Thema des Tages

23-07-2017 14:40

Der Herbst im Juli? - Tief "Zlatan" auf dem Weg nach Osten!

Die derzeitige und noch bevorstehende Witterungsperiode steht voll
und ganz im Zeichen von Tief "Zlatan"! Dieser tummelte sich schon
seit mehreren Tagen im Bereich der Britischen Inseln, bevor er sich
nun doch entschieden hat, nach Osteuropa weiter zu wandern. Schon in
der Nacht zum Sonntag überquerte schließlich dessen Kaltfront weite
Teile des Landes und ging mit teils kräftigen Gewittern einher.
Rückseitig fließt nun auf der Südflanke von "Zlatan" kühlere
Atlantikluft nach Deutschland, welche die schwülwarme und mit viel
Feuchte angereicherte Luft zunehmend nach Osten abdrängt. Am heutigen
Sonntagvormittag waren nur noch im Nordosten sowie äußersten Südosten
letzte Reste dieser Luftmasse zu finden. Doch die Gewitterlinie
entlang des Tiefausläufers macht stetig Raum nach Osten gut, sodass
auch dort im Tagesverlauf die kühlere Luft die Oberhand gewinnen
sollte.

Wer nun von einem ruhigen und kühleren Witterungsabschnitt träumt,
wird jedoch enttäuscht sein. Denn schon im Tagesverlauf kommen im
Nordwesten und Norden erneut Schauer und auch einzelne Gewitter auf.
Dort schiebt sich in Höhe kalte Luft übers Land und labilisiert somit
die Schichtung der Troposphäre, sodass vertikale Umwälzungen in Kraft
gesetzt werden. Die Gewitter entsprechen eher typischen
Kaltluftgewittern und sind nicht mit den kräftigen Blitzspektakeln
der letzten Tage zu vergleichen. Auch Richtung Alpen können sich im
heutigen Tagesverlauf gebietsweise Gewitterwolken auftürmen. Die
größten Chancen auf ruhiges und teils sonniges Wetter gibt es vom
Oberrhein bis nach Sachsen. Diese freundliche Phase sollte auch
genutzt werden. Denn im Westen stehen schon wieder dichte
Wolkenfelder vor der Tür.

Mit Durchzug von Tief "Zlatan" setzen schließlich länger anhaltende
und teils ergiebige Regenfälle ein. Bis Freitag hat es die Sonne
schwer und kommt wohl nur lokal sowie zeitlich begrenzt mal zum
Vorschein. Dagegen dürften sich einige Flüsse deutlich füllen. Zwar
ist eine genaue regionale Einordnung aufgrund der Modellunterschiede
noch unsicher, dennoch zeichnen sich schon Schwerpunkte ab. Zunächst
soll es wohl in Teilen Nordrhein-Westfalens und von Rheinland-Pfalz
reichlich Niederschlag geben. Als nächstes kommen die Bereiche im
Südosten und Osten Bayerns dran. Auch dort sind größere Regenmengen
zu erwarten. Schließlich trifft es auch die Länder Thüringen und
Sachsen sowie evtl. auch die Regionen im Süden Brandenburgs und
Nordosten Bayerns.

Insgesamt soll es bei nur kurzen Unterbrechungen bis Donnerstagabend
vielerorts kräftiger und länger anhaltend regnen. Derzeit sind
bevorzugt im Westen des Landes sowie Teilen Bayerns, Sachsens und
Thüringens 48 stündige Regenmengen bis 100 Liter pro Quadratmeter
möglich. Etwas außen vor scheint der Norden des Landes zu sein. Dort
sind nur ab und zu einzelne Schauer zu erwarten. Dagegen kann die
Wolkendecke auch größere Lücken bekommen und die Sonne entsprechend
scheinen.

Neben dem Regen bringt uns Tief "Zlatan" auch eine frische Brise mit.
Der Wind lebt überall auf und weht in Böen meist stark, örtlich sind
Windböen der Stärke 7 möglich. Im Bergland muss teils mit stürmischen
Böen oder Sturmböen gerechnet werden.

Bei vielen Wolken und Dauerregen kommen auch die Temperaturen nur
schwer in Gang. Die recht kühle Atlantikluft kann somit nur selten
durch die Sonnenstrahlen erwärmt werden. Daher sind bis Freitag eher
herbstlich anmutende Höchstwerte zwischen 15 und 24 Grad an der
Tagesordnung. Einen Hoffnungsschimmer gibt es für das kommende
Wochenende. Dann soll "Zlatan" nach Osten abgezogen sein und sich
Zwischenhocheinfluss durchsetzen.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.07.2017

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