Thema des Tages

18-07-2017 14:40

Schlafraubende Sommernächte

Zum Einstieg in die Thematik bietet sich die Definition einer
Tropennacht an: Dabei darf die Temperatur in dem Zeitraum von 18 Uhr
UTC bis 6 Uhr UTC des Folgetages (während der mitteleuropäischen
Sommerzeit also von 20 Uhr abends bis 8 Uhr des nächsten Morgen)
nicht unter 20 Grad Celsius sinken.

Derlei schweißtreibende Nächte bilden im aktuellen Klima Deutschlands
noch eine Ausnahme. An den meisten DWD-Stationen gibt es im Mittel
weniger als eine Tropennacht pro Jahr (siehe linke Seite Grafik unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/7/18.html). An
einzelnen sehr günstig - manche mögen auch ungünstig sagen -
gelegenen Stationen werden 2 bis 3 jährliche Tropennächte
registriert. Den Spitzenplatz hält die Station Heidelberg mit
durchschnittlich 3,3 Tropennächten pro Jahr (vieljähriges Mittel für
die Periode 1961 - 1990). Dass dieses Mittel nur noch begrenzt
Aussagekraft hat, zeigt der Vergleich mit dem 20 Jahre jüngeren
Klimamittel von 1981 - 2010. In diesem Zeitraum wurden dort
durchschnittlich bereits 4,5 Tropennächte beobachtet.

Doch gerade in den vergangenen Jahren gab es einige Sommer, die
deutlich mehr als nur ein paar Tropennächte zu Stande brachten.
Vielen wird noch der Sommer des Jahres 2003 in Erinnerung sein. In
den besonders warmen Regionen im Südwesten Deutschlands gab es
gebietsweise mehr als 10 Tropennächte. In Kehl bei Straßburg am
Oberrhein waren es derer sogar 21 und in Frankfurt an der Station
Main-Westend immerhin noch 12.

Die derzeitige kurze Hitzewelle im Südwesten Deutschlands sorgt zwar
tagsüber für Höchsttemperaturen von bis zu 35 Grad, die Nächte
verschaffen jedoch meist eine gewisse Erholung mit Tiefstwerten
verbreitet unter der 20-Grad-Schwelle. Nur lokal wird es für eine,
vielleicht auch zwei Tropennächte reichen. Am prädestiniertesten ist
hierfür die Nacht zum Donnerstag. In den Ballungsräumen entlang von
Rhein und Neckar kann die bisherige Sommerbilanz bezüglich dieser
Kennzahl dann etwas "aufgebessert" werden.

Mit der fortschreitenden Erwärmung des Klimas werden solch
schweißtreibenden Nächte in Zukunft immer wahrscheinlicher. Für das
Ende des Jahrhunderts, genauer gesagt für den 30-Jahreszeitraum von
2071 bis 2100 werden von Klimamodellen im Mittel (50. Perzentil;
Erklärung für Perzentile siehe https://youtu.be/h4Za6FhaPgA) im
Norden 2 bis 7 und im Süden 5 bis 15 zusätzliche Tropennächte im
Vergleich zum Mittel der Jahre 1961 bis 1990 simuliert (siehe rechte
Seite Grafik). Einige Modellberechnungen zeigen sogar bis zu 30
zusätzliche Tropennächte, siehe dazu das 85. Perzentil. Grundlage für
die Berechnungen ist hierbei das A1B Szenario, das eine ausgewogene
Nutzung aller Energiequellen annimmt. Die Grafik entstammt dem
Klimaatlas, zu finden unter: http://www.dwd.de/klimaatlas

Dort finden Sie auch weitere Grafiken zu verschiedenen Parametern
bzw. Kennzahlen.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.07.2017

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