Thema des Tages

04-08-2017 14:40

Volltreffer für die "Siebenschläfer"?

Erinnern Sie sich? Anfang Juli berichteten wir an dieser Stelle über
die ?Siebenschläfer-Regel?, eine der bekanntesten Bauernregeln
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/7/3.html). Sie
besagt, "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben
Wochen lang bestellt." Zwar macht es keinen Sinn einen einzelnen Tag
als Lostag für eine längere Prognose heranzuziehen, doch statistische
Untersuchungen haben ergeben, dass die Wetterlage, die sich Anfang
Juli einstellt, für mehrere Wochen im Wesentlichen erhalten bleibt.
Wenn man die Bauernregel also etwas weiter fasst, hat sie durchaus
eine beachtliche Trefferquote.

Nun, Anfang August, wollen wir die ersten gut fünf Wochen des
?Siebenschläferzeitraums? schon mal Revue passieren lassen und die
Frage beantworten, ob die Siebenschläfer-Regel auch diesmal einen
Treffer landen konnte.

Die Wetterlage Ende Juni bis Anfang Juli war charakterisiert durch
relativ persistenten und ungewöhnlich kräftigen Tiefdruck über Nord-
und Nordwesteuropa. Als Konterpart fungierte ein Azorenhoch, meist am
angestammten Platz über den portugiesischen Atlantikinseln.
Dazwischen stellte sich folglich eine Strömung aus überwiegend
westlichen Richtungen ein, mit der maritim geprägte, also eher
feuchte Luftmassen nach Mitteleuropa geführt werden konnten. Die
Polarfront , also die Frontalzone, die Kaltluft aus der Polarregion
von Luft der gemäßigten Breiten trennt, konnte aufgrund des
großräumigen Strömungsmusters vor allem über Mitteleuropa immer
wieder sehr weit nach Süden aus- und so auch auf Deutschland
übergreifen. Daraus resultierte ein insgesamt sehr unbeständiger und
teils sehr niederschlagsreicher Wettercharakter. Man erinnere sich
nur an die unwetterartigen Starkniederschläge im Osten Deutschlands
am 29. Juni, als beispielsweise in Berlin fast 200 Liter pro
Quadratmeter Regen fielen. Ungleicher ging es bezüglich des
Temperaturniveaus zu. Die Südhälfte profitierte zumindest phasenweise
von sehr warmer Subtropikluft, so konnte sich vom 5. bis zum 9. Juli
dort eine kurze Hitzewelle einstellen. Ansonsten dominierte meist nur
mäßig-warme Atlantikluft.

Und tatsächlich, in den darauffolgenden 4 bis 5 Wochen änderte sich
an der großräumigen Luftdruckverteilung relativ wenig, vor allem wenn
man über den Zeitraum mittelt. Nordwest- und Nordeuropa verblieben
also meist unter Tiefdruckeinfluss, wodurch richtiges Sommerwetter
dort bis dato fast komplett ausblieb. Das Azorenhoch konnte zwar
immer wieder Ableger nach Mitteleuropa schicken, die daraus
resultierenden Hochdruckgebiete konnten dem ?Druck? der atlantischen
Tiefdrucksysteme aber meist nur vorübergehend Stand halten. Somit
wechselten sich freundlich-warme und durchwachsen-kühle Phasen ab,
wobei die freundlichen Phasen besonders im Süden länger und heißer
ausfielen als im Norden. Auch der Trend zu teils sehr
niederschlagsintensiven Wetterlagen bestätigte sich. So erlebten
viele Regionen in Deutschland in der vorletzten Juliwoche eine
denkwürdige Dauerregensituation, die z. B. an den Flüssen im Süden
Niedersachsens zu einer extremen Hochwasserlage führte.

Ein Blick auf die Simulationen der Wettermodelle am heutigen
Freitagmorgen lassen den Schluss zu, dass "zonale" Großwetterlagen,
die über Mitteleuropa von einer westlichen Strömung geprägt sind,
auch bis in die zweite Augustdekade hinein mit hoher
Wahrscheinlichkeit dominieren werden. Demnach sieht es sehr nach
einem weiteren Volltreffer der Siebenschläfer-Regel aus, der ihre
Aussagekraft nur noch weiter unterstreicht- zumindest wenn man sich
auf den groben Witterungsablauf des betrachteten Zeitraums
beschränkt. Exakte und ortsbezogene Wetterprognosen sollten dann aber
doch lieber den Meteorologen obliegen, die die Berechnungen der
Wettermodelle interpretieren.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.08.2017

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