Thema des Tages

31-07-2017 14:40

Hitze und Schwüle

Die Nacht zum gestrigen Sonntag wurde verbreitet im Ruhrgebiet, die
vergangene Nacht in Teilen Mitteldeutschlands sowie im Berliner Raum
als "warm und stickig" empfunden. Man schlief schlecht, denn die
Temperatur sank nicht unter die 20-°C-Marke. In diesem Falle spricht
man im klimatologischen Sinne von einer "Tropennacht". Spitzenreiter
mit den höchsten nächtlichen Temperaturminima innerhalb des
DWD-Messnetzes waren gestern die Station Köln-Stammheim mit 21,8 °C
und heute früh im sachsen-anhaltischen Holzdorf (Flugplatz) mit 20,2
°C. Im relativ kühlen Mitteleuropa treten Tropennächte innerhalb von
Hitzewellen auf und sind im statistischen Mittel eher selten.

Auch in den kommenden Nächten ist im Süden und Osten noch mit
"tropischen Temperaturen" zu rechnen, und erst recht am Tage! Der
Deutsche Wetterdienst warnt für heute und morgen vor Hitze im Süden
und Osten Deutschlands. Mensch und Natur leiden unter der Hitze,
insbesondere die "Schwüle" kann unser Wohlbefinden erheblich
beeinträchtigen. Schwüle charakterisiert die Behinderung der
Fähigkeit des menschlichen Körpers, über Verdunstung (Schwitzen)
Wärme an die Umgebung abzugeben. Bei hoher Luftfeuchte kann Wärmestau
zu Hyperthermie und im Extremfalle zu lebensbedrohendem Hitzschlag
führen.

Wann aber ist es schwül? Schwüle ist ein subjektives Empfinden, es
gibt keine eindeutige, meteorologisch fundierte Definition. Man kann
aber eine "Schwülegrenze" anhand einer Kombination von Werten im
Temperatur-Feuchte-Milieu festlegen. Ausgangspunkt einer
vereinfachten Betrachtung ohne die Berücksichtigung von
Wärmestrahlung, Luftbewegung sowie körperlicher Aktivität ist ein
absoluter Wert, und zwar ein Dampfdruck von 18,8 hPa, der einem
Taupunkt von 17 °C entspricht.

Je höher die Lufttemperatur ist, desto geringer wird die zur
Realisierung eines Dampfdruckes von 18,8 hPa notwendige relative
Feuchte. Bei einer aktuellen Temperatur von ca. 17 °C beträgt der
Sättigungsdampfdruck gerade 18,8 hPa, d.h. es müssen etwa 100 %
relative Feuchte herrschen, um Schwüle zu erreichen. Bei 20 °C werden
immerhin 80 %, bei 30 °C noch 44 % und bei 40 °C nur ca. 25 %
relative Luftfeuchte benötigt, um das Milieu als schwül zu empfinden.


Auf der unten stehenden Karte finden Sie eine numerische Prognose der
bis 18:00 Uhr UTC (20:00 Uhr MESZ) erwarteten Tageshöchsttemperaturen
für den morgigen Dienstag, den 1. August 2017. In Bayern sind bis zu
37 °C zu befürchten! Man beachte außerdem die vom Saarland bis zur
Uckermark verlaufende, fette rote 30-°C-Isotherme, die von einem
breiten Streifen mit Temperaturen zwischen 25 °C und 29 °C gesäumt
wird. Dieser Saum begrenzt die derzeit in Mitteleuropa dominierende
kontinentale Warmluftmasse. Weiter nordwestlich liegt deutlich
kühlere, frische Meeresluft.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.07.2017

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