Thema des Tages

25-06-2017 14:40

Regen für alle!?

Nachdem der Frühling im Südwesten und Osten Deutschlands zu trocken
ausfiel, ist es auch im heute 25 Tage alten meteorologischen Sommer
insbesondere im Westen und Süden gebietsweise zu trocken. Im Norden
und Nordosten fiel dagegen viel Regen, sodass dort das Monatssoll für
den Juni zum Teil bereits übererfüllt ist (vor allem von
Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg).

Als Konsequenz des Niederschlagsdefizits hat sich in Teilen der
Republik Trockenheit ausgebreitet (siehe dazu die linke Grafik der
aktuellen Bodenfeuchte unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/6/25.html, Stand vom
24.06.2017). Sie ruft nicht nur Niedrigwasser in den Flüssen hervor,
sondern hat auch die Waldbrandgefahr gebietsweise stark erhöht.
Darüber hinaus sind im Westen und Südwesten sowie Teilen der Mitte
(gelbe und orangene Flächen in der linken Grafik) die Böden stark
abgetrocknet. So liegen die Werte der nutzbaren Feldkapazität (nFK,
einem Maß für die Bodenfeuchte) häufig nur noch bei 30 bis 50 % bei
sandigem Lehm (ein schwerer Boden, der viel Wasser aufnehmen kann)
unter Gras.

Vereinzelt können wie in Thüringen auch schon Werte unter 30 % nFK
beobachtet werden. Bei 30 bis 50 % nFK ist die Wasserversorgung der
Pflanzen noch ausreichend. Bei unter 30 % nFK stehen die Pflanzen
unter dem sogenannten ?Trockenstress?, dann ist mit Ertragseinbußen
zu rechnen ist.

Stellt sich also die Frage, ob der zumindest in einigen Regionen
Deutschlands dringend benötigte Regen in den nächsten Tagen fällt
oder ob die Trockenheit gar weiter zunimmt und bei noch mehr Pflanzen
mit Trockenstress bzw. Ertragseinbußen zu rechnen ist? Ein Blick in
die Vorhersagekarten zeigt, dass der derzeit meist trockenen
Witterung in den kritischen Gebieten in der kommenden Woche ein Ende
bereitet werden soll. Ein neues Tief über den Britischen Inseln
schickt sich an, von Südwesten her feucht-warme Luft zu uns zu
transportieren. Damit werden Schauer und Gewitter ausgelöst, die sich
ab Dienstag deutschlandweit ausbreiten sollen. Sie leiten einen
wechselhaften, feuchten und konvektiv geprägten Witterungsabschnitt
ein, der vermutlich sogar bis zum Ende der Woche anhält.

Dabei sollte fast jede Region in Deutschland Regen abbekommen (siehe
dazu die Vorhersage des akkumulierten Niederschlags bis Montagnacht
in der rechten Grafik von oben). Wie so häufig bei Schauern und
Gewittern gibt es aber keine gerechte Regenverteilung, den einen
trifft es stark, der andere bekommt nur ein paar Tropfen ab. Im
akkumulierten, d.h. aufsummierten Niederschlag bis zum Ende der Woche
sind jedoch landesweit Niederschlagssignale vorhanden. Dabei fallen
in der Fläche zwischen 5 und 40 Liter Regen pro Quadratmeter (l/qm).
Für die eine oder andere Region im Südwesten (beispielsweise in
Rheinland-Pfalz und dem südwestlichen NRW) könnte das nur der
?Tropfen auf den heißen Stein? sein, der am Ende überhaupt nicht
hilft.

In einem Streifen von Schleswig-Holstein bis nach Sachsen sowie im
südöstlichen Bayern können dagegen zwischen 40 und 115 l/qm (wenn es
denn genau so kommt) fallen. Für einigen Regionen in diesem Bereich,
in denen mit Werten von über 80 % nFK bereits eine Überversorgung mit
Wasser und dadurch eine Gefahr von Sauerstoffmangel der Pflanzen
begonnen hat, kehrt sich der Prozess damit sogar um. Dort könnten
demnächst durch den zu erwartenden Regen weitere Pflanzen von
Überversorgung und Sauerstoffmangel betroffen sein.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.06.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst