Thema des Tages

27-06-2017 14:40

Tief "RASMUND" bringt kräftige Gewitter mit Starkregen

Zum Wochenstart wurde am gestrigen Montag, den 26.06.17, meist sehr
ruhig in der Wetterküche gekocht. Gebietsweise zeigte sich die Sonne,
lediglich ein schwacher Ausläufer des von Skandinavien nach Russland
ziehenden Tiefs "QUIRIN" sorgte für etwas dichtere Wolken und örtlich
leichten Regen über der Mitte Deutschlands. Unter Hochdruckeinfluss
wurden in den südlichen Landesteilen erneut Temperaturen von teils
über 30 Grad verzeichnet, an der Station im bayerischen Regensburg
wurden sogar 32,9 Grad Celsius gemessen. Rückseitig des Ausläufers
floss etwas kühlere Meeresluft ein, sodass die Messstationen im
Norden lediglich Werte um 17 Grad Celsius aufzeichneten.

Seit den gestrigen Abendstunden zeigt allerdings Tief "RASMUND", das
sich den Britischen Inseln nähert, seinen zunehmenden Einfluss im
Südwesten Deutschlands. Dort konnten sich am späten Abend in der
einfließenden feucht-warmen Subtropikluft bereits einzelne Gewitter
im Schwarzwald und der Alb sowie im Allgäu entwickeln, die sich im
Laufe der Nacht nordostwärts verlagerten. Dabei ging die Gefahr vor
allem von lokal auftretendem Starkregen aus. An der Station in
Großerlach-Mannenweiler nordöstlich von Stuttgart (Baden-Württemberg)
traten wiederholt kräftige Schauer auf, wodurch innerhalb von sechs
Stunden ganze 33,1 l/qm verbucht wurden. Besonders am Alpenrand
konnte beim Blick auf die Radarbilder zeitweise auch kleinkörniger
Hagel nicht ausgeschlossen werden.

Auch am heutigen Dienstag (27.06.17) wird mit südwestlicher Strömung
feucht-warme und energiereiche Luft in die Südwesthälfte Deutschlands
heran geführt. Dabei muss erneut im Süden, aber auch im Westen mit
teils kräftigen Gewittern gerechnet werden, die vor allem mit
Starkregen, kleinkörnigem Hagel und stürmischen Böen einhergehen und
sich im Tagesverlauf allmählich nordostwärts bis in die mittleren
Landesteile ausbreiten. In der energiereichsten Luft im Süden kann
auch lokal eng begrenzt größerer Hagel nicht ausgeschlossen werden.

Allerdings geht die örtliche Unwettergefahr besonders vom heftigen
Starkregen aus. Als Indikator für die Abschätzung des
Starkregenpotenzials dient dem Vorhersagemeteorologen vor allem das
sogenannte "niederschlagbare Wasser" der Atmosphäre (engl.
?precipitable water?, kurz ppw). Darunter versteht man die Menge an
Wasserdampf, die in einer vertikalen Luftsäule vom Boden bis zum
Oberrand der Troposphäre enthalten ist. Das ppw wird dabei meist in
Millimetern angegeben. Liegen also am heutigen Dienstag im Westen
lokal Werte von etwa 40 mm vor, befinden sich in der Luftsäule vor
Ort etwa 40 Liter Wasser, die dann, wenn sie vollständig ausregnen
und nicht abfließen würden, am Boden auf einer Grundfläche von einem
Quadratmeter 40 mm bzw. 4 cm hoch stehen.

In der Nacht zum Mittwoch sowie am Mittwoch selbst bewegt sich
RASMUND nur sehr langsam von der Stelle und hat sich dann von Irland
über den Ärmelkanal bis nach Tschechien ausgeweitet. So muss
verbreitet mit schauerartigem Regen und teils kräftigen Gewittern
gerechnet werden, wobei örtlich weiterhin unwetterartiges
Starkregenpotenzial besteht, das sich am Mittwoch tagsüber mit seinem
Schwerpunkt aber weiter in die Nordosthälfte Deutschlands verlagert.
Dort werden nach den aktuellen Computerberechnungen am
Mittwochnachmittag ppw-Werte um 45 mm simuliert. Im Westen und
Südwesten fließt hingegen etwas trockenere Luft ein, sodass das
Unwetterpotenzial dort geringfügig sinkt. Allerdings können in der
zweiten Tageshälfte noch einzelne Gewitter auftreten.

Obwohl sich in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag Tief
RASMUND langsam mit seinem Kern über Nordostdeutschland hinweg nach
Polen verlagert, bleibt der Tiefdruckeinfluss über ganz Deutschland
erhalten. So treten immer wieder schauerartige und gewittrige
Regenfälle auf, die teils auch länger anhalten können. Dabei sind
örtlich unwetterartige Niederschlagsmengen weiterhin wahrscheinlich.
Allerdings nimmt die Unwettergefahr von Südwest nach Nordost
allmählich ab.

Am Freitag zieht RASMUND nach Südschweden, wobei sich der Schwerpunkt
der schauerartigen Regenfälle in den Nordosten und Norden verlagert.
Sonst kommt es nur noch örtlich zu Schauern und einzelnen Gewittern.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.06.2017

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