Thema des Tages

29-05-2017 14:40

Heißes Wochenende, noch heißerer Wochenstart ? Hochsommer im
Spätfrühling

Wer das vergangene letzte Maiwochenende in deutschen Landen verbracht
hat, was wohl auf die meisten von uns zutrifft, durfte sich über
hochsommerliche Verhältnisse freuen. Wobei, ob es angesichts von
Temperaturen um oder über 30°C und entsprechend großer Hitze für
jedermann eine Freude war, sei mal dahingestellt und muss jeder für
sich selbst entscheiden.

Tatsache ist, dass unter der Regie eines Hochs mit dem Namen WALRITA
subtropische Luftmassen den Weg nach Mitteleuropa respektive
Deutschland gefunden hatten. Dabei konnte sich nicht nur die Sonne
entfalten, sondern sich auch die Quecksilbersäulen der Thermometer
reichlich ausdehnen. Vollkommen störungsfrei ging dabei der Samstag
über die Bühne, wo die Sonne zwischen Küste und Alpenrand satte 13
bis 15 Stunden zum Zuge kam. Dabei stieg die Temperatur mit Ausnahme
höher gelegener Areale sowie einiger Küstenabschnitte auf 25 bis
30°C, vom Emsland bis zum Rheintal hinunter sogar auf etwas über
30°C. Spitzenreiter war das nordrhein-westfälische
Heinsberg-Schleiden unweit von Aachen, wo es bis auf 32,9°C hinauf
ging. Selbst an sonst eher weniger hitzeanfälligen Orten wie z.B.
Norderney wurde ein Tagesmaximum von 28,9°C registriert ? nachdem es
am Freitag bei Hochnebel gerade mal für 13,7°C gereicht hatte.

Der Sonntag verlief dann nicht mehr ganz so störungsfrei, was den
Herren FALK und GERHARD zu verdanken war. Die beiden Tiefs ? eins
über Südwest-, das andere über Nordeuropa gelegen ? haben es nämlich
geschafft, die gute WALRITA etwas nach Osten abzudrängen und sogar
einen Tiefausläufer im Nordwesten zu platzieren. Besonders im Westen,
etwa von der Eifel bis hoch ins Münsterland bzw. ins Weserbergland
machte sich die Sonne deutlich rarer als am Vortag. Hinzu kamen
einige Schauer und Gewitter, die u.a. aber auch im Schwarzwald und in
Vorpommern beobachtet wurden und vereinzelt sogar recht kräftig
ausfielen.

Temperaturmäßig ging es gegenüber Samstag noch etwas nach oben,
allerdings nicht überall. So wurden zwischen Ostfriesland und dem
nördlichen Schleswig-Holstein keine 25°C und somit auch kein
offizieller Sommertag erreicht (auf den Inseln waren es sogar weniger
als 20°C). Dafür dehnte sich die Zone mit mehr als 30°C nun auch in
den Osten, schwerpunktmäßig bis nach Brandenburg aus. Am heißesten
war es allerdings im Südwesten, genau genommen in und um Trier herum,
wo knapp über 34°C (34,3°C in Trier-Petrisberg) gemessen wurden.
Damit wurde an dieser Station der bisherige Mairekord aus dem Jahr
2009 gebrochen, wo es am 25. des Monats 32,5°C heiß war.

Apropros Rekorde, Trier ist bei weitem nicht der einzige Ort, wo die
bisherigen Temperaturmaxima für den Mai gebrochen wurden. Es ließen
sich noch diverse andere Wetterstationen finden, die hier aus
Platzgründen aber nicht alle aufgeführt werden können. Außerdem ist
es sehr gut möglich, dass die Rekorde von gestern heute schon wieder
Geschichte werden. Hohe Startwerte von wenig unter 20°C und
andauernde Einstrahlung sorgen dafür, dass sich die subtropische
Luftmasse nochmals so richtig satt aufheizen kann. Der Schwerunkt
liegt dabei im Westen und Südwesten, etwa vom Ruhrpott über
Rheinland-Pfalz, das Saarland und Südhessen bis zum Oberrheingraben,
wo bis zu 34 oder gar 35°C erreicht werden ? puh!! Aber auch sonst
wird in der breiten Mitte und im Süden die 30-Grad-Marke geknackt,
was den Schülern verkürzten Unterricht bescheren könnte, an nicht
klimatisierten Arbeits- und Wohnstätten aber schon ganz schön an die
Substanz geht. Im Norden verläuft die Temperaturkurve deutlich
flacher, will heißen, es werden ?nur? 22 bis 28°C, an der Küste teils
nur um 20°C erreicht (siehe dazu auch Grafik unterhalb des ?Thema des
Tages?).

Stellt sich nun freilich noch die Frage, ob die Hitzewelle auch die
letzten Maitage noch andauert ? am kommenden Donnerstag beginnt
übrigens nicht nur ein neuer Monat, sondern auch der meteorologische
Sommer ? und wie es überhaupt so weitergeht. Am heutigen Montag
bilden sich bevorzugt über der Mitte und im Südwesten zwar nur
einzelne, aber kräftige Schauer und Gewitter, die mit Starkregen und
Hagel einhergehen können. Örtlich besteht Unwettergefahr! Sonst
präsentiert sich der Himmel mal mehr, mal weniger bewölkt, wobei die
UV-Strahlung im Südosten außergewöhnlich hoch ist.
In den nächsten Tagen gelangt von Westen bzw. Nordwesten her
sukzessive kühlere respektive weniger heiße Luft in den
Vorhersageraum. Die Temperatur geht z.T. deutlich nach unten, ohne
dass es aber gleich wirklich kalt wird. Angenehm wird der eine oder
andere sagen angesichts apostrophierter Tageshöchstwerte, die z.B. am
Donnerstag zwischen 21 und 27°C, im Norden bei 16 bis 20°C liegen. In
den Nächten geht es teilweise bis in den einstelligen Bereich zurück,
so dass wieder ordentlich durchgelüftet werden kann.

Thema Schauer und Gewitter: Die ziehen sich von Tag zu Tag weiter in
den Süden zurück und sind am Donnerstag wohl nur noch an den Alpen
von Relevanz. Im Gegenzug tritt von Westeuropa her ein neues Hoch auf
den Plan, das XENIA heißt und sich allmählich bis in unsere Breiten
vorarbeitet. Ob die gute XENIA allerdings das nächste
Pfingst-Wochenende übersteht, ist aus heutiger Sicht mehr als
fraglich. Doch dazu in den nächsten Tagen mehr.


Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.05.2017

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