Thema des Tages

20-07-2017 14:40

Die Wetterküche sorgt weltweit für Aufsehen!

Am heutigen Donnerstag soll der Blick über den Globus schweifen und
einzelne markante, teils auch rekordverdächtige Wetterereignisse
beleuchten:

Südamerika:
Den Startschuss geben wir in Südamerika, wo in der Südhälfte im
dortigen Südwinter ungewöhnlich tiefe Temperaturen das Leben
erstarren ließen. In der Nacht zum Dienstag sank die Lufttemperatur
verbreitet auf Werte unter den Gefrierpunkt. In Argentinien lagen nur
einzelne küstennahe Regionen sowie der äußerste Süden im niedrigen
positiven Temperaturbereich. Auch in Paraguay und Uruguay herrschten
Tiefstwerte um bzw. unter dem Gefrierpunkt vor. Selbst im Süden
Brasiliens sanken die Werte an 12 offiziellen Wetterstationen in den
Frostbereich. Auch in der Nacht auf Mittwoch wurden von Bolivien und
dem Süden Brasiliens bis nach Feuerland Tiefstwerte zwischen kalten
-5 und +8 Grad gemessen. Gerade Argentinien und Chile kämpfen schon
seit mehreren Tagen mit dieser ungewöhnlichen Kälte. In der Nacht auf
Sonntag wurden beispielsweise auf 845 Metern Höhe an der Station
"Carlos de Bariloche" im Süden Argentiniens -25 Grad gemessen. Auch
tagsüber stiegen die Temperaturen in Argentinien und Uruguay sowie in
Teilen Chiles vorübergehend nur auf Maxima von 2 bis 14 Grad, im
höheren Bergland herrschte Dauerfrost. Zu den niedrigen Temperaturen
wurde in Argentinien und Chile sogar abseits der Berge etwas Schnee
gesichtet, was dort ein außergewöhnliches Ereignis ist. In Santiago
de Chile soll es bei Temperaturen um 0 Grad die stärksten Schneefälle
seit 46 Jahren gegeben haben und es kam vielerorts zu Stromausfällen
durch umgestürzte Bäume.

Karibik:
Mit einem Schwenk nach Norden gelangen wir in die Karibikregion. Dort
drehte der kleine Tropensturm "DON" seine Kreise und bedrohte diverse
Karibikinseln. Er verlagerte sich langsam westwärts und überquerte
zunächst die Regionen um Grenada und Tobago. Da sich DON jedoch nicht
weiter entwickelte und stattdessen wieder abschwächte, wurde er
schließlich nicht als Hurrikan eingestuft. Die größte Gefahr ging von
den ergiebigen Regenfällen aus.

Pazifik:
Weiter westlich im Pazifik geht es dagegen schon deutlich mehr zu
Sache. Gleich drei tropische Stürme ziehen dort ihre Bahnen. Am
stärksten braust dort Hurrikan "Fernanda" über das Meer. Dabei
produzierte Fernanda bei einem Kerndruck von 987 hPa Böen von
Orkanstärke (größer 118 km/h). Ihre weitere Zugbahn wird wohl unter
Abschwächung nördlich an Hawaii vorbeiführen. Gefolgt wird "Fernanda"
vom tropischen Tief "Eight-E" und dem tropischen Sturm "Greg". Vor
allem "Greg" konnte sich ebenfalls schon deutlich intensivieren. Bei
einem Kerndruck von etwa 1005 hPa sind derzeit Windspitzen bis 100
km/h möglich.

Spanien:
Aber auch in Europa geht es beim Wetter hoch her. Gleich in mehreren
Regionen wurden extreme Wetterereignisse in den vergangenen Tagen
registriert. In Spanien schwitzten die Menschen in diesem Sommer
nahezu täglich. Seit dem 11. Juli hat eine Hitzewelle weite Teile
Spaniens erneut im Griff. Vielerorts stiegen die Temperaturen auf
Werte über 40 Grad. Auch am Dienstag, den 20. Juli, lagen die
Höchstwerte in Spanien verbreitet noch zwischen 35 und 42 Grad. Den
Höhepunkt hatte die Hitzewelle am 13. Juli, als in "Montoro"
beispielsweise ein Maximum von 47,3 Grad gemessen wurde (Spanischer
Rekord). In Cordoba wurden gleichzeitig 47,0 Grad registriert.

Türkei:
In anderen Teilen Europas dominieren dagegen Blitz und Donner mit
sämtlichen Begleiterscheinungen das Wetter. Im Westen der Türkei
haben beispielsweise heftige Gewitter zu Überschwemmungen und
beispielsweise in Istanbul einem Verkehrschaos geführt. Innerhalb von
kurzer Zeit fielen dort bis zu 80 Liter pro Quadratmeter vom Himmel.
Einige Straßen standen bis zu einem Meter tief unter Wasser. Die
Regenfluten rissen sogar Autos mit.

England:
Auch im Süden von England wüteten kräftige Gewitter mit heftigem
Starkregen. Betroffen waren vor allem der Raum London sowie Cornwall,
wo dutzende Häuser evakuiert werden mussten, als sich nach einem
heftigen Gewitter an der Südküste eine massive Flutwelle durch den
Ort Coverack schob.

Benelux und Deutschland:
Am gestrigen Mittwoch erwischte es schließlich auch Belgien, die
Niederlande und Deutschland. In der schwülheißen Luftmasse
entwickelten sich schwere Gewitter, die sich teilweise zu einer
Gewitterlinie organisierten und ostwärts über die genannten Länder
hinwegzogen. Dabei setzen die Gewitter gebietsweise ganze Landstriche
unter Wasser oder bedeckten diese mit einer weißen Hagelhülle. Vor
allem im Rheinland zwischen Duisburg und Bonn schüttete es wie aus
Eimern. In Köln, Leverkusen und Haan-Gruiten (alle NRW) fielen dabei
über 50 Liter Regen pro Quadratmeter in weniger als einer Stunde. Die
Station Köln-Stammheim meldete schließlich 95 Liter in 18 Stunden.
Aber auch in Bayern, Thüringen und Hessen wurden lokal Regenmengen
über 30 Liter pro Quadratmeter in wenigen Stunden registriert.
Größerer Hagel fiel regional ebenfalls vom Himmel. Vielerorts wurden
Hagelkörner mit einem Durchmesser von 2 bis 4 cm beobachtet. Laut
Radarinformation waren lokal begrenzt aber durchaus Größen bis 7 cm
wahrscheinlich. Zudem wehte der Wind mit Spitzengeschwindigkeiten bis
100 km/h. Am Flughafen Köln-Bonn wurden beispielsweise Böen von 94
km/h gemessen. Getoppt wurde dieser Wert noch vom Brocken, auf dem
zwischenzeitlich Böen bis 118 km/h auftraten.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.07.2017

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