Thema des Tages

30-05-2017 14:40

Zyklon "Mora" sorgt für Chaos in Bangladesch und Myanmar

Tropische Wirbelstürme entstehen nur in Regionen der Erde, in denen
hohe Wassertemperaturen und feucht-warme Luftmassen vorherrschen.
Dies sind ideale Ausgangsbedingungen für die Entstehung von
Gewitterclustern. Ist die ablenkende Kraft der Erdrotation
(Corioliskraft, siehe www.dwd.de/lexikon) ausreichend groß und die
Scherung des Windes in verschiedenen Höhen genügend klein, so kann
aus diesen Gewitterclustern ein riesiger Wirbel entstehen und sich
verstärken. Entsprechend bilden sich Wirbelstürme meist nur in den
Tropen oder Subtropen, aber nicht direkt am Äquator aus.

Diese faszinierenden Stürme besitzen verschiedene Bezeichnungen, je
nachdem in welcher Region der Erde sie auftreten. Als "Taifun"
bezeichnet man Wirbelstürme, die über dem Nordwestpazifik und den
angrenzenden Randmeeren und Anrainerstaaten auftreten. Östlich der
Datumsgrenze sowie über dem Nordatlantik spricht man dagegen von
"Hurrikans", über dem Südwestpazifik und dem Indischen Ozean von
"Zyklonen". Eine große Gefahr besteht dabei aber nicht nur durch die
hohen Windgeschwindigkeiten. Häufig kommt es auch zu sehr hohen
Niederschlagssummen, die Überschwemmungen und Erdrutsche zur Folge
haben und immense Schäden verursachen können.

Grundsätzlich unterteilt man tropische Wirbelstürme anhand ihrer
Windgeschwindigkeiten in drei verschiedene Intensitätsstufen: Bei der
"tropischen Depression" handelt es sich um die schwächste Stufe mit
Windgeschwindigkeiten bis 61 km/h. Der "tropische Sturm" bezeichnet
die mittlere Stufe mit Windgeschwindigkeiten bis 117 km/h und ab 118
km/h spricht man von einem "tropischen Wirbelsturm mit Orkanstärke".
Anhand der Saffir-Simpson-Skala lassen sich diese tropischen
Wirbelstürme dann nochmals in Stärkekategorien 1 (schwacher
Wirbelsturm, Windgeschwindigkeiten bis 153 km/h) bis 5 (verwüstend,
Windgeschwindigkeiten über 252 km/h) unterteilen.

Bereits am Montag (29.05.) bildete sich im Golf von Bengalen ein
Zyklon mit dem Namen "Mora", der sich in der Nacht zum heutigen
Dienstag noch weiter intensivierte und gegen Mitternacht in
Bangladesch auf Land traf (siehe Grafik zum Thema des Tages). Dabei
konnten beispielsweise in der Millionenstadt Chittagong (Bangladesch)
bereits Windgeschwindigkeiten von 146 km/h gemessen werden.
Entsprechend lässt sich "Mora" vorübergehend der Stärkekategorie 1
auf der angesprochenen Saffir-Simpson-Skala zuteilen.

Aber auch von heftigen Starkregenfällen geht eine große Gefahr aus.
Denn im heutigen Tagesverlauf zieht der tropische Zyklon weiter
landeinwärts von Bangladesch und dem westlichen Myanmar in die
nordöstlichen Bundesstaaten Indiens. Insgesamt muss in den kommenden
24 Stunden mit Niederschlagssummen von bis zu 150 l/qm, im Stau
einiger Bergregionen sogar bis 300 l/qm gerechnet werden. Da die
Küstenlinie entlang des Golfs von Bengalen zudem sehr flach abfällt,
kann es zu großflächigen Überschwemmungen in der Region kommen. Auch
Sturzfluten und Erdrutsche an Hanglagen sind möglich. Brisant ist
dabei die Tatsache, dass dieses Gebiet eine sehr hohe
Bevölkerungsdichte aufweist. Potenziell sind von dem Zyklon mehr als
150 Millionen Menschen betroffen. Zum Mittwoch schwächt sich Mora
dann weiter ab, wenngleich die Region auch weiterhin von Starkregen
betroffen sein wird.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.05.2017

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