Thema des Tages

01-08-2017 14:40

Gewitter - Nach- und "Vor"-lese

Das "Thema des Tages" am gestrigen Montag drehte sich u.a. um Hitze,
das des vorgestrigen Sonntags u.a. um Gewitter. Da drängt sich das
Thema "Hitzegewitter" förmlich auf. Bevor hier aber die Frage geklärt
werden soll, ob es sich bei den heute (1.8.) zu erwartenden Gewittern
um Hitzegewitter handelt, erstmal ein kurzer Blick zurück in die
vergangene Nacht.

Schließlich hat es in der Nacht schon in einem breiten Streifen von
der Saar und der Eifel im Westen bis nach Mitteldeutschland im Osten
ordentlich gewittert. In der entsprechenden Grafik sind dabei zwei
Informationen enthalten: die Niederschlagsmengen und die höchsten
Windgeschwindigkeiten.

Die Niederschlagsmengen sind dabei gleich "doppelt" vertreten. In der
Fläche sind die aus Radardaten abgeleiteten 12-stündigen Regensummen
für den Zeitraum von 20 Uhr am gestrigen Abend bis heute Morgen um 08
Uhr dargestellt. Ergänzt werden diese durch Beobachtungsdaten aus
unserem Messnetz, die als Zahlenwerte (ohne Rahmen) auf den
Farbflächen liegen.

Es fällt auf, dass die stärksten Niederschläge einerseits in Hunsrück
und Taunus, andererseits in einem Streifen vom Westerwald bis in den
Norden Thüringens aufgetreten sind. Das Muster der
Niederschlagsfelder sowie die Niederschlagsspitzen gibt das Radarbild
sehr schön wieder. Im unserem Messnetz war die Station mit dem
bezeichnenden Namen WETTER (Hessen) mit 45 mm (Liter pro
Quadratmeter) führend. Auf dem zweiten Platz folgte HAHN im Hunsrück
mit 41 mm. Anhand des Radarbildes lässt sich aber erkennen, dass es
lokal noch höhere Regensummen gegeben hat.

Die Informationen zu den höchsten Windgeschwindigkeiten sind als
Zahlenwerte abgebildet, wobei die entsprechenden Werte schwarz
hinterlegt und in km/h angegeben sind. Mit 112 km/h wurde in
IDAR-OBERSTEIN die stärkste Böe gemessen.

Es fällt auf, dass die höchsten Windgeschwindigkeiten auf der
Südflanke und meist etwas abseits der stärksten Niederschläge
aufgetreten sind. Die Gründe dafür liegen einerseits in der
Orografie, andererseits aber auch in der Dynamik der Gewittersysteme.
Diese Trennung der sogenannten Begleiterscheinungen der Gewitter
bedeutet auch eine Trennung des Schadenspotentials. Salopp gesagt:
Dort, wo die Keller vollgelaufen sind, war die Gefahr durch
umstürzende Bäume gering.

Und heute? Hitzegewitter? Von einem Hitzegewitter spricht man, wenn
sich der Boden und über diesen auch die unteren Luftschichten durch
Einstrahlung so stark aufheizen, dass die heiße Luft nach oben steigt
und dadurch ein Gewitter entsteht. Bei der Entwicklung der heutigen
(Unwetter-) Gewitter spielen aber auch andere Faktoren (ein
Tiefdruckgebiet, eine Luftmassengrenze, die Höhenströmung u.a.) eine
Rolle, so dass es sich nicht um klassische Hitzegewitter handelt.

Mit anderen Worten: Heute erwarten uns trotz Hitze keine
(klassischen) Hitzegewitter.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.08.2017

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