Thema des Tages

11-08-2017 14:40

Aquaplaning

Aquaplaning (von lat. aqua ? "Wasser" und lat./engl. planare/plane ?
"glätten, ebnen, gleiten") gehört mit zu den gefährlichsten
Situationen, in die man als Autofahrer oder Motorradfahrer geraten
kann. Damit Aquaplaning entsteht, muss es so stark oder langanhaltend
regnen, dass das Wasser nicht von der Fahrbahn abfließen kann,
sondern mehrere Millimeter hoch auf dieser steht und so große Pfützen
oder ?Seen? in Spurrinnen und Vertiefungen der Straße oder in Senken
zwischen zwei Hügeln bildet. Wenn dann das vom heranrollenden Reifen
verdrängte Wasser auf der Fahrbahn nicht schnell genug abfließen
kann, schiebt sich das stehende Wasser wie ein Keil unter die
Reifenaufstandsfläche der Vorderräder, mitunter sogar der Hinterräder
(vgl. Abbildung). Dadurch verlieren die Räder den direkten Kontakt
zur Straße, da sie die Wasserschicht nicht mehr durchdringen können.
Dann können auch Lenk- und Bremskräfte nicht mehr oder kaum noch
übertragen werden.

Für die Entstehung von Aquaplaning gibt es eine Vielzahl von
Einflussfaktoren:

Als erstes ist sicherlich die Geschwindigkeit zu nennen. Je höher
diese ist, umso größer ist die Aquaplaninggefahr. Sie ist der einzige
Faktor, den der Autofahrer bei Gefahr von Aquaplaning unmittelbar
beeinflussen kann.

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor, der im Endeffekt auch durch
die meteorologischen Gegebenheiten (im Sinne von Niederschlagsmenge
pro Zeiteinheit) determiniert wird, ist die Dicke des Wasserfilms,
denn mit wachsender Höhe des Wasserfilms steigt die
Aquaplaninggefahr.

Ebenfalls von großer Bedeutung ist der Reifen. Je schlechter das
Profil (Form und Tiefe) des Reifens und je breiter der Reifen ist,
desto eher neigt er zu Aquaplaning. Aus fahrdynamischen
Gesichtspunkten ist es besser, die Reifen mit dem besten Profil auf
der Hinterachse zu montieren. Ebenso wirkt sich zu geringer
Reifendruck negativ aus, da sich wegen der größeren Kontaktfläche der
Anpressdruck des Reifens verringert und sich so ein Wasserkeil
leichter unter die Reifenaufstandsfläche schieben kann. Zudem
erschwert eine durch niedrigen Reifendruck bedingte Neigung der
Aufstandsfläche nach innen das seitliche Verdrängen des Wassers.

Weiterhin haben Bauart und Belag der Fahrbahn, der Zustand der
Stoßdämpfer und zu einem geringen Teil auch das Fahrzeuggewicht sowie
die Lastverteilung auf Vorder- und Hinterräder einen Einfluss auf die
Entstehung von Aquaplaning.

Falls einmal Aquaplaning auftritt, kann man durch relativ einfache
Maßnahmen versuchen, die Folgen abzumildern. So sollte man nicht
bremsen, da ein gebremstes Rad während des Aufschwimmens blockieren
und den Wasserkeil nicht mehr überrollen kann. Dadurch wird die
Aquaplaningphase nur verlängert und im Fall, dass das blockierte Rad
wieder Bodenkontakt erhält, kann es zum Ausbrechen des Fahrzeugs
kommen. Stattdessen sollte man den Fuß nur vom Gas nehmen und die
Kupplung treten bzw. bei Automatik in den Leerlauf schalten. ESP, ABS
und Allradantrieb können Aquaplaning nicht verhindern. Ersteres
drosselt lediglich die Motorleistung auch gegen den Willen des
Fahrers und trägt nach Aquaplaningende dazu bei, ggf. die Stabilität
des Fahrzeugs wiederherzustellen. Weiterhin sollte man anstelle von
starkem Gegenlenken das Lenkrad möglichst gerade halten und bei
seitlichem Abdriften nur leicht gegenlenken.

Insbesondere dort, wo der Deutsche Wetterdienst vor Starkregen (ob
nun mit oder ohne Gewitter) warnt, sollten Sie beim Fahren besondere
Vorsicht walten lassen und Ihre Fahrweise der vor Ort herrschenden
Situation anpassen. Dabei hilft es, nach größeren Wasseransammlungen
auf der Straße und deutlichen Fahrspuren der vorausfahrenden
Fahrzeuge Ausschau zu halten. Starkregen tritt häufig nur lokal eng
begrenzt auf, sodass das Areal, das potenziell von Aquaplaning
betroffen ist, oft nur relativ klein ist.

M.Sc. Met. Stefan Bach
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.08.2017

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