die mittleren
Landesteile erreicht. Rückseitig der Kaltfront gelangt mit einer
nördlichen Strömung erneut ein Schwall Kaltluft polaren Ursprungs zu
uns.

Empfindlich kalt wird es vor allem in den kommenden zwei Nächten. Bei
teils klarem Himmel ist gebietsweise leichter Frost bis minus 2 Grad,
lokal bis minus 4 Grad zu erwarten. In der kommenden Nacht zum
Dienstag sind davon vor allem Teile von Nord- und Ostdeutschland
betroffen, in der Nacht zum Mittwoch besteht dann vor allem im Süden
und in den nördlichen Mittelgebirgen örtlich Frostgefahr. Mit
Bodenfrost muss dagegen deutlich verbreiteter gerechnet werden, lokal
können die Temperaturen in Bodennähe sogar bis auf minus 6 Grad
absinken. Frostempfindliche Pflanzen sollten also nach Möglichkeit
nochmal geschützt werden.

Mit dem morgigen Dienstag ist aber bereits der Tiefpunkt der
Temperaturentwicklung erreicht. Im weiteren Verlauf der Woche geht es
mit den Temperaturen langsam von Südwesten wieder aufwärts. Wir
gelangen zunehmend auf die Ostflanke eines umfangreichen atlantischen
Tiefs. Dadurch dreht die Strömung allmählich auf südliche Richtungen
und es wird wärmere Luft zu uns geführt. In der Nacht zum Donnerstag
besteht im Osten und Süden noch Bodenfrostgefahr, in der Nacht zum
Freitag ist nur im äußersten Nordosten lokal Bodenfrost zu erwarten.
In den nachfolgenden Nächten bleibt es überall frostfrei. Dann wird
die wärmere Luft auch den Nordosten Deutschlands erreichen.


Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.05.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst